gehört ein solcher Ueberfall zu grofsen Seltenheiten, dagegen
sind Esel und Ziegen ein gesuchter Raub für jene Thiere, und
ist man nicht wachsam genug, so sind die Hyänen sehr dreist
im Angriff auf diese Hausthiere. An mehrere der Eingeborenen
verkaufte ich aus dem übernommenen Nachlasse einige
schwer transportable Gegenstände, wie Büffel- und Elephan-
tenhäute, ich konnte mich bald der zudringlichen Besucher
kaum erwehren. Dem bettelhaften Schech Ali, welcher mich
zur Elephantenjagd begleitet hatte, mufste ich einige Zündhütchen
(Kapseln) geben, um ihn nur los zu werden. Diese
Araber sind, wie alle ihre Stammgenossen in dem übrigen
Sudan, ein habsüchtiges, träges, diebisches und betrügerisches
Volk; selbst die Vornehmen, oft Besitzer von tausend Kameelen
schämen sich nicht, um irgend einen Artikel, der ihnen
in die Augen sticht, zu betteln. Die ausgesendeten Diener
brachten früh die zum Nachlasse gehörenden vier Kisten von
Sufi hierher.
In den Morgenstunden bemerkte ich in nördliche!1 Richtung
nur wenige Fufs über'den Gesträuchen einen langen
Zug von Thieren, die durch die Luft dahinstrichen und einen
rasselnden Lärm hervorriefen. Der dunkle Streifen hatte
eine Länge von einer Viertelstunde, es war ein Zug wandernder
Heuschrecken, der in der That die Sonne verfinsterte
und sich am Himmel deutlich abzeichnete.
Freitag, den 17. März 1865. Ein leichter Nordwind setzte
das Luftmeer in Bewegung, aber kein Wölkchen stand an
dem klaren Himmel. Nach dem Frühstück nahm ich das Inventar
des übernommenen Nachlasses auf und liefs zugleich
den mangelhaften Verschlufs mehrerer Kisten verbessern.
Die, meiste Zeit des ganzen Tages ging unter diesen Arbeiten
vorüber. Nachmittags skelettirte ich mit dem Messer
einen Fuchskopf und liefs diese Arbeit später von meinem
Diener beendigen. Nach Sonnenuntergang durchkreuzte
bis zum Aufgang des Mondes ein heftiges Wetterleuchten den
Himmel nach allen Richtungen.
Sonnabend, den 18. März 1865. Ich erhob mich von,meinem
harten Nachtlager, als der Mond noch hoch am Himmel
stand und ordnete meine Sachen zur Abreise. Nach dem
Frühstück bepackte ich meine beiden Kameele und vertraute
meinem Reisegefährten den Nachlafs des verstorbenen Muche
an, denn ich wollte noch südlich bis .nach Matama Vordringen,
während mein Gefährte in acht bis zehn Tagen bereits
nach Kassala zurückzukehren gedachte. Etwa dreiviertel
Stunden nach Sonnenaufgang verliefs ich mit meinem Führer
Nur (d. h. Licht), meinem Diener Hassan (d. h. der Schöne)
und meinen beiden Kameelen den bisherigen Lagerplatz in
südwestlicher Richtung. Der Flufs Setit wurde überschritten,
dann ging es eine Zeit lang in seinem sandigen Bette westlich
vorwärts, endlich kamen wir wieder über die hügeligen,
steilen Seitenwände auf das rechte Ufer des gewundenen
Flusses zurück. Noch ein zweites Mal mufste der Setit, um
den dichten Gebüschen und dem felsigen Boden auszuweichen
durchschritten werden. Am Rande eines engen Felsen-
thales vorüber, durch welches der Setit kaum zwanzig bis
fünfunddreifsig Schritte breit seine trüben Wellen wälzte,
führte uns darauf der Weg nach Westen zu. A.uf den abgespülten
Höhen des linken Ufers ragten mehrere Baobab empor
und schauten einsam zu uns herüber. In vielfachen Windungen
erreichten wir endlich; nach einem Marsche von etwa
drei Stunden den Wasserplatz bei El hegera Suruk, wo der
Landestheil von Abu Drehst angrenzt.
Zu bemerken ist, dafs die Araber das Wort Om (Mutter)
oder Abu (Vater) sehr häufig zum Behufe geographischer Benennungen
anwenden. Hat ein Ort eine Menge ihm eigen-
thümlicher, für ihn charakteristischer Gegenstände aufzuweisen,
so wird er häufig der Vater oder die Mutter von solchen
Dingen genannt.
Nach kurzer Rast liefs ich die beiden Wasserschläuche
aus dem Setit füllen und die Kameele tränken, dann wander-
ten wir den früher betretenen steilen Weg durch die vielfach
zerrissenen Uferbänke entlang zurück. Hierauf uns westlich
wendend, verliefsen wir den Weg, der nabh Djebel Esehr
führte, und kamen durch weite, dürre Grassteppen in den
Landestheil, welchen die Homraner mit dem Namen Abu