Gäfschen passirt hatten, standen wir vor einer grofsen, nach
drei Seiten hin offenen Rakube, die von einer Menge Volks
umlagert war.
Bei unserem Anblick erhob sich der Shuma sogleich von
einer kleinen, aus Bambusstäben zusammengesetzten Decke,
und reichte seine schwarze Hand mir und meinem Begleiter,5
dann erfolgte unsere Begrüfsung durch Berührung von Kopf
und Brust. Zwei Sklaven brachten nun für uns. eine gröfsere
Decke von Bambusrohr herbei und der Shuma lud uns zum
Sitzen ein. Er selbst liefs sich auch, nachdem wir Platz genommen
hatten, nieder. Die Menge des Volkes., der Waffenträger
und Sklaven, die den schwarzen Fürsten umgab, starrte
mich indessen unverwandten Blickes an, besonders musterten
sie neugierig meine blonden Locken und hellen Bart. Da der
Shuma nicht Arabisch verstand und mir die Sprache dieses
Volkes ganz unbekannt war, so konnte die Unterhaltung nur
durch Vermittelung des Herrn Eperlein geführt werden, der
zunächst die Fragen des Häuptlings beantwortete. Mir blieb
so Zeit, die mich umgebenden Personen zu beobachten. Der
Shuma schien mir ein Mann von einigen fünfzig Jahren, sein
dünner, am Kinn spitz zulaufender Ziegenbart zeigte schon
viele weifse Haare. Er war etwa sechs Fufs grofs, von schlanker
Figur, seine dunkelen Augen hatten einen festen, durch
dringenden Blick, seine Bekleidung war nur durch ein Paar
rother Schuhe an den nackten Füfsen und durch eine weifse
Kappe auf dem mit kurz geschorenem Haar bedeckten, spitzig
zulaufenden Haupte von der seiner Unterthanen zu unterscheiden.
An dem kleinen Finger der linken Hand trug er
aufserdem einen sehr dicken, mit Buckeln versehenen Siegelring,
ein grofser Rosenkranz glitt durch seine starken Häiide,
die Fingernägel waren mit Henna roth gefärbt.
Die Sonne stand schon ziemlich tief, als der dem Shuma
nahe gegenübersitzende Oberpriester, durch einen grofsen
rothen Tarbusch auf seinem Haupte und einen mächtigen
Rosenkranz in den Händen kenntlich, ein Gebet in näselndem
Tone laut vorzusagen begann. Die ganze aus sechszig bis
achtzig Männern bestehende Versammlung, die mit ihren Waffen
dicht neben einander hockte, streckte ihre Hände aus und
murmelte das Gesprochene nach. Demselben Beispiele folgte
auch der Shuma, doch hinderte es ihn bei dieser Abendandacht
nicht, einem Sklaven, der ein Paar Pferde vorüber trieb, einen
lauten Befehl, mitten in dem Gebete, zuzurufen. Es folgten
in eben der Weise noch einige andere Gebete, und ich stellte
während dieser Zeit im Stillen Betrachtungen über diese ziemlich
gehaltslose und wie es schien den Leuten unverständliche
Oeremonie an. Nachdem der einfache Kultus ausgeübt worden
war, naheten sich einige mit Lanzen oder Wurfhölzern
bewaffnete, inzwischen eingetroffene Eingeborene, traten aus
dem Kreise ihrer Gefährten und küfsten ehrfurchtsvoll die
Hände ihres Landesfürsten, dann zogen sie sich wieder zurück
und nahmen eine hockende Stellung an, von ihrem
Sitze aus meinen Begleiter und ibich mit ihren neugierigen
Blicken fixirend.
Den hinter unserem Rücken befindlichen Theil der Hütte
füllten eine Menge Waffenträger, Diener und Sklaven aus,
alle stehend, der Stroh wand entlang hingegen safsen die Er-
bab und Rathsmitglieder des Fürsten, in tiefstes Schweigen
versunken. Der Shuma sprach mit meinem Begleiter längere
Zeit hin und her, selten eine Frage an einen seiner Landsleute
einwerfend. Dann wurde der Oberpriester und einige ältere
Leute von dem Shuma angesprochen oder gefragt, die übrige
Versammlung schwieg, und wenn etwa ein vorlauter Sprecher
sich bemerklich machte, verwies ihn der Fürst zur Ruhe.
Es schien mir überhaupt hier bei Besprechungen und
öffentlichen Volksversammlungen viel geordneter zuzugehen,
als es bei ähnlichen Gelegenheiten unter den benachbarten
arabischen Volksstämmen stattzufinden pflegt, wo die Schechs
oft nur durch Anwendung von Gewaltmitteln zu Worte kommen
können oder sich gar der Laune einzelner Schreier fügen
müssen, wenn ihre Anhänger nicht zahlreich am Platze sind.
Die Männer waren meist in weite, grobe Baumwollentüchergehüllt,
welche zehn bis zwölf Ellen lang und etwa eine
Elle breit, mit einem rothen Streifen an beiden Enden durchwebt
und in verschiedener Weise um die Hüften oder auch