holz, das auf ihrem Grunde sitzen geblieben und manchmal
von Pflanzen wieder überwuchert war.
Sehliefslich bemerke ich ausdrücklich, dafs das Terrain,
seit ich Filik oder Maman verliefs, stets anstieg, und es wird
fast zur Evidenz, dafs die genannten Chors sich in der nubi-
schen Wüste verlaufen. Der Langheb nimmt höchstens nur
die zunächst gelegenen Chors in seinem Bette auf. Dafs Dompalmen
und Tamarisken an den Ufern beider grofsen Flufs-
betten wachsen, ist noch kein Beweis dafür, dafs ihre Wässer
sich vereinigen, und ebenso ist die Behauptung einer Persönlichkeit
wie Graf du Bisson von keiner Bedeutung für den
Lauf des Chor el Gash, wenn er in Berber die Mündung des
Letzteren nicht gesehen hat. Die angeführten Thatsachen sind
wohl genügende Beweise, um die von Herrn Dr. Schweinfurth
aufgestellten Behauptungen über den Lauf des Chor el Gash
zu widerlegen. Abgehen kann ich von dieser Meinung nicht,
sondern höchstens um Entschuldigung bitten, wenn ich im
Widerspruch mit seinen Ansichten meine Beobachtungen zur
Geltung bringe. Die nahen Berge schienen aus Thon und
Schiefer zu bestehen, aber auch durch Kalk mufs der Langheb
strömen, wie mir dies mehrere Bruchstücke, die ich in dem
Flufsbette fand, andeuteten. Von einem höher gelegenen D O
Punkte aus sah ich später glänzend weifse Bergwände, mich
unwillkührlich an eine Winterlandschaft erinnernd, die Täuschung
mochte jedenfalls von Marmorfelsen herrühren, von
denen die Sonnenstrahlen abprallten.
Nach einer Wanderung von einer halben Stunde kämen
wir an eine Stelle, wo rechter und linker Hand zwei kleinere
Chors in den Langheb mündeten und dessen Bett nun eine
Breite von hündertundfünfzig bis zweihundertundzehn Schritten
gaben. Nur an einer Stelle mafs ich zweihundertundvier-
zig, meist hundertundneunzig bis zweihundert Schritt. Keinen
der beiden einmündenden Chors kann ich jedoch für den
Gash oder für einen Theil- desselben ansehen. — In dem sandigen
Bette lagen viele gröfsere Felsstücke und entwurzelte
Baumstämme. J)ie Ufer waren besonders von Dompalmen,
Tamarisken und Oshar bewachsen. Nach einem drei- bis
vierstündigen Marsche wurde neben einem schmutzigen Wasserloche,
unter einzelnen Palmen, in dem Bett des Chor el
Langheb Mittagrast gehalten. Die Breite des Flufsthales
mag neun- bis zwölfhundert Schritte betragen, von den beiden
es einengenden Bergreihen ist die nördliche die steilere
und höhere,, und ihrem Fufse liegt das Flufsbett auch näher,
als die andere. Nach mehrstündiger Ruhe wurde die Reise
nach NO. in dem sandigen Chorbette fortgesetzt. Eine Stunde
später schlugen wir NNO.-Richtung ein, immer in dem Bereiche
des Langheb bleibend. Und so mochten wir zwei Stunden
zurückgelegt haben , als wir uns wieder auf einer festen
Sandbank, in der Mitte des Flufsbettes, zur Ruhe niederliefsen.
Herbeigebrachte Holzstücke wurden in Brand gesteckt, und
an den Lagerfeuern Wasser gekocht. Vereinzelt erschollen
die Stimmen von umherschwärmenden Nachtvögeln, auch
einige Male vernahm ich den D Ruf des Schakals; aber mweder
Hyänen, noch Löwen, welche unsere Kameeltreiber in den
buschigen Ufern des Chor fürchteten, liefsen sich hören. Dafs
diese Raubthiere hier zu gewissen Jahreszeiten den wandernden
Wildheerden nachziehen, ist wohl gewifs; aber mit der
zunehmenden Trockenheit zieht sich das Wild, und mit ihm
seine Feinde, an die Ufer der immer fliefsenden Ströme zurück,
um erst mit Anfäng der Regenzeit in Schaaren wieder
seine Wanderungen anzutreten.
Dienstag, den 23. Mai 1865. Die gestern eingehaltene
Richtung wurde heute in dem sandigen Chorbette wieder aufgenommen.
Die Berge traten allgemach weiter zurück und
das Thal wurde freier; an einigen Brunnen, auf die wir trafen,
füllten meine Leute die Wasserschläuche. Aufser einer grofsen
Heerde Hamadrias (Affen), die auf einzelnen losen Steinen
sitzend, aus sicherer Höhe unseren Vorbeimarsch abwar-
teten, sah ich an den Chor-Ufern keine anderen Thiere. Doch
war dieser Anblick gerade ein kleines Intermezzo in dem ewigen
Einerlei unserer Umgebung. Als die Affen sahen, dafs
ihnen keine. Verfolgung von unserer Seite widerfuhr, löste
sich nach unserem Vorbeimarsch bei den jüngeren Thieren
das stumme Erstauen, und eine lebhafte Bewegung gab sich