spielen und dann zum Mittagessen bleiben. Dann setzten wir
uns, nachdem wir die grölste Hitze abgewartet batten, an das
Meeresufer auf die Terrassen, deren.Boden von Sklaven begossen
wurde, um durch die Ausdünstung des Wassers grö-
fsere Kühlung hervorzurufen. Es wurden Nachrichten über
den Stand der Cholera eingezogen, und lebhafte, Gespräche
und Erzählungen flogen von Mund zu Mund. Eine Stunde
vor Sonnenuntergang kam auch der Gouverneur Soliman Bey
zum Besuch; auf Zureden meines Wirthes blieb ich noch
einige Zeit, obgleich mir der Gouverneur unangenehm war.
Ich sah einer Schachpartie zu, verliefs aber noch vor Beendigung
derselben die Gesellschaft, um mich in meine eigene
Wohnung zu begeben. Die Abendluft war etwas kühler als
sonst, doch hielt mich dies nicht ab, meine Ruhestätte unter
dem gestirnten Himmelszelte zu wählen. Unter Gedanken an
die Heimath, mit Plänen über die Weiterreise beschäftigt und
von Erinnerungen an die überstandenen Erlebnisse umgaukelt,
schlummerte ich endlich ein.
Mittwoch, den 28. Juni 1865. Durch das schrille Geheul
von Klageweibern sehr zeitig erweckt, konnte ich nicht wieder
einschlafen und bereitete mir selbst, noch vor Sonnenaufgang,
mein Frühstück. Ich hörte, dafs auf der anderen Seite
der Strafse, unserem Hause etwa gegenüber, ein älterer Mann
an der Cholera gestorben sei und sah um neun Uhr Morgens,
wie der Leichnam, in einer Decke' gehüllt, an das Meer getragen,
in einen Kahn gelegt, zu der allgemeinen Begräbnifsstätte
an das Festland gefahren und ohne viele Ceremonien in möglichster
Eile dort in eine seichte Grube befördert wurde. Die
Gäste in dem Kaffeehause safsen, als ich eintrat, einzeln, oder
in kleinen Gruppen auf den Matten, nur von der weitere Dimensionen
annehmenden Seuche redend, von der auch der
Besitzer des Kaffeehauses ergriffen worden war.
Donnerstag, den 29. Juni 1865. Nach einer unruhigen
Nacht stand ich sehr zeitig auf, revidirte mein Gepäck und
ging dann nach dem Kaffeehause. In dessen Nähe nahm ich
ein Seebad und verbrachte eine Weile dort in Beobachtungen.
Darauf kaufte ich von einem griechischen Händler eine
Flasche Kognak, da Herr K., von dem ich bisher aufser anderen
Gegenständen auch dies Getränk, das ich dem Thee und
Trinkwasser beizumischen pflegte, gekauft hatte, mir trotzdem,
dafs ich es theuer bezahlen mufste, nicht zur bestimmten
Zeit übersendete. Danach ging ich zu Mumtas Efendi,
fand dort meinen Reisegenossen, und wir blieben zum Mittagessen
in dem gastlichen Hause. Nach demselben ging mein
Gefährte fort, ich blieb allein bei meinem freundlichen Wirth,
auf Teppichen und Kissen gebettet, der Ruhe pflegend. Das
Zimmer, worin ich mich befand, war wohl über zwanzig Fufs
hoch und dreifsig Fufs lang, hatte dicht vergittert6 Fenster,
mit, der Aussicht auf das Meer, und seine weifsen Wände waren
mit allerlei Arabesken verziert. Hier habe ich in den späteren
Tagen so manche-Stunde verlebt, und dies sind die
einzigen angenehmeren Erinnerungen, welche mir von Saua-
kin im Gedächtnifs gebheben.
Später fanden sich noch einige Gäste zum Besuche ein,
nachdem wir länger, wie gewöhnlich, in dem Schatten des
Hauses an dem Meeresufer gesessen, nahm ich Abschied von
Mumtas Efendi. Er sprach den Wunsch aus, dafs ich in seinem
Hause ganz Wohnen sollte; ich lehnte dieses freundschaftliche
Anerbieten ab, versicherte jedoch, dafs ich gern den
gröfsten Theil der Tage, während welcher ich noch in Sauakin
bleiben würde, hier zubringen werde. In meiner Wohnung
war die Hitze noch sehr grofs und die Ausdünstung der vielen
Thiere zu unangenehm, als dafs ich hätte bleiben können.
Ich ging in das Kaffeehaus, und safs dort am Meere, bis lange
nach Sonnenuntergang die kühle Nachtluft und zunehmende
Dunkelheit mich an die Rückkehr in meine Wohnung erinnerten.
te
Freitag, den 30. Juni 1865. Der Himmel war sehr bewölkt,
die Gebirge in Wolken gehüllt und erst um zehn Uhr Morgens
kam die-Sonne hervor. Kaum kühlte ein leichter Süd-Wind
die drückende Luft. In der ersten Morgenstunde machte ich in
dem Zollhause einen Besuch und ging dann zu Mumtas Efendi,
wo ich herzlich bewillkommnet und wie ein Freund aufgenommen
wurde. In der Empfangshalle, einer Art grofsen Kor