noch in die Stadt zu begeben und dort ein ordentliches Hôtel
aufzusuchen.
Sonntag, den 23. Juli 1865. Von einem Führer und Pack-
träger,- der einiges Gepäck nachtrug, begleitet, begab ich mich
in das nahe der Bahn, an der Strafse zwischen der alten Stadt
und Bulak gelegene Griffith-Hötel. Dort bezog ich ein Zimmer
in der zweiten Etage, zahlte für Logis und Beköstigung
dreizehn englische Schillinge per Tag und war mit dem Aufenthalte
daselbst sehr zufrieden-
Darauf begab ich mich zu dër Wohnung des Herrn Konsul
Dr. Brugscb, konnte dieseü Herrn zwar nicht sehen, erhielt
aber fünf, seit mehreren Monaten von meinen Lieben
und Freunden aus Europa an mich angekommene Briefe.
An dem Mittagstische machte ich später die Bekanntschaft
eines artigen Schweizers, der mir ein Mittel gegen
meine Krankheit gab, und da ich besonders der Ruhe bedurfte,
zog ich mich bald auf mein Zimmer zurück, wo ich
die Nacht vortrefflich schlief.
Montag, den 24. Juli 1865. Nach dem Frühstück ging ich
zur Eisenbahn, wo ich meinen Reisegefährten, bevor er seine
Reise nach Alexandria fortsetzte, nochmals traf. Darauf besuchte
ich Herrn Konsul Dr. Brugsch, der, von einem Zahnleiden
belästigt, mir mit verbundenem Kopfe entgegen kam,
ihm übergab ich ein Protokoll und nähere Angaben über den
Nachlafs des vertorbenen Florian Muche. Nachdem ich eine
Einladung zum Mittagessen entgegen genommen, kehrte ich
in die Stadt zurück, suchte Dr. Kinzelbach und Kaufmann
Dillinger auf. Ein englischer Arzt verschrieb mir Opiumpulver
gegen meine Krankheit, doch nahm ich nach Gebrauch
desselben keine Veränderung in meinem Zustande wahr.
Durch die staubigen, winkligen Strafsen, über den wüst aussehenden
Esbequiè - Platz kehrte ich in mein Hôtel zurück,
kleidete mich um und begab mich in die Wohnung meines
Konsuls, wo ich im Familienkreise am Mittagstische einige
angenehme Stunden verlebte;
Die geschäftlichen Angelegenheiten wurden später geordnet,
dann begab ich mich wieder -in das Hôtel. Kurz vor
Sonnenuntergang besuchte mieh nochmals Herr Dr. Brugsch,
übergab mir einige Reiseeffekten, die ich vor acht bis neun
Monaten hier zurückgelassen hatte, und freundlich nahmen
wir dann von einander Abschied. Zum Abend hatte ich eine
längere, angenehme Unterhaltung mit der kleinen Gesellschaft
an der table d’hóte und zog mich dann in mein Zimmer zur.
Nachtruhe zurück.
Dienstag, den 25. Juli 1865. Ich wollte mit dem um
neun und ein viertel Uhr nach Alexandria abfahrenden Zuge
reisen, nachdem ich daher in dem Hotel meine Rechnung bezahlt
hatte, eilte ich nach dem Bahnhofe, wo ich jedoch viel
zu früh eintraf. Ich hatte Mufse, das bunte Gewimmel von
Menschen, das sich hier entwickelte, zu beobachten. Mein
Gepäck wurde untergebracht, endlich zur bestimmten Zeit
setzte sich der Züg in Bewegung und dampfte nach N. an
Häusern und Gärten vorüber in die Ebene hinaus, der zweiten
Hauptstadt des Reiches zu. An den Städten Bena und
Tanda brauste der Zug vorüber, beim Café Sahriat ging es
über die Nilbrücke in stürmischem Laufe, erst um zwei.Uhr
. verkündete die gellende Dampfpfeife, dafs wir in Alexandria
angekommen seien. Lange Zeit wartete ich auf das Eintreffen
meines Reisegefährten, mit ihm verabredete ich eine Zusammenkunft,
dann folgte ich einem mit meinem Gepäck beladenen
Ochsenkarren in den dem Meere nahe gelegenen Stadt-
theil, wo ich mich aufzuhalten gedachte, um dem Einschiffungsplatze
näher zu. sein und billiger zu wohnen. In letzterer
Beziehung wurde ich jedoch stark getäuscht, ich bewohnte
ein elendes, schmutziges Logis, in dessen unteren Räumen
Matrosen, Schiffsarbeiter und Mäkler ab und zu gingen; hörte
dies Treiben auch bei Nacht nuf, so liefsen mich dpch Mücken
und Ungeziefer nicht zur Rühe kommen.
Mittwoch, den 2 6. Juli 1865, In den ersten Vormittag-
stunden begab ich mich in das preufsische-General-Konsulat,
um persönlich meinen Besuch zu machen und meine Rückkehr
aus dem Sudan anzuzeigen. Der Herr General-Konsul
war nicht anwesend, er wurde erst den nächsten Tag erwartet,
.so dafs ich nach kurzer Zeit wieder umwendete. Auf