Nach vielen Bemühungen gelang es meinem Reisegefährten,
durch einige Geschenke heute noch drei Kameele
nebst einem sichern Führer zu erlangen. Kurz vor Sonnenuntergang
kamen die Kameeltreiber nebst den Kameelen und
dem mit einem Turban aufgeputzten Führer von der Militärstation
unter Begleitung zweier ,Soldaten in unser Lager.
Donnerstag, den 11. Mai 1865. Die Kameele wurden
mit Sonnenaufgang beladen, eine Stunde später setzte sich
die Karavane in Bewegung. Das Wetter war schön, so ging
es auf schmalen Kameelsteigen in NW.-Richtung mit erneuter
Rüstigkeit über den nackten Boden der Wildnifs weiter:
Etwa zwei und eine halbe Stunde reisten wir durch eine Gegend,
deren Vegetation durch Feuer in 'Asche gelegt war,
dann folgten einigermafsen wirthlichere Strecken, mit dünnem
Grase und einigen Heglik- und Akazien-Gebüschen bewachsen.
Bald indefs befanden wir uns wieder in einer gro-
fsen, weit nach 0. bis dicht unter die Gebirge sich ausdehnenden
Wüste. Die grofsartigsten Luftspiegelungen blendeten
das Auge, nicht nur einzelne Felsen, Bäume und ein Dorf
schienen vollkommen in Wasser zu stehen, sondern das getäuschte
Auge glaubte auch die fernen Bergketten im Osten
von dunkelblauen Wasserfluthen umgeben. In der Nähe mehrerer
Brunnen, wo die Getreidefelder der Eingeborenen lagen,
bemerkte ich gröfsere Landstücke, mit sechs Zoll hohen und
etwa fünf Zoll dicken, künstlich errichteten Erdmauern umgeben,
wie es schien, zum Zwecke künstlicher Bewässerung.
Das Land kann dadurch weit fruchtbarer gemacht werden
und auch in trockenen Zeiten ist Wasser aus den nahen Brunnen
leicht zu haben. Der gute, fette Boden läfst sich, einmal
durchfeuchtet, wie Thon oder Lehm, ohne Mühe zu einer
Mauer formen, und die glühende Sonne trocknet die Masse in
zwei Tagen.
Der Weg war durch viele, oft ziemlich tiefe Löcher, die
ihren Ursprung grofsen Regengüssen verdanken mochten,
sehr unsicher und gefährlich für unsere Thiere; die Vegetation
war ziemlich dürftig, denn gerade in der letzten Regenzeit
war nur wenig Regen gefallen und der Erdboden hier
und da durch die grofse Hitze von klaffenden Spalten zerrissen.
Die Naback- und rothstämmigen Mimosen-Bäume trugen
nur dürftiges Laub, dagegen reichliche Früchte. Unter
einigen Bäumen, in der Nähe von mehreren Brunnen, wurde
Mittagrast gehalten. Ich bemerkte grofse Viehheerden in
der Nähe, die Hirten kamen zu uns herüber.
Nachdem ich ein einfaches Mahl, aus Kaffee und hartem
Brote bestehend, gehalten, stellte ich wieder mit meinen
Leuten und den mich besuchenden Hirten Uebungen in der
Hadenda-Sprache an. Die Letzteren, allen Lebensaltern an-
gehörig, konnten sich, wie ich merkte,, mit meinen Leuten
trotz der dialektischen Verschiedenheit ihrer Sprache ganz
gut verständigen, und bald hatte ich ein schönes Kollegium
um mich versammelt. Halbe Kinder, junge Leute und Greise
safsen bunt durcheinander, faulenzten, schwatzten oder ge-
riethen bisweilen mit einander auch in ernstliche Streitigkeiten.
Gegen Sonnenuntergang wurde die Reise in NNW .-Richtung
durch die Einöde fortgesetzt.
Der Boden, den wir passirten, war meist sandig, nur
dann und wann mit etwas dünnem Grase oder einzelnen, verkrüppelten
Gesträuchen bewachsen. ; Fünf Stunden dauerte
unser Marsch, dann wurde auf einer weiten Sandwüste, etwas
südlich von dem Dabalonga-Berge, das Nachtlager bereitet.
Hier hatte ich einen ernstlichen Auftritt mit einigen ungehorsamen
Kameeltreibern; ich hatte bereits mein Doppelgewehr
an der Schulter, und es' hätte für jene Leute ein trauriges
Ende nehmen können, wenn, sie meinen Befehlen nicht gefolgt
wären. Diesen Halbwilden mufs man zwar Manches zu Gute
halten,.aber unverschämte Forderungen, Ungehorsam und
verbrecherische Handlungen sofort und hart bestrafen, dadurch
allein erwirbt man sich bei jenen Leuten Furcht und
Achtung. '
Sehr ermüdet verfiel ich nach der anstrengenden Reise
bald in Schlaf, aus, dem mich um Mitternacht ein kühler
SO.-Wind, der den Himmel mit leichten Wolken überzog,
weckte.
Freitag,, den 12. Mai 1865. Vor Sonnenaufgang • waren