tische Dienste getreten. In Kairo hatte er vor fünf Jahren
eine Türkin geheirathet, mit vieler Liebe sprach er von seiner
kleinen Tochter. Seit ein und einem halben Jahre war er von
der Regierung nach Sauakin gesendet und mit dem Rang eines
Bim-Basha (Major) betraut worden, hier hatte er den Transport
der aus dem, Sudan kommenden Viehheerden, die über
das rothe Meer nach Suez befördert werden, zu überwachen.
Dieser Transport hatte in der letzten Zeit grofse Dimensionen
angenommen, denn die grofse Viehseuche in Unteregypten
veranlafste die Regierung, sich Steuern und Tribut von den
Bewohnern des Sudan in Viehheerden, die zu sehr niedrigen
Preisen berechnet wurden, entrichten zu lassen. Mit jenen
Thieren trieb sie dann einen recht einträglichen Handel, da
man den Verlust des Arbeits- oder Nutz-Viehes um jeden
Preis ersetzen mufste.
Mein Freund hatte eine wohl proportionirte, kräftige
Figur, sein kurz geschorener, gut geformter Kopf war mit
einem Tarbusch oder einer einfachen weiften Kappe bedeckt.
Mit geschmeidiger Höflichkeit gegen seine Gäste begabt, war
sein Auftreten doch, wo er zu befehlen hatte, sehr entschieden
und nie fand ich einen Türken, der soviel klaren Blick,
Thatkraft, festen Willen und wissenschaftliche Ausbildung
besafs. Mit der Geographie von Europa, Kleinasien und
Nordostafrika ganz vertraut, kannte 6r die vorzüglichsten
Handelsplätze und Wege, Waaren, Naturprodukte dieser Länder,
f owie die Namen vieler europäischer Regenten und ihrer
Familienangehörigen. Ich bedauerte, der arabischen Sprache
nicht mächtig genug zu sein, um mich geläufig mit ihm verständigen
zu können, doch lernte ich von ihm selbst noch
Manches dazu und ich erinnere mich noch immer mit Freude
jener Zeit, die ich gemeinsam mit Mumtas Efendi verlebte.
In dem Anhang dieses Buches, bei Anlafs der jüngsten Ereignisse
im Sudan, werde ich auch meines freundschaftlichen
Wirthes nochmals gedenken müssen.
Gegen Sonnenuntergang brach in W. ein heftiges Gewitter
los, dichte, schwarze Wolken hingen tief hinter den Gebirgen
herab, und der rollende Donner dröhnte nach dem
Meere herüber. Als" dann der Mond mit trübem Antlitz auf
die Erde niederschaute, verzog sich das Wetter allgemach und
ein heftiges Wetterleuchten trat'an seine Stelle. Erst spät in
der Nacht traten die flimmernden, Sterne an dem sich mehr
und mehr aufheiternden blauen Himmel hervor und leuchteten
nair, als ich durch die stillen Strafsen der Inselstadt wan-
derte, freundlich nach Hause.
Sonntag, den 2.iJuli 1865. Nach einer sehr warmenNacht
erschien der Mörgenhimmel sehr bewölkt, und die Sonne kam
erst gegen zehn Uhr hinter den Wolken hervor. Während
dieser Zeit machte ich Abd-allah Efendi in dem Zollhause
einen Besuch und begab mich dann zu Mumtas Efendi, wo ich
mich in das grofse Mittelzimmer zu meinen schriftlichen Arbeiten
zurückzog, während mein Wirth mehrere Besucher im
anderen Theile des Hauses empfing. Ein heifser SW.-Wind
wirbelte Staübmassen vor sich her,* und um zehn.Uhr Morgens
zeigte der Wärmemesser in meinem nach 0. liegenden Arbeitszimmer
28 Grad. Nach dem Mittagessen und der Siesta liefs
ich mich an das Festland übersetzen. Dort wechselte ich einige
Goldstücke, kaufte Zucker, Schiffszwieback und Datteln ein,
brachte jene Gegenstände in meine Wohnung und eilte dann
wieder zu meinem türkischen Freunde zurück. Abd-allah
Efendi traf ebenfalls hier ein und besiegte mich im Schachspiel,
auch Ibrahim Efendi kam mit seinen beiden hübschen
Knaben. Die Liebe und Aufmerksamkeit, welche den Kindern
von den Männern erwiesen wurde, machte die Kleinen zutraulich,
nur ungern gingen sie um Sonnenuntergang in Begleitung
zweier Diener nach Hause. Später wurde Rum und Wasser,
dann Cigarretten und Kaffee herumgereicht, und eine Stunde
darauf, etwas vor der gewöhnlichen Zeit, das aus Fleisch, Gemüse
und gebratenen Fischen bestehende Nachtessen eingenommen.
Mumtas Efendi beabsichtigte nun, einen Besuch bei
dem Gouverneur zu machen und legte zu dem Zwecke einen
rothseidenen Ueberwurf um. Seine Diener gingen mit Laternen
unserem Zuge voran, den Beschlufs machte der Pfeifenträger
und ein anderer Sklave, der für seinen Herrn den Tarbusch
und schön gestickte Pantoffeln trug. Das nahegelegene