genen Tagen, war das Wetter sehr schön, die Hitze von zwölf
bis drei Uhr sehr empfindlich, kaum dafs sie von einem N.-
und NNW.-Winde ein wenig gemildert wurde. Als ich noch
mit einigen Arbeiten in meiner Wohnung beschäftigt war,
kam mein Reisegefährte zu mir und erzählte, dafs der Comte
du Bisson sich in seiner vollen Generalsuniform nebst vier
seiner Leute, mit Gewehren und Revolvern bewaffnet, nach
dem Gouvernement begeben habe, um dort Klage über die
schwarzen Soldaten, sowie über meinen Hausherrn und dessen
Kompagnon zu führen. An dem Eingang vor dem Gouvernement
wurde den Franzosen aber der freie Zutritt von den
Wachtposten verwehrt, der Herr General erhielt erst nach
zehn Minuten langem Warten die Erlaubnifs, mit seinen Leuten
vortreten und seine Beschwerden anbringen, zu können.
Die Unterredung dauerte einige Zeit; unter anderen Drohungen
soll Graf du Bisson auch geäufsert haben, er werde die
Griechen gefangen nehmen, binden und nach Karthum bringen
lassen, um dort Gerechtigkeit zu erhalten, da er hier keine finden
könne. Der Mudir erwiderte darauf sehr richtig und kalt,
dafs jede Gewaltmafsregel von seinen schwarzen Soldaten
unterdrückt werden und die Verantwortlichkeit für jene Tha-
ten auf den Urheber derselben zurückfallen würde. Der Graf
bewirkte mit seinem komischen Aufzuge in voller Uniform
nichts, als dafs er die Neugierde der gaffenden Bevölkerung
erregte und richtete nicht nur nichts aus,’ sondern schadete
sich dadurch noch mehr; in den nächsten Tagen konnten
sämmtliche Franzosen nicht einmal ein Stück Fleisch selbst
gegen gute Bezahlung erhalten. Die Griechen waren vorsichtig,
doch spotteten sie der französischen Drohungen als einer
Eigenmäqhtigkeit, die von keiner Seite Unterstützung finden
werde. Man erging sich trotz der bevorstehenden ernsten
Lage gern in Witzeleien, zu denen uns jene Abenteurerschaar
vielen Stoff bot, besonders bei Anlafs der Erzählung ihrer
komischen Thaten war des Gelächters kein Ende, manche
Viertelstunde ging auf diese Weise schneller vorüber.. Mein
Reisebegleiter sah freilich viel schwärzer in die nächste Zukunft
als ich und glaubte an den baldigen Ausbruch einer
Revolte, den Verlust seines Eigenthüms und die Auflösung
aller Verhältnisse.
Gegen Abend liefs ich etwas; Durra für meine Thiere
einkaufen und .mufste, da' nur wenig Waare am Platze war,
meinen geringen Bedarf ziemlich theuer bezahlen.
Der Vorsicht wegen blieb ich Abends in meiner Wohnung,
setzte meine Waffen in brauchbaren Zustand und
brachte lange Zeit auf dem flachen Dache neben meinem
Zimmer zu.
Montag, den 24. April 1865. Vor Sonnenaufgang betrachtete
ich die scharfen Spitzen und rosig glühenden Zak-
ken des Djebel Kassala, diel wie blitzende Edelsteine auf dem
Goldgründe der hinter ihnen aufsteigenden Sonne hervortraten.
In gröfserer Ferne erhoben sich die Höhenzüge von
Algedén, so wie die hohe steile Wand und die wilden zerrissenen
Felsengipfel der Mokran-Berge, am fernen Horizonte
nach NO. aber dehnte sich die Ebene hin, aus deren Gebüsch
nur hier und da ein grofser Felsblock aufsprang, diese Con-
touren glichen einem schönen, kunstvollen Rahmen, der das
Gemälde, das er umschliefst, durch seine Harmonie mit dem
Charakter der Zeichnung noch anziehender macht.
Der heutige Tag brachte sonst in keiner Weise beunruhigende
Gerüchte, nur ö - die Griechen erhielten die Nach. - rieht, dafs der Graf du Bisson .sie Nachts überfallen, auf ein
Paar Kameele binden und in der Dunkelheit zum Stadtthore
hinaus schaffen lassen wollte. Die Herren waren deshalb
sehr vorsichtig und wechselten nicht nur ihre Schlafstellen,
sondern waren selbst wohl bewaffnet und hielten aufserdem
in den nächsten Nächten stets einen Diener als Wache
neben sich.
Abermals stellte mein Reisegefährte eine Nachfrage wegen
der Kameele, mit neuen Versprechungen hingehalten, hoffte
er erst in den nächsten acht Tagen die nöthigen LaStthiere zu
erhalten. An den türkischen Schlendrian gewöhnt, wollte ich
zunächst gar keine Schritte mehr in der Sache thun, aber zur
geeigneten Zeit durch entschiedenes Auftreten meinen Zweck
zu erreichen suchen. Kommt man den Leuten zu oft, so er