An h a n g .
Mit meinen Reiseerlebnissen im vorigen Abschnitt zu
Ende gekommen, könnte ich füglich mein Buch schliefsen,
wenn ich es nicht für geeignet hielte, hier noch einige Notizen
folgen zu lassen.
In den letzten Tagen des Monats Oktober 1866 kam nämlich
mein ehemaliger Reisegefährte nach Dresden und überbrachte
mir neuere Nachrichten aus dem Sudan, den er wieder
besucht hatte, und von wo aus er vor wenigen Wochen
zurückgekehrt war.
Zu Ende des Jahres 1865 war die Unzufriedenheit unter
den schwarzen Truppen der egyptischen Regierung auf das
Höchste gestiegen, ihres Gehorsams nicht mehr sicher, ergriffen
die Offiziere, meist Türken, zwar Maafsregeln, aber nur
halb zur Unterdrückung der Erneute. Diese, die wie schon
früher gesagt, während meiner Anwesenheit zu Kassala in
Aussicht stand, brach zu Anfang des Jahres 1866 in der genannten
Stadt aus. Bekanntlich standen die hier befindlichen,
wenigen Europäer in feindlichem Verhältnisse zu einander,
es waren aufser den beiden Griechen, Pananioti und sein Associé
Achilles noch zwölf Leute der in ihrer Auflösung begriffenen
Graf du Bisson’schen Expedition.
Das erste Aufflackern des Ungehorsams der schwarzen
Soldaten richtete sich gegen ihre Offiziere und einige unbeliebte
Regierungsbeamte, die nach afrikanischer Weise in
scheufslicher Art mifshandelt und dann von der wüthenden
Mannschaft getödtet wurden. Die Rebellen lagen in der Kaserne
vor dem östlichen Stadtthore, nahmen alle sich nähernden
Waaren-Karavanen schon in grofser Entfernung von der
Stadt weg und hatten sich auch in Besitz des östlichen Tho-
res und des südlich davon gelegenen, verödeten, wenig bewohnten
Stadttheiles, innerhalb der Mauern bemächtigt. Auf
schnelle Requisition wurden einige tausend unteregyptische
Soldaten herbeigebracht und durch diese das weitere Vordringen
der Empörer gehemmt, indem die Staatsgebäude, die
Pulverkammer und Kanonen in Sicherheit gehalten wurden.
Man machte den Anführern allerlei .Versprechungen, behandelte
sie mit grofser Nachsicht, und um ihre Wuth in andere
Bahnen zu lenken, wurden sie vielleicht durch den Fanatismus
der mohamedanischên Bewohner auf die Europäer aufmerksam
gemacht. Ein Haufe der .Rebellen versuchte dieselben
zu überfallen. Doch diese hatten ihre Vorkehrungen schon
getroffen, man hatte alle Gewehre geladen, hielt Tag und
Nächt Wache und verrammelte die zum Zwecke der Verteidigung
eingerichteten Eingänge. Die schlauen Griechen sahen
ihre ganze Hülflosigkeit ein und zogen daher, besonders der
feige Pananioti die wenigen Leute der französischen Expédition,
trotz früherer, gegenseitig grimmiger Feindschaft an
sich und gaben ihnen Munition, Lebensmittel und Anderes zur
Befriedigung ihrer Bedürfnisse, wogegen sie die Verteidigung
zu leiten hatten. Eben jener prahlerische, habsüchtige,
rohe und feige Pananioti verbarg sich während der Flintensalven
in einer dunkelen Ecke seines Hauses, indefs sein
Associé Achilles und die wenigen, tapferen Franzosen ihrer
Rauflust alle Ehre machten und mehrere hundert, sie angreifende,
schwarze Soldaten zurückschlugen. Die gut gezielten
Flintenschüsse und die zwei kleinen mit Kartätschen gelade*-
nen und sicher treffenden Kanonen brachten die schwarzen
Soldaten zum Rückzuge. Bei dieser Gelegenheit wurde der
Tischler Riotang, der 1849 aus-Rastadt glücklich entkommen
war, durch die Brust getroffen und in dem zweiten Höfe des
unter der Festungsbastion liegenden Hauses, das ich im November
und Dezember 1864 bewohnt hatte, begraben.
Von den Rebellen wurde ein Theil der Festungsmauern