besorgen und die Aufsicht über die Vollzähligkeit der Kara-
vane zu führen. Mein Gefährte hatte in der Wahl seiner Leute
und Kameele entschiedenes .Unglück gehabt, beide waren
schlecht, faul oder böswillig, erst ein und eine halbe Stunde
nach Sonnenaufgang war, trotz alles Drängens, der Trupp
marschfertig. Wir passirten in der Richtung N. und NNW. bei
N- etwa fünf Stunden lang eine nackte Ebene, nach Verlauf
welcher Zeit ich meinen vorausgegangenen Begleiter unter
schattigen Bäumen rastend traf. An dem Ufer des Chor Hir-
bab, etwa eine halbe Stunde von dem Dorfe Filik entfernt,
unter Heglik-Bäumen liefs sich nun auch die ganze Karavane
nieder. Aus den nahen Brunnen wurde Wasser geholt, und die
Hitze der Mittagsonne unter den schattigen Bäumen ruhig
abgewartet, während ich hier zugleich das Schauspiel einer
grofsartigen Luftspiegelung vor Augen hatte. Die ganze
Gegend nach SO. hin schien eine grofse wogende See zu sein,
aus der sich Filik mit all seinen Tuckeihütten erhob und. einzelne
Felsen im Hintergründe inselartig aufragten. Auch
einige nach Filik gehende Kameele und ihre Treiber schienen
in Wasser zu gehen, der ganze, viele Meilen lange, öde, sandige
Landstrich war wie überschwemmt. Diese Erscheinung
ist in den kahlen Wüsten nicht ungewöhnlich, doch ist die
Aehnlichkeit der von der Sonne beschienenen Steppe mit
einer weiten, ruhigen Wasserfläche nicht so täuschend, die
helle Farbe verräth sogleich den Unterschied der Luftspiegelung
von wirklichem Wasser, ich habe mich selten, auch wenn
Wassersnoth eintrat, durch derartige Erscheinungen täuschenlassen.
Nur der kahle Boden reflectirte die Lichtstrahlen,
Büsche oder Figuren, die in dem Niveau der Fläche lagen,
erschienen als in dem Wasser stehend. Die Erscheinung ist
übrigens hinlänglich bekannt und erklärt, aber so oft man sie
sieht, wirkt sie überraschend auf den Beschauer, der freilich
dabei gern der Hitze entbehren möchte. Eine weite, zackige
Gebirgskette schlofs den Horizont nach dieser Richtung und
dämmte den Landsee ein, bis an denFufs der dunkelen Höhen
strahlte die Ebene in zauberhafter Pracht, nur der öde Vordergrund
erinnerte, dafs dies Alles eine trügerische Täuschung
der Sinne sei. Um drei. Uhr Nachmittags begann ein
heftiger NNW.-Wind zu wehen, und der dunkelblaue Himmel
überzog sich vorübergehend mit einigem leichten Gewölke.
Zu den nahen Brunnen kamen grofse Massen von Vieh,
besonders zahlreiche Ziegenheerden, die gewifs aus mehreren
tausend Stück bestanden. Das Chorbett war zwanzig
bis fünfundzwanzig Schritte breit und von hohen, steilen,
erdigen-Ufern eingefafst, der Grund von Sand und einzelnen
grofsen Steinen .bedeckt. Um fünf und ein halb Uhr
verliefsen wir unseren Lagerplatz nach Norden zu und gelangten
nach einem zwei und ein halbstündigen Marsche über
öde Wüstenstrecken und grasige Steppen zu dem Dorfe Agahl,
wo eine Militärstation und der Sitz des Hadendoa-Schechs
Mahomed war. Um den mit ihrer Neugier uns belästigenden
Bewohnern nicht zu nahe zu sein, zogen wir noch eine Viertelstunde
weiter und machten sodann unter einigen dicht belaubten
Naback- und Heglik-Bäumen unser Lager auf dem
schwarzen Erdboden zurecht. Der Himmel war bewölkt als
wir jenen Platz erreichten, so dafs man nicht weit sehen
konnte, aber lautes Hundegebell liefs auf die Nähe bewohnter
Dörfer oder wenigstens wandernder Viehlager schliefsen. An
den Lagerfeuern wurde gekocht, aber da ich meine Leute mit
dem anderen Gesindel nicht zusafiimenbringen wollte, und
die vielen Thierkäfige auch nicht die besten Gerüche verbreiteten,
so lagerte ich mit meinen Leuten und Gepäck etwa
vierzig Schritte abseits, aufser dem Winde. Wir stellten keine
Wachen aus, die Lagerfeuer brannten bald nieder, aber nichts
störte unsere Nachtruhe.
Montag, den 8. Mai 1865. Die Araber wollten einen Rasttag
machen, man benutzte die Zeit, um in dem nahen Dorfe
Durra und andere nöthige Dinge einzukaufen. In den ersten
Morgenstunden war der Himmel stark bewölkt, erst später
brach die Sonne mit ihren. glühenden Strahlen durch und
schüttete sie nun unbarmherzig auf uns herab. Das ganze
Land war eben, nur von Gebüsch bewachsen oder mit weiten
Grasfeldern bedeckt. Der Boden ist fruchbar, zum Ackerbau
sehr tauglich und wird an vielen Stellen auch in dieser Weise
-Qrf. K ro c k o w , Reisen u. Jagden. II. 1 0