anderen Vorbereitungen zur nahen Abreise getroffen waren.
Auch mein Reisegefährte war schon an Bord, ich theilte eine
Kabine mit, einem jungen Manne, der bald nach mir an Deck
kam. Die Anker wurden aufgewunden, das Deck klar gemacht,
und der lange schrille Pfiff des Dampfrohres war kaum -verhallt,
als die Maschine sich in Bewegung setzte und das .Schiff,
von dem Drucke des Steuers nach NNW. gelenkt, dem Ausgang
des Hafens zustrebte. Die Schiffsglocke rief uns inzwischen
zu dem reich besetzten Mittagtische, ich lernte den Kapitän
und die englischen Maschinisten kennen, um die übrigen
Gäste bekümmerte ich mich weniger. Als die Tafel aufgehoben
war, wurde das grofse Zimmer durch Hängelampen erleuchtet.
Ich stieg za dem oberen Deck hinauf. Unser Dampfschiff
befand sich aufserhalb des Hafens, in der Nähe des gro-
fsen Leuchtthurmes, die Küste war kaum erkennbar, einzelne
Lichter schimmerten von den verschiedenen Schiffen herüber,
bis auch diese verschwanden und der Dampfer, wie die schaukelnde
Bewegung des Schiffes zeigte, das offene Meer gewann.
Das frohe Bewufstsein, auf dem Wege nach Europa zu sein,
das kühlere Klima und die bessere Kost thaten meinem noch
immer an der Dysenterie leidenden Körper wohl. Ein grofser
Theil der Passagiere dagegen wurden von der Seekrankheit
ergriffen, bald waren von den siebzehn oder achtzehn zeitweiligen
Kajütenbewohnern nur drei, die den Thee gemeinschaftlich
einnahmen. Das Brausen der arbeitenden Maschine,
das Klatschen der an die Schiffswände anschlagenden-
Wogen, und das Stöhnen und jammervolle Aechzen der benachbarten
Reisegefährten bildeten unsere Tafelmusik, In
meinen Mantel gehüllt, trat ich an den Mittelmast und beobachtete
von dort aus die leuchtenden Wogen,- bis ich meine
Cigarre geraucht hatte. In meiner Koje sangen mir dann die
murmelnden Wellen das Schlaflied.
Freitag, den 28. Juli ,1865. Die ersten Sonnenstrahlen
leuchteten schon durch das kleine Fenster auf mein Lager,
als ich erwachte, das weite Meer war weniger aufgeregt, als
gestern. Zum Frühstück und bei den späteren Mahlzeiten erschien
etwa der dritte Theil der Kajütenbewohner, und ich
machte hier die Bekanntschaft eines jungen Italieners, der als
höherer Beamter mehrere Jahre bei dem Bau des Suez-Kanals
angestellt gewesen war. Von diesem erhielt ich eingehenden
Bericht über das Werk, doch da ich mich darüber schon
im zweiten Abschnitte verbreitet habe, so kann ich füglich
den Leser darauf verweisen.
Noch vor Ende des heutigen Tages bemerkte ich, dafs
die bisherige fatale Krankheit mich endlich verlassen habe,
und war mein Körper auch noch sehr schwach, so kehrte doch
frischer Muth in mir ein und ich sah mit Freude dem Augenblicke
entgegen, wo ich das Festland meiner gröfseren Hei-
math wieder mit meinen Augen schauen würde. Um der leicht
sich einschleichenden Langeweile zu entgehen, überdachte ich
nochmals meine letzten Erlebnisse, betrachtete die Maschine
oder kürzte die Zeit durch Unterhaltung mit den Schiffsoffizieren
und den Mitreisenden in angenehmer Weise. Ich unterlasse
es hiey, nochmals den Weg zu beschreiben, welcher mit
wenig Aenderungen fast derselbe war, den ich auf. meiner
Reise nach Afrika zurückgelegt hatte. Der griechische Archipel
lag hinter uns, wir steuerten in das adriatische Meer, da
wurde am 31. Juli das erste Erscheinen der italienischen
Küste v.on der Schiffswache dem Befehlshaber gemeldet, alle
Augen, manche mit Fernröhren bewaffnet, waren nach jener
Gegend gerichtet. Nach-kurzer Zeit tauchte das Land immer
mehr über die leicht bewegte Meeresfläche empor,-und nach
einigen Stunden konnte ich deutlich Städte und Dörfer an
der Küste entdecken, dann begegneten wir schon einigen Fischerbooten
mit ihren meist gelb gefärbten, hohen, dreieckigen
Segeln. Nun wurde die grofse Schiffsflagge aufgezogen, ein
Böllerschufs dröhnte vom Lande über das Wasser, langsam
schob sich der Dampfer durch die enge Einfahrt, vorbei an
dem auf einem kleinen Felsen im Meere erbauten Gefängnisse
für schwere Verbrecher, dann fielen die Anker nieder, wir
waren in dem kleinen Hafen der Stadt Brindisi. Wegen der
Cholera, die in letzter Zeit besonders in Ankona wüthete, wurden
wir vom Lande aus durch ein Quarantäne-Boot bewacht
und mufsten die gelbe Flagge, obgleich wir keine Kranken an