allgemeine Ermüdung nöthigten uns endlich nach längerem
Marsche auf ziemlich kahlen, schwarzen, nur von vereinzelten
Mimosenbäumen bewachsenen Boden, unser Nachtlager aufzuschlagen.
Mit dem Wasser gingen wir, da wir eine weite
wasserlose steppenartige Wüste zu passiren hatten, sorgsam
um. Ich bereitete an dem Lagerfeuer noch meinen Thee. und
fiel, als meine Leute schon längst schliefen, auch dem nach so
ermüdendem Marsche doppelt erquickenden Schlafe anheim.
Donnerstag, den 6. April 1865. Es war noch sehr dunkel,
als ich auf den Rath der Araber auf brach, um so bald als
möglich aus der öden, dürren Wüste zu kommen. »Die Sonne,
als sie sich nach heftigem Kampfe mit dichten; über dem östlichen
Horizonte lagernder^ Nebel wie ein rother Feuerball
erhob, fand uns schon weit entfernt von unserer Lagerstätte.
Nach etwa dreistündiger Reise erreichten wir eine, sanft ansteigende
Höhe, von wo sich der Weg nach NNW., in eine
dürre unabsehbare Grassteppe wandte. Gern jf richtete ich
darum den Bliek, der müde die weite-Strecke nicht zu durchmessen
vermochte, nach NW., wo einige grüne Bäume, wenn
auch in ziemlicher Entfernung liegend, ihm einen angenehmen
Ruhepunkt gewährten.
Nach weiterem Marsche streiften wir jene Höhen und
lagerten an ihrer Südseite unter einigen, dürftigen Schatten
gebenden Heglik-Bäumen, das Abnehmen der, Sonnenhitze
erwartend. Nach dem Mittagessen und der Mittagsruhe wurden
die Thiere bepackt und die Reise in NNW.-Richtung fortgesetzt.
Die den Kameelen nachfolgenden Thiere, wie die
Giraffe und Ziegen, hatten sich allmälig an die Reise gewöhnt
und liefen nun in.voller Freiheit, nur von einem Diener beaufsichtigt,
der Karavane nach.
Bei einem aus wenigen Tuckel-Hütten bestehenden, auf
ganz kahlem Boden liegenden Dorfe, das wir passirten, bemerkte
ich mehrere tief in' eisenhaltige Felsen gearbeitete
Cisternen, auch fielen mir die offenbar durch Fluthen ausgewaschenen
Gesteinmassen und Felsenspalten in der wasserlosen
Gegend auf. Von jenem Dorfe bog der Weg mehr nach
Norden, wir hielten meist die NNW.-Richtung inne.
Die ganze Macht der glühenden Sonnenstrahlen lastete
auf uns, der Himmel war tiefblau, nur einzelne, dichte,
weifse Wolkenballen beobachtete ich, die ein frischer WNW.-
Wind langsam vor sich hin trieb. Von fünf Uhr Nachmittags
ab zogen wir , nachdem wir unseren Mittagsrastplatz verlassen,
an niedrigen Hügeln vorbei in weite Grasfelder hinein.
Später traten Gruppen von Gebüschen an ihre Stelle. Als
die Sonne untergegangen war, erleuchtete der freundliche
Mond unsere Bahn; von ihm geführt, erblickten wir endlich
einen Hügel vor uns und auf demselben die Hütten eines
Dorfes. Wir ritten zu dem kleinen Tuckeldorfe hinauf, um
wo möglich etwas Wasser und Milch zu erhalten, wurden
aber von den meist schon zur Ruhe gegangenen Einwohnern,
aus-Mangel der geforderten Bedürfnisse ihrerseits
abgewiesen. Meine Diener und ein Araber gingen ohne langes
Besinnen wenige hundert Schritte mir voraus, auf dem
Wege nach El Quedaref weiter, ich folgte ihnen, auf meinem
Kameele sitzend, in Begleitung des jüngeren Arabers. Wir
kamen an eine Stelle, wo der Weg sich in zwei Arme theilte.
Auf dem linken waren frische Kameelspuren zu sehen, mein
Araber wählte deshalb diesen etwas bergan steigenden Pfad.
Erst, als wir längere Zeit auf demselben weiter gezogen waren,
bemerkten wir, dafs wir dem anderen Thede der Karavane
schon voraus waren, denn auf den Knall meines abgefeuerten
Pistols drangen aus der Ferne, kaum hörbar, die
Stimmen meiner Diener zu mir herüber. Ich war sehr durstig
und in einer verzweifelten Stimmung, besonders zürnte ich
auf meine Diener, und als nach einer Stunde ein Dorf, das
mein Begleiter mir als nahe in Aussicht gestellt hatte, immer
noch nicht zu sehen war, bemächtigte sich meiner eine grimmige
Wuth. Immer weiter schleppten wir uns, bald durch
enge Felsspalten, bald durch steile Hohlwege, bergab und
bergauf, der verlangende Magen und die trockene Zunge
spornten zu neuer Eile an. Glücklicher Weise begegneten uns
einige Araber, aus einem ihrer Lederschläuche löschten wir
unseren Durst. Das Dorf mufste jetzt in der Nähe sein, ich
hörte bereits das Hundegebell, aber abgespannt, wie ich war,
Grf. Kr oc kow, Reisen u. Jagden. II. g