üblichen Begrüfsungen gewechselt, dann sprach man in längeren
Pausen von anderen Geschäften. Ich holte meine Pfeife
hervor, ein Sklave zündete mit einer bereitgehaltenen, glühenden
Kohle den Tabak in derselben an. Darauf nahm ich ein
Buch hervor und that als hätte ich keine Eile und sei seheinbar
in Lektüre vertieft. Man richtete noch Fragen über meine Reisen
und andere Dinge an mich, aber meine französischen Antworten
schnitten die weitere Unterhaltung ab, einer der Leute
sagte endlich: „Der Fremde versteht die arabische Sprache
nicht!‘c äht Einige Gäste traten ein, wurden begrüfst, und nach
längerer Pause begann folgendes Gespräch: „Wir Kaüfleute
zahlen per Kameel nach Sauakin fünf bis sechs Maria - There-
sien-Thaler bei schwerer Ladung. Sagen wir, der Fremde
soll sechs Thaler zahlen“. Ein andei*er Kaufmann warf ein:
„Aber der Vekil will auch seinen Bakshisz haben, sagen wir:
Dieser Fremde mufs zu jetziger Zeit sieben Maria-Theresien-
Thaler zahlen, aber wir Kaufleute haben den Preis von fünf
bis sechs Thaler für ein Kameel von hier nach Sauakin“. Ich
wufste nun den Preis, blieb aber unbekümmert bei meinen
französischen Antworten. Als ich so über eine Stunde bei
dem Kaufmanne gewesen war und seine schriftliche Antwort
in Händen hatte, konnte ich mich zum Erstaunen der versammelten
Männer plötzlich arabisch ausdrücken und sprach jetzt
meine Meinung über Ibrahim Efendi, seine Gesetzlosigkeit
und Willkühr aus; unter lebhafter Theilnahme stimmte man
mir bei.
Sehr bald war ich wieder in dem Gouvernement und
fragte, als wüfste ich nichts: „Sagen Sie, Ibrahim Efendi, mufs
ich neun Thaler für ein Kameel bezahlen?“ „„Kein, nur sieben““,
war seine kurze Antwort. Dann erging er sich in bösen
Schimpfreden über Halil Efendi, die er gegen den Sekretär
und andere Beamte aussprach und sagte: schliefslich zu
mir: „Du sollst morgen fünf Kamelle ä sieben Thaler haben,
den halben Lohn mufst Du voraus bezahlen“. Darauf antwortete
ich: „„Gut, ich habe das Geld in Bereitschaft, wenn
ich die Kameele erst erhalten habe, werde ich auch noch mehr
anzahlen können.““
Danach ging ich in meine Wohnung und hörte, dafs Herr
Wlassich von dem Grafen du Bisson Hausarrest erhalten habe,
denn Letzterer fürchtete-, dafs sein Offizier mir Mittheilungen
machen könnte, die ich durch die Presse weiter verbreiten
würde. Diese Maafsregel war ganz überflüssig, denn die ganze
Expeditions-Geschichte war mir schon bekannt. Ich lasse
sie hier kurz nachfolgen.
Unter dem Namen einer französischen Ackerbau-Kompagnie
fuhren am 15. September 1863 eine Anzahl Menschen
von Marseille aus unter Leitung ihrer Führer mit einem Dampfer
ab. Die Unternehmer der Expedition waren ein Herr
Palmiero und dessen Schwiegersohn, General Graf Raoul du
Bisson. Sie landeten mit ihren Leuten in Alexandria, und reisten
noch am 1. October desselben Jahres nach Kairo weiter.
Durch Empfehlungen mächtiger' Gönner und einflufsreiche
Bekanntschaften wufsten die Chefs es durchzusetzen, als sie
am 8. Oktober von Kairo aufbrachen, auf Kosten des Vice-
königs in einem Regierungsdampfer den NiL hinauf bis Go-
rosko befördert zu werden und von dort mit gleichfalls vom
Vicekönig bezahlten Kameelen die Reise nach Karthum fortzusetzen,
wo die Gesellschaft am 22. November anlangte. Die
dreiundvierzig Mann starke Truppe, alle Europäer, wurde
hier noch durch sechs angeworbene Inländer verstärkt, und
das ganze Gros tüchtig in militärischen Bewegungen geübt.
Am 9. Januar 1864 verliefs die Gesellschaft die Stadt Karthum,
wurde aber unterwegs durch Strapazen, Durst, Hunger
und Krankheiten sehr mitgenommen. Nebst einigen anderen
Leuten starb auch Herr Palmiero in der Steppe, ehe man die
Stadt Berber erreichte. Diesen Ort verliefs die Kompagnie
am 31. Januar und kam am 13. Februar in Kassala an, wo
ihr auf Befehl des Basha ein officieller Empfang bereitet
wurde und ihre Mitglieder durch Empfehlungen in einem
der Häuser des Kaufmannes P. Korcziga eine freundliche
Aufnahme fanden. Seit dem Tode des Herrn Palmiero war
der Graf Raoul du Bisson das Haupt der Gesellschaft , soweit
seine junge, herrschsüchtige Frau ihm dies gestattete, da sie
selbst eigentlich die ganze Leitung in ihrer Hand hatte. Charakteristisch
für das Benehmen der ganzen Societät ist übri