die Aufnahme von Fremden bestimmt war. Dieses geräumige,
höchst unordentlich erhaltene Gebäude lag in der Mitte des
Dorfes Wogin. Als kleiner Handelsort mit wöchentlichem
Markte, und als Zwischenstation auf dem Wege von Habesh
und Matama nach El Quedaref und dem östlichen Sudan hat
dieser Ort eine gewisse Bedeutung in merkantiler Beziehung.
Aufser . an dem einen Markttage ist aber hier selten etwas
zu haben, nur durch einen Zufall konnte ich ein Huhn erlangen,
um mir dasselbe zum. Mittagessen zubereiten zu lassen.
Die Bewohnerschaft besteht zum grofsen Theile aus Tag-
ruri und einigen Dabaina-Arabern. Hach meiner Ankunft
fanden sich viele Besucher bei mir ein, unter ihnen bemerkte
ich mehrere Männer, die mit einet Spindel ziemlich gut die
Baumwolle zu spinnen verstanden und eifrig dieser Beschäftigung
oblagen. Ein Theil der Einwohner, mit dem Namen
Medemi bezeichnet, hat einen eigenen Schech, sie sind eini-
germafsen mit ihren Nachbarn im Lande Galabat verwandt
und stammen wohl aus dem inneren Afrika her. Die Männer
waren von, sehr dunkler Farbe, starkem Gliederbau, der Bartwuchs
stärker wie bei den Arabern. Sie gingen barfufs, nur
der Schech trug ein paar alte Schuhe, eine weifse Kappe auf
dem geschorenen, schmalen Kopfe und einen Siegelring am
kleinen Finger, alles Abzeichen seiner Würde. Die meisten
Männer hatten kurze Beinkleider an, die bis über die Kniee
reichten, darüber eine Art Hemd. Die Augen waren bei
mehreren Leuten lang geschlitzt und die inneren Handflächen,
wie auch die Fufssohlen von hellerer Farbe als die übrige
Haut.
Die Weiber gehen nicht verschleiert, sind wie die Männer,
grofs und kräftig gebaut und tragen, um den Oberkopf
befestigt, eine Art Schürze, die über Rücken und Unterkörper
zurückfällt, aber auch über Gesicht und Brust geworfen
werden kann. Die Köpfe haben meist ä la mecontant
frisirtes, kurzes, bürstenartiges Haar, Glasperlen umgeben
den Hals und die Handgelenke. Breite Nase., ein grofser
Mund, dicke vorstehende Lippen, abstehende Ohren und ein
starker Hinterkopf war beiden Geschlechtern eigen, und diese
Merkmale liefsen keinen Zweifel über ihre Abstammung von
den Negern des inneren Afrika’s. Die Kinder gingen in den ersten
Jahren in ihrem Geburtskleide und waren mit Glasperlen,
Amuletten und dergleichen in Menge behängen, um den bösen
Blick und sonstige Hexerei von ihnen fern zu halten. Im
allgemeinen schienen die Leute hier arbeitsamer als die benachbarten
Araber zu sein , und waren die Hütten auch in
elendem Zustande, so betrieben sie doch emsig das Verfertigen
von Flechtwerken und die Kunst der Weberei. Ich sah
hier transportabele, aus Stroh oder Bambusrohr geflochtene
Wände, Sonnendächer und Hausgeräthschaften in grofser Anzahl.
Der wenige Ellen breite, vielfach von dem Boden aufgesaugte
Chor' el Wogm gewährt das ganze Jahr hindurch
Wässer, die-Viehheerden haben da ihre Tränken und die Bewohner
schöpfen aus kleinen Löchern ihr Trinkwasser. Der
Schech des Dorfes legte sich nach meiner Begrüfsung wieder
unbekümmert auf ein Angereb in meiner Nähe und ich mich
auf einen anderen, der herbeigebracht wurde, und ruhte von
den Anstrengungen meiner letzten Reise aus.
Gegen vier Uhr Nachmittags waren die Kameele bepackt,
der Abschied wurde mir von diesem traurigen, elend aussehenden
Ort nicht schwer. Wir zogen nach Süden. Als wir die
nahen, kahlen Gebüsche erreichten, schwirrten grofse Schaa-
ren büntflügeliger Heuschrecken von Strauch zu Strauch vor
uns her. Von diesen Thieren waren die Blätter aller Bäume
und Gesträuche vollständig abgefressen, selbst die feinere
Rinde an den dünnen Aesten, und das niedrige, dürre Gras war
nicht verschont worden. Später kamen wir über ganz schwärzen,
nackten Boden, auf dem nur vereinzelte Naback- und Su-
bakbäume standen, das Steingerölle mehrte sich, je steiler der
Boden anstieg. Auf der höchsten Spitze der Erhebung hatte
ich eine hübsche Aussicht über das Dorf Wogin und die grofs-
artigen Felsenberge des Bahamer, Tawarit und Raküba, die
den westlichen Horizont einrahmten. Viehheerden, von einzelnen
Menschen begleitet, und scheue Gazellen belebten die
nähere Umgebung. Nach wenigen Minuten Rast, die wir
der Umschau widmeten, gelangten wir auf einen gut ausge