der Hütte fesseln. Er erhielt hinreichende Nahrung, blieb aber
stets unter dem Dache meiner Hütte*, damit ich ihn stets unter
Augen haben konnte.
Nachdem die Eameele wieder herbeigeholt und bepackt
waren setzten wir die Reise fort, indem wir von dem bisher
verfolgten Weg, der nur bis zu einem weiter in der Steppe
liegenden Dorfe führte, abbogen. Durch dichtes Gras hielt
ich mich mit Hülfe meines Kompasses nach W., denn einige
Dorfbewohner erklärten, dafs wir in jener Richtung den nach
Hasaballa führenden Weg,antrefFen würden. Die Sonne war
schon untergegangen, als wir endlich einen breiteren Weg antrafen.
Wir lenkten in denselben ein, und folgten, von dem
aufgehenden Monde zurecht gewiesen, der schmalen, meist
durch hohes Gras und einzelne Gebüsche. eingerahmten
Strafse, bis wir an einzelne, aus dem weiten Grasmeere aufragende
Bäume kamen und hier unser Nachtlager zu bereiten
beschlossen. Der Himmel zog eine dichte Wolkendecke
über die schlafende Karavane, aber ich schlummerte nur
scheinbar, um meine Araber zu bewachen. Meine Waffen
lagen, wie gewöhnlich, neben meinem Lager. Da ich jedoch
nach mehreren Stunden keinen der Leute aufstehen und zur
Flucht sich vorbereiten sah, legte ich einiges Holz an das Lagerfeuer,
weckte meinen Diener Hassan, um mir Kaffee bereiten
zu lassen, und schlief etwa zwei Stunden, während
jener die beiden Araber nicht aufser Acht liefs. Diese Nacht,
noch anstrengender für mich als die etwa neunstündige Reise
des vergangenen Tages, war endlich auch vorüber gegangen,
zeitig weckte ich meine Leute auf, um so schnell als möglich
weiter zu kommen.
Mittwoch, den 12. April 1865. Mit dem ersten Morgenschimmer
waren wir schon wieder auf dem Wege, nach NNO.,
wir zogen durch dichten Wald und Busch, unterwegs mehrere
Kameele treffend, die todt am Wege lagen. Die Kadaver waren
noch ziemlich wohl erhalten, so dafs gierige, Aas fressende
Thiere nicht in jener Gegend zu hausen schienen. Bald
betraten wir auch eine dürre, für lebende Geschöpfe zum
Aufenthalt nicht geeignete Wüste. Eine kleine Karavane reisender,
mit Feuergewehren bewaffneter Kaufleute begegneten
wir bald nach Sonnenaufgang. Später verschleierte sich der
Himmel mit Wolkenballen, aber desungeachtet erfüllte eine
drückende Schwüle die Atmosphäre. Nach etwa fünfstündiger
Reise, als wir die äufsersten Büsche einer unabsehbaren
Grasebene, die vor uns lag, erreicht hatten, lagerten wir unter
dornigen, niedrigen Mimosengebüschen während des Mittags.
Mein Diener Hummehr machte einige Versuche etwas Milch
für die Giraffe zu erhalten, aber vergebens. Grofse Züge brauner
Kameele von einzelnen, auf weifsen Dromedaren sitzenden,
mit Lanze und Stock bewaffneten Hirten getrieben, desgleichen
einige, aus mehreren hundert Stück Ziegen bestehende
Heerden defilirten vor uns vorüber. Die Hirten kamen
heran, um mich und meine Thiere anzugaffen, bis meine Diener
die zudringlichen Gäste verscheuchten und wir wieder in
der weiten Steppe allein waren.
Vor und nach dem Mittagessen holte ich den versäumten
Schlaf nach und überwachte alsdann, frisch gestärkt, das
Lager, als alle meine Leute sich der Ruhe hingaben. Ziemlich
spät schon trieb ich die Erwachten zum Aufbruch an, doch
waren sie nur sehwer zum Weiterziehen zu bewegen. Nachmittags
fächelte ein leiser SO.-Wind die äufserst drückende
Luft und erleichterte uns den Marsch, den wir um fünf Uhr
antraten. Der ziemlich breitgetretene Weg führte uns in
NO.-Richtuftg; der Boden zu unseren Füfsen war schwarz,
vielfach in Folge der Hitze zersprungen, aber mit dürrem,
hohen Grase bewachsen und sanft an- und absteigend. Gegen
Abend verhüllte sich der Himmel immer mehr und mehr, und
um Sonnenuntergang blitzten leichte Wetter strahlen in verschiedenen
Himmelsrichtungen auf, Vorboten eines heranziehenden
Gewitters. Trotzdem es schon sehr dunkelte und der
Weg nur mühsam zu finden war, wurde dennoch die Reise in
dem grellen Lichte des Wetterleuchtens fortgesetzt, und erst
nach etwa fünfstündigem Marsche, als die grofse Steppe
hinter uns lag und einige höhere Bäume und Gebüsche uns
zu Gesicht kamen, bogen wir von dem Wege ab, um unser
Nachtlager zu beziehen.