unter ihnen kund, während die älteren, auf den Steinblöcken
hockend, mit ihren rothen Gesichtern und weifsbehaarten
Köpfen uns immer noch aufmerksam beobachteten. ’ An
einer Flufsbiegung verlor ich die stillsitzenden Alfen-Wachtposten
aus dem Gesicht und bald waren wir auch an der Stelle
angelangt, wo wir immer NNO. -Richtung im Auge behaltend,
das Bett des Ghor el Langheb verlassen mufsten. Die Kameel-
treiber überbrachten mir hier einige kleine, in dem glitzernden
Sande gefundene Natron- und Salzstückchen. Von diesen
Bestandteilen schien der Boden eine gO rofse BeimischungO
zu haben, das Gleiche bezeugte der Geschmack des nicht fern
davon geschöpften Brunnenwassers. Die Ufer des Chor el
Langheb schienen in der Zeit, wo ich dort reiste, wenig bewohnt
zu sein, jene Eingeborenen, welchen ich begegnete, hatten
im Vergleiche mit denen der Bewohner von Filik und Ma-
man nur kleine Ziegen- und Rindviehheerden. In einer Biegung
erstiegen wir die Ufer des nach SO. sich wendenden
Chor el Langheb, wo er sich, wie der weithin sichtbare grüne
Palmenstreifen zeigte, in vielen Windungen zwischen den Bergen
verlor. Dicht vor Tokar, mit dem Chor el Barka vereinigt,
ergiefst er sich in das Rothe Meer. Der Boden nahm
wieder einen hügeligen, steppenartigen Charakter an und ermüdete
durch seine Eintönigkeit. Erst nach einiger Zeit wurde
unser Interesse wieder erregt durch den Anblick mehrerer
Grabstätten, die dicht mit grofsen Steinen bedeckt waren, um
die dort ruhenden Todten vor den gefräfsigen Hyänen zu bewahren.
Die Kameeltreiber erzählten, dafs die nahen, räuberischen
Bergbewohner vor wenigen Jahren hier eine Kara-
vane überfallen, nach ihrer Plünderung ihre getödteten Kameraden
hier begraben und auf jene Weise vor dem Ausscharren
geschützt hätten.
Das Langheb-Gebirge mit dem gleichnamigen Chor wendet
sich nun nach SO. und OSS., die Felspartieen an seinen
Abhängen sind höchst malerisch, an einigen Punkten erinnerte
mich die Bildung des Gesteines sogar an die romantische Gegend
des herrlichen Rheinflusses, an den Drachenfels und
Rolandseck. Jetzt war die Gegend menschenleer, aber zu
Ende der Regenzeit müssen die buschigen Ufer des Langheb,
wenn sich das Wild in Menge, eihfmdet und die Eingeborenen
mit ihren Viehheerden an das Wasser herabsteigen, dem wandernden
Beschauer ein viel lebendigeres Bild darbieten. Mit
dem Wechsel der Jahreszeiten, der hier so bestimmt eintritt,
verändert sich auch der Charakter der Landschaft schon nach
wenigen Tagen. Zwei Stunden warqn wir von dem Ufer des
Chor el Langheb entfernt, als unter einigen geringen Schatten:
gebenden Schirmakazien die Kameele abgeladen würden.
Von unserem Lager aus war jetzt nach Norden zu das
kahle,'.dunkelfelsige Gebirge Uriba zu sehen. Dasselbe schien
etwa zwei- bis dreitausend Fufs hoch, also höher wie die
Langheb-Berge und fünf bis sechs Stunden entfernt zu sein.
Die Ebene um mich her war sandig und steinig, mit mageren
Gräsern nur dürftig bewachsen, ein niedriger verwitterter
Felsen erhob sich auf diesem Plateau nicht weit von unserer
La gerstelle. Die Kameeltreiber hatten wieder keine Lust, weiter
zu gehen, und so blieben wir die Nacht daselbst. Einige
der Leute gingen mit zwei Dienern, meines Reisegefährten
wdeder an den Chor el Längheb zurück, um noch einige, leere
Lederschläuche mit Wasser zu füllen, während ich die nahen
Felsen erkletterte und dort die Umgegend betrachtete.,
Mittwoch, den 24. Mài 1865. Die Karavane war etwa
eine Stunde nach Sonnenaufgang zur Weiterreise bereit, und
in NNO.-Richtung näherten wir uns nunmehr dem mächtigen
Uriba-Gebirge. Hier möchte ich bemerken, dafs die Haden-
doa ein Gebirge überhaupt mit dem Worte Urba bezeichnen,
Uriba dürfte bei ihnen vielleicht dieselbe BedeutungÖ haben,"
die kleine Veränderung in dem Worte mag auf Kosten dialektischer
Verschiedenheiten oder dergOleichen zu setzen sein.
Andere Völkerschaften, wie Halenga, Bishary u. s.w. haben
wahrscheinlich andere Namen für diese Gebirge, doch halte
ich mich hier nur an die von meinen Hadendoa-Karneeltreibern
angegebenen Namen der Berge und Chors.
Die nächste Umgebung bildeten theils schon zerstörte,
theils dem Untergänge entgegengehende Gebirge aus Schiefer,
Granit und Glimmer bestehend. Einzelne dieser Gebirgsreste
Grf. K r o c k o w , Reisen u.'Jagden. II. J 2