fkllen von Seiten der kleinen Machthaber Abyssiniens, sowie
den Erpressungen der Araber und der egyptischen Regierung
ausgesetzt.
Durch allmälige, strengere Regelung der Zustände indefs
und durch die Vereinigung neuer zahlreicher Einwanderer
mit dem frühem Grundstöcke der Kolonisten, haben sich die
Bewohner Galabat’s eine bedingte Unabhängigkeit erworben.
Des eigenen Vortheils wegen wird sie von den beiden mächtigen
Nachbarn nun auch respektirt.
Der Andrang der Pilger aus dem Innern von Afrika ist
zur heiligen Wanderung, nach der Kaaba in Mekka verhält-
nifsmäfsig nicht geringer, als von den an den Meeresküsten
gelegenen Ländern. Ihre Anzahl ist im Detail sehr schwer
zu bestimmen, sie mag aber, obenhin geschätzt, am Bairams-
feste (6. Mai) des vorigen Jahres, nahezu eine halbe Million
betragen haben. Bekanntlich brach unter dieser ungeheuren
Menschenmasse die Cholera aus, verbreitete sich schnell nach
Kairo, wo sie eine besonders grofse Menge Opfer forderte,
und nach den südeuropäischen Häfen, um von da aus Verderben
bringend das Festland zu durchziehen. Der Name
dieser Angesiedelten, der Tagruri oder Tak'rir, soll in der För-
Sprache soviel als wandernder Bettler oder ziehender Pilger
bedeuten, und diese Bezeichnung der schwarzen Mekkapilger,
die ihnen wohl durch ihre meist wohlhabenderen, in der Hei-
math zurückbleibenden Landsleute zu Theil wurde, ist auch
am richtigen Platze. Es sind Abenteurer oder Arme, die
nichts zu verlieren haben und es leicht, zumal von Glaubenseifer
aufgeregt, über sich gewinnen, die gewagte Reise zur
heiligen Stadt zu unternehmen. Diese Leute, sowohl Männer
als Weiber tragen die Zeichen reiner Negerabstammung, sie
sind im allgemeinen grofs und kräftig gebaut, haben grofse
Hände, Füfse und zeichnen sich durch dickere Arm- und
Beingelenke vor den übrigen Bewohnern des von mir-besuchten
ostafrikanischen Sudan aus.
Wie. schon früher bemerkt, habe ich durch die Vermittelung
meines freundlichen Wirthes, der mir zum Dolmetscher
diente, meine Nachrichten über das noch so wenig gekannte
Land Gälabat dem Munde verschiedener Eingeborenen und
Beamten entnommen. Aus dieser Quelle kann ich näher über
Gröfse, Bewohner und Gebräuche dieses Landes Folgendes
mittheilen.
Galabat hat etwa die Gestalt eines unregelmäfsigen Triangels.
Die. Ufer des Flusses Atbara bilden die Basis, indem sie
in ihren vielfachen Windungen eine grofse Ausdehnung einnehmen.
Der andere Schenkel nach Westen gerichtet, südwestlich
von dem Berge Ras el fil einherlaufend, streift den
niedrigen von Norden nach Südosten sich hinziehenden Höhenzug'
Gal el basham. Von dort nach ONO. geht die
Grenze dicht bei Wogin, nur eine viertel Tagereise von diesem
Orte entfernt^ vorüber. Das erste Tagruri-Dorf, welchem
hier der Reisende begegnet, ist Derwish, es liegt an einem
reichen Quellorte und ist von der Grenze des zu Egypten gehörenden
Bezirkes el Rashied durch einen Zwischenraum von
nur drei Stunden getrennt. Die äufserste, abgestumpfte Spitze
des Bezirkes im Süden wird durch den Flufs Gendoa vom
abyssinischen Gebiete abgeschieden, und diese Grenze steht
eine starke Tagereise von Matama ab. Das Dorf Derwish, in
etwa gleicher Entfernung von letzterem Punkte nach Norden
zu, hat eine sehr günstige Lage, um als Hauptort und Regierungssitz
gelten zu können.
Der Name des Flusses Gendoa, kaum halb so breit, wie
der Atbara, oder Guengue, wie letzterer von hier ab genannt
wird, hat wohl zu Verwechselungen mit diesem mannigfache.
Veranlassungen gegeben, um so mehr, da auch sein Bett das
ganze Jahr, hindurch immer fliefsendes, klares Wasser enthält
und Flufspferde und kleinere Wasserthiere sich auch in seinem
Bette an geeigneten Stellen aufhalten..
. An dem Einflüsse des Gendoa in den Atbara liegt ein
ziemlich hoher Berg, dem mein halbarabischer Gewährsmann
den Namen Kohgy beilegte. Man bedenke übrigens bei der
vorhin gemachten Angabe fler Grenzen, dafs genaue Schei-
dungslinien keineswegs zu ziehen sind. Die ^Bewohner der
umliegenden Länderstrecken, haben die Marken bisher , nie
ängstlich genau fixirt, grofse Steppen, Waldungen, ganze
Grf. Kr o c k ow, Reisen u. Jagden. II. 4.