sechszehn- bis zwanzigtausend jährlich belaufen. Von Habesh
aus ist dieser Seelenverkäuferei durch Kaiser Theodorus gesteuert
worden, denn er hat auf die Betheiligung eines seiner
ünterthanen am Menschenhandel den Tod gesetzt und duldet
in seinem Lande keine Sklaverei. Die in früheren Zeiten massenhaft
für die Harems der Reichen exportirten, jungen, feurigen,
abyssinischen Mädchen kommen jetzt nur selten auf
den Markt, denn in ihrer Heimath hat dies abscheuliche Treiben
fast ganz aufgehört. Dagegen bringen die Sklavenjäger
und Händler jetzt vom oberen weifsen Flufs, aus dem Senaar
und besonders aus den Galla-Ländern,'ihre schwarze Waare
nach Matama zum Markte.
Der Shuma von Galabat erhebt einen Maria-Theresien-
Thaler. Eingangszoll pro Kopf, bei dem Weitertransport und
Export mufs auch noch etwas von den Händlern an die Regierung
bezahlt werden. Wenn nun, wie mir gesagt wurde,
die wöchentliche Steuer für den Sklavenhandel von tausend
Köpfen erhoben würde, so hätte der Shuma jährlich über
fünfzigtausend Maria-Theresien-Thaler Einkünfte. Sämmt-
liche Regierungsaüsgaben mögen, trotz der Unterhaltung von
dreifsig bis vierzig Soldaten etc. keine viertausend betragen,
rechnet man ferner acht- oder neuntausend Maria^Theresien-
Thaler Tribut an Egygten und Habesh, aufserdein die Trinkgelder
an die Beamten ab, so bleiben immer noch sechsund-
dreifsig- bis achtunddreifsigtausend Maria-Theresien-Thaler
dem Herrscher zur unbedingten Verfügung. Wenn dieser nun
nicht etwa, wie mancher deutsche Bauer, das gewonnene Silber
in Töpfen in die Erde vergraben sollte, so ist nicht zu begreifen,
wo die Einkünfte hinkommen, da der Mann höchst einfach
lebt, keinen grofsen Harem hat, von seinen schwarzen
Stammgenossen durch Kleidung u. s. w. sich kaum unterscheidet
und von Verschwendung oder Pracht weder an sich noch
seiner Umgebung eirie Spur sehen läfst.
Der Menschenhandel mit Schwarzen wird besonders von
den Djalin-Arabern, den Bewohnern der Diberka, Berberi-
nern und einzelnen Arabern aus ändern Stämmen betrieben;
gierige,, sittlich tief gesunkene Europäer dagegen scheuen
sich nicht auf Sklavenjagden die Schwarzen in grausamster
Weise wie Thiere zusammenzujagen und einzufangen. Die
Art und Weise dieser Hetzen sowie der barbarische Transport
der Gefangenen in eisernen Ketten, den Hals von Holzstücken
umklammert, ist aus ändern Büchern leicht und zur
Genüge zu ersehen, und ich verweise daher auf sie, um nicht
oft Gesagtes und Allbekanntes wiederholen zu müssen.
Einige ambulante Sherbet und Honigwasser-Händler
boten gegen wenige Para (vierzig Para = ein Piaster) ihr
kühles, freilich nicht immer reinlich aussehendes Getränk den
Marktbesuchern an. Mehrere hübsche Lanzen und Messer
sah ich zum Zeichen des Verkaufes, mit einem dünnen Seil
umwickelt, bisweilen hatteil ihre Besitzer auch ein Stück
Holz daran aufgespiefst. Die verkäuflichen Thiere, desgleichen
die Sklaven, waren ebenso wie jene Waffen mit einem
dünnen Strohseil um den Hals umwunden, ein Gebrauch, der
auch im übrigen östlichen Sudan herrscht und, wie schon gesagt,
die verkäufliche Waare kennzeichnen soll.
Die Sonne stand schon tief im Westen, als ich meinen
Wirth traf und mit ihm in den Missionsgarten ging. Dort
wurde das durch die Hebemaschine hochgetriebene Wasser
in kleinen Kanälen über Gemüsebeete, Blumen und Baumpflanzungen
ausgelassen. In wenigen Minuten war das Erdreich
in der Nähe getränkt, die weiter liegenden Stücke kämen
dann an die Reihe, bis die bestimmte Zahl der Beete
bewässert war. Nach sechsunddreifsig . bis achtundvierzig
Stunden wird das Wasser wieder über dieselben Ländereien
ausgelassen und so der Reihe nach die Arbeit, Tag für Tag,
um Sonnenauf- und Niedergang fortgesetzt. Als es dunkel
wurde verliefsen wir den Garten und stiegen zu den Wohnungen
in der Station hinauf. Der Neumond trat ein, sofort
begrüfsten Pistolen- und Gewehrsalven dies Ereignifs und
anhaltender Tamtamschlag erscholl ihm zu Ehren bis spät in
die Nacht hinein. Von den Anstrengungen des Tages etwas
abgespannt* suchte ich früher mein Lager, und schlief, ungestört
von dem dumpfen Trommelwirbel der Tagruri.
Mittwoch, den 29. März 1865. Vor Sonnenaufgang wurde