der Regenzeit ziehen die Dabaina-Araber von dem Flufs in
diese höher gelegene, für den Landbau besser geeignete und
der Gesundheit mehr zuträgliche Gegend. Der schwarze, von
der Hitze zerklüftete Boden schien sehr fruchtbar zu sein,
auch waren in einigen Thalsenkungen, welche hohes Binsengras
bedeckte, die Spuren von schmalen, jetzt jedoch vollkommen
trockenen Wasserrinnen zu gewahren. Kurze Zeit
nur war uns der Blick auf jene Gegend, die doch einige landschaftliche
Abwechselung darbot, verstattet, dann folgte wieder
die leere-Graswüste, bis wir gegen 9 Uhr Abends das
Tuckeidorf Aparath erreichten. Vor einer der unbewohnten
Hütten ward unser Nachtlager aufgeschlagen und Feuer angezündet.
Einige Raubthiere schlichen sich heran und gaben
mir Veranlassung, die zunächst liegenden Hütten zu durchsuchen.
Ich vertrieb die Thiere und schlief dann dicht an
dem Lagerfeuer, müde von den schweren Strapazen, ein.
Dienstag, den 21. März 1865. Aufbruch der Karavane
um drei Uhr Morgens, bei Mondschein. In südwestlicher Richtung
drangen wir vor; nach einer Stunde wurden Mimosengebüsche
sichtbar, in denen Perlhühner und einzelne Gazellen
sich bargen, dazu belebten viele kleinere Vögel die Gegend.
Wir hatten über mehrere steinige Hügelrücken, die mit,
besonders starkstämmigen Tarter- undHeglikbäumen bewachsen
waren zu klettern, eine nicht geringe Arbeit für Menschen
und Thiere, wegen der scharfen, den Tritt unsicher machenden
Felsbrocken. Auch bemerkte ich hier Subakbäume, leider
waren die beiden mir noch weniger bekannten Baumarten
ohne Blätter, ich mufste mich daher mit einigen Fruchtkapseln
und Kernen der Tarterbäume begnügen. Die Weiterreise
bei der drückenden Hitze von 35 Grad Reaumur im Schatten
war um so anstrengender und peinlicher für uns, da unser
Wasservorrath bis auf einen einzigen Becher verbraucht und
die nächsten Dörfer noch über eine Stunde entfernt waren. Als
wir daher gegen zwölf Uhr Mittags einige Dörfer zu .den Seiten
ufisers Weges an den Höhen erblickten, liefs ich meine Leute
dorthin gehen. Ich selbst, von Müdigkeit überwältigt, fiel in
einen tiefen Schlaf, aus dem ich erst durch die Rückkehr meines
Führers erweckt wurde. Mein Diener war in dem Dorfe
geblieben and, wie mein Araber sagte, nach einigen tüchtigen
Zügen Wasser, sogleich aus Ermattung zusammengesunken,
er wäre unter keiner Bedingung zum Weitergehen zu bewegen
gewesen. Er selbst, der Führer, habe getrunken und sei
hierher gekommen um mich nach dem nahen Häuptdorfe
des Bezirkes Rashied, Delamahs zu geleiten. Ich war sehr
müde, raffte mich jedoch auf- und schleppte mich über eine
halbe Stunde fort; da ich aber noch nichts von dein Dorfe
sah und mein Araber mir trotzdem immer zurief: „hallet ge-
rib“ (das Dorf ist nahe), so wurde ich ärgerlich und liefs mich,
zum grofsen Erstaunen meines Begleiters, bei einem starken
Tarterbaume nieder. Mehrere Tuckeihütten lagen'noch etwa
eine viertel Stunde entfernt, mein Führer wollte weiter; ich
sagte ihm aber: „Geh allein! ich bleibe!“ und seiner Verantwortung
als Führer eingedenk blieb auch er. So rastete ich
in dem Schatten des starken Baumstammes wohl drei Stunden,
kochte mir etwas Kaffee, afs etwas trockenes Brot dazu
und schlief etwa eine Stunde. Darauf liefs ich die Kameele
herbei holen und satteln, auch kam zu rechter Zeit mein Diener
Hassan herbei, so dafs die Thiere beladen werden konnten.
Wir waren demnach bald reisefertig. Mein Diener sagte,
er sei sehr ermüdet in einem kleinen Dorfe an den nahen
Hügeln eingeschlafen, erwacht habe er sich 'meiner erinnert
und voll Angst und Furcht den Rückweg abgetreten, um mich,
den man im Stich gelassen, aufzusuchen. Er stammelte eine
Menge Entschuldigungen und gab wiederholt Versicherungen
seiner Treue und Anhänglichkeit, so dafs ich ihm verzieh, denn
er war im Grunde nicht böswillig, eine Eigenschaft, die sonst
unter afrikanischen Dienern nicht selten ist.
Bevor wir das grofse Dorf erreichten, begegneten- wir
mehreren Zügeh von Mekkapilgein und Handelsleuten. Mehrere
Frauen, oder eher Mädchen zu nennen, waren unter dem
Zuge, Abyssinierinnen von heller Farbe, lebhaften, feurigen
Augen, und regelmäfsigen, oft hübschen Gesichtszügen. Sie
safsen, oft zu dreien oder zweien auf einem Kameel unter
einem Zeltdache in lebhafter Unterhaltung begriffen. Doch
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