aufhalten, welche ihreHeimäth verlassen haben, um dem ihnen
heiligen Orte näher-leben zu können. Der Fanatismus, der
sie gewöhnlich beseelt, wirkt auf den sefshaften Theil der Bevölkerung
ebenfalls höchst ungünstig ein, und so scheint mir
aus verschiedenen Gründen die Wahl gerade dieses Ortes zur
Missionsstation eine unglückliche gewesen zu sein, wo des
Unterhaltes wegen mehr auf den Handel gesehen worden ist
Man kann vielleicht ein wenden, dafs Matama trotz seines
ungesunden Klimas doch durch seine Lage an den Grenzen
Abyssiniens und als Knotenpunkt für den Handel der ganzen
Umgegend der, geeignetste Ort für den vorgefafsten
Zweck sei. Aber gebe ich auch zu, dafs die geographische
Lage dem Dorfe eine grofse Wichtigkeit verleiht vorzugsweise
in merkantiler Hinsicht, so. mufs ich doch, entschieden eben
darum behaupten, dafs eine christliche Mission dort keinen
Erfolg haben kann, sondern zuletzt zu einer Zwischenhandelsstation
herabsinken müsse. Abgesehen von dem höchst ungesunden
Klima, das den Fremdling oft schwer heimsucht und
seine Thätigkeit schwächt, wird der auf Handel angewiesene
Missionär mit der Verbreitung seiner geistigen, freien, aber an
strenge Moral gebundenen Lehre kaum jemals nennenswerthe
Erfolge erzielen. Die Wahl einer anderen Station wäre gewifs
nothwendig. Die Eingeborenen, wenn schon träge, denkfaul
und wenig begabt, wissen doch bestimmte Begriffe sehr scharf
von einander zu sondern und halten sich lieber, von den
Schwierigkeiten und Widersprüchen mancher Dogmen abgeschreckt,
an den Islam, der für ihre Eigenthümlichkeiten besser
pafst. Der Mohamedaner wird überhaupt durch Lehren
oder gutes Beispiel in den heifsen Ländern nicht eher zu bekehren
sein, als bis sein gesellschaftliches Leben von Grund
aus umgewandelt worden. Kann man das Auf hören der Sklaverei
und die Pilgerfahrt nach Mekka hier nicht hindern, so
wird man einen nennenswerthen Erfolg nie erzielen und con-
centrire lieber diese Anstrengungen auf diejenigen Th eile Afrikas,
in denen noch kein bestimmter Glaube herrscht. In solchen,
dem Mohamedanismus fern liegenden Ländern werden
wohj eher Eingeborene zu sittenstrengem Lebenswandel heranzubilden
sein, während die Rohheit der grofsen Volksmasse
einer Jahrhunderte langen Arbeit bedarf, ehe man sie als reif
für eine höhere geistige Kultur wird betrachten können.
Nun ging die Reise auf dem über hügeligen Boden führenden
Wege in nordwestlicher Richtung ununterbrochen weiter.
Nach zwei und einer halben Stunde ging ich durch das
enge Flufsbett des Chors Udrup und lagerte wenige Schritte
auf der anderen Seite dieses sehr niedrig fliefsenden Bergwassers.
Der Glanz eines wenig hundert Schritte entfernten
Feuers deutete auf die Nähe von Reisenden oder Hirten, wir
bekamen indefs. Niemand von ihnen zu sehen. Als ich die .Lagerordnung
in der Wildnifs bestimmte, sah ich darauf, dafs
die Giraffe in die Mitte kam, die Kameele, meine Leute und
das Gepäck, dazu ein grofseres Feuer bildeten die Schranke,
welche die kleineren Raubthiere und besonders die aufdringlichen
Hyänen von etwaigen Angriffen abhalten sollte. Einer
der Araber, von dem nahen Flufsbett mit einem gefüllten
Wasserschlauche zurückkehrend, sagte aus, eine Hyäne (ma-
rafil) gesehen zu haben. Ich nahm meine Pistole, schlich so
unbemerkt als möglich hinter einen starken Baumstamm und
feuerte auf das Thier, welches sogleich polternd auf der anderen
Uferseite verschwand.
Sonntag, den 2. April 1865. Der Himmel war noch mit
flimmernden Sternen bedeckt, als ich nach, einigen Stunden
guter Ruhe auf meinem Lager erwachte. Die Diener wurden
von mir geweckt und dann an einem hell lodernden Feuer
ein Becher schwarzen Kaffees zum Frühstück bereitet. Die
Thiere wurden beladen und kurz vor Sonnenaufgang die Route
in der Richtung nach NNW. und NW. wieder aufgenommen.
Die erste Strecke legte ich zu Fufs zurück und bemerkte bei
dieser Gelegenheit eine Anzahl mir unbekannter Affen, die,
sehr scheu, mich auf Schufsweite nicht herankommen liefsen.
Oft mufsten wir durch dornige Büsche dringen oder wanden
uns über hügeligen Boden, der dann und wann von einigen
trockenen Ohorbetten durchschnitten war,' den'Bergrücken
des Räs-el-fil links liegen lassend. Aloestauden mit
ihren mehr als sechs Fufs langen, ganz geraden Blüthensten