zerklüfteten Felsen dunkel und massig, wie schwarze Kolosse
in dem Meere der glänzenden Sonnenstrahlenbald brachen
sich diese in tausend schimmernden Reflexen an ihren scharfen
Ecken und Kanten. Es war ein herrliches Schauspiel, jene
Berge und Felsen in das Bad der ersten Sonnenstrahlen eingetaucht
zu sehen, dort reges Leben, das sich in der Beweglichkeit
der hin und her schlüpfenden Lichtfunken kund gab
und unten, in imposanter Ruhe, leblos die Wildnifs. Der
Djebel Kassala schien uns.so nahe zu sein, und doch brauchten
wir noch etwa sieben bis- acht Stunden um an seinen Fufs
zu gelangen. Der Weg führte eine kurze Zeit durch ein nach
Westen weit ausgedehntes, dürres Grasfeld, dann an niedrigen
Gesträuchen angelangt, begegneten wir zahlreichen, dort
weidenden Kameelheerden mit ihren Hirten.
Während des Weitermarsches erhob sich von neun. Uhr
ab ein sehr starker NNW.-Wind, der die immer heifser und
heifser werdende Luft etwas kühlte. Die Giraffe blieb sehr
ermüdet zurück, sie wurde indefs wieder zur Eile angetrieben,
und so kamen wir endlich an einen Theil der Karavanen-
strafse, wo ein zweiter Weg, der von El Quedaref etwas westlicher
dem Atbara zuführt, einmündete.
Gegen zehn Uhr Morgens mufste ich Halt machen, da
die Giraffe durchaus nicht weiter gehen wollte., etwas Milch
von einer Ziege, sowie einige mühsam zusammen gesuchte
Blätter stärkten das ermattete Thier soweit, um einige Stunden
später die Reise fortsetzen zu könne®.
Den Djebel Kassala stets im Auge behaltend, zogen wir
langsam weiter. Als wir den Palmengürtel und die das. Ufer
des breiten Chor el Gash beschattende Tamariskenwaldung
hinter uns hatten, schwankte die Giraffe, und blieb auf der
Insel, welche der Chor el Gash in der Regenzeit hier bildet,
erschlafft liegen. Unter einigen Dompalmen, Tamarisken- und
Oshar-Bäumen liefs ich sie mit einem Diener zurück, dem ich
etwas Wasser zutheilte, ich selbst zog mit den Kameelen auf
dem Karavanenwege weiter.
Nach etwa einer Stunde lag der sich unter dem Djebel
Kassala ausbreitende Palmenwald hinter mir, ich betrat die
in der Sonnenhitze glühende Sandebene die eich ¿“ 'or ausdehnte,
und sah die Lehmmauern, die Häuser und Dächer
der Stadt Kassala vor mir. .
Ich zog durch das plumpe Stadtthor, von einer gaffenden
Menge begleitet und fand endlich in dem Hause des griechischen
Händlers Korcziga, dicht bei dem Thore, wieder ein
Unterkommen. Meinen Reisegefährten benachrichtigte ich
sofort dafs die Giraffe auf der Insel des Chor el Gash zuruck
■geblieben sei, und es wurden alsbald einige Leute mit einer
Trage Milch und Wasser abgesendet, um sie einzuholen.
Vor Sonnenuntergang kam die Giraffe wohl behalten m
die Stadt. Ueber den Magazinen meines Hausherrn emquar-
tirt, hatte ich den Abend noch Gelegenheit, von dem anstos-
senden flachen Dache aus die Farbenspiele der untergehenden
Sonne an den nahen Gebirgen zu beobachten und ruhete
dann auf meinem Lager von den letzten überstandenen Reisestrapazen
aus.