Die Gluth der Sonne wurde immer heftiger, kaum, dafs ein
leichter Luftzug ein wenig die Hitze milderte. Ueber uns der
Himmel, um uns die dürre Savanne mit ihren acht Fufs langen
Grashalmen, so eilten wir vorwärts.
Es war eine für Leib und Geist ermüdende Reise, höchstens
gaben einige aufgeschreckte Antilopen, dem einförmigen
Bilde, das vor uns lag, einige Abwechselung. Endlich um zwölf
Uhr kamen wir nach Ghesirat (Insel). Dieser aus nur vier
oder fünf Tuckeln bestehende Ort war von zwei Familien der
Dabaina-Araber bewohnt; etwa halbweges zwischen dem Setit
und dem Atbara gelegen, dient er dem Stamme der Dabaina
zum Weideplätze. Seinen Namen verdankt das Dorf einigen
Felsen von drei bis vierhundert Schritt Umfang und zwanzig
bis dreifsig Fufs Höhe, die sich über dem weiten, ebenen Grasmeere,
einer Insel gleich, erheben. Ein mächtiger Baobab
wächst zwischen ihren Spalten, und wie ich hörte, soll sich
das Regenwasser lange zwischen den Felsenritzen erhalten.
Die Bewohner waren gastfrei und freundlich gesinnt, für einen
Piaster (drei Silbergroschen) kaufte ich ihnen ein sehr kleines
Huhn zu meinem Mittagessen ab. Nach dreistündigem
Aufenthalte wurden die Kameele gesattelt, bepackt und in
südlicher Richtung die Reise fortgesetzt. Der Weg über den
schwarzen Boden war äufserst angenehm, dennoch machte
die monotone Umgebung einen beklemmenden Eindruck auf
die Sinne, nichts unterbrach das ewige Einerlei der weiten
dürren Grasebene. Erst gegen Sonnenuntergang bemerkte
ich die dunkelen Umrisse zwergartiger Mimosengebüsche,
dann senkte sich da&Terrain nach den Ufern des Atbara hinab,
dessen helle Fluth wir nach fünfzehn Minuten erreichten. Ich
ritt durch eine etwa sechszig Schritt breite Furth. Viele Eingeborene,
besonders jugendliche Gestalten badeten sich in
dem Wasser, zugleich kam eine gröfsere Raravane aus den
am linken Ufer des Flusses gelegenen Dörfern uns entgegen,
im Begriff, nach dem Setit zu ziehen. Wir erreichten alsbald
auch das jenseits des Flusses gelegene Dorf und bezogen die
nur durch ein enges Chorbött von den übrigen Wohnungen
getrennten, für Fremde bestimmten beiden Strohhütten. Von
dem Schech des Dorfes wurden wir gut aufgenommen, mit
Holz zum Brennen und Nahrungsmitteln, insbesondere mit
Milch versehen. Ein starkes Wetterleuchten durchzuckte
mehrere Stunden den Horizont, doch hinderte mich dies nicht,
auf einem Angereb hingestreckt, sanft einzuschlummern; um
neue Kräfte nach den Anstrengungen des Tages zu sammeln.
Montag, den 20. März 1865. Mit Sonnenaufgang verliefs
ich das grofse Tückeldorf, nachdem ich zuvor meinem Gastfreunde
etwas Tabak gegeben hatte. Auf meine Frage nach
dem Namen des Ortes; nannte er mir den des Grofsschechs
der Dabaina. Diese Eigenthümlichkeit theilen fast alle kleineren
Ortschaften dieses Stammes; denn alle die, welche ich
durchzog, trugen den Namen ihres Grofsschechs. In südwestlicher
Richtung passirten wir zwei Dörfer, deren Bewohner
von dem Tode Muche’s gehört hatten und uns darüber
befragten. Nachdem wir nun etwa eine Stunde in vielen
Windungen über sandigen Boden einhergewandert, näherten
wir uns wieder dem Atbara. Weiber und Sklaven fanden wir
dort beschäftigt, wie sie Lederschläuche füllten, Kleidungsstücke
wuschen oder ihr Vieh tränkten; auch meine Leute
schöpften die beiden Lederschläuche voll des klaren Wassers
für den weitern Reisebedarf. Danach erstiegen wir die steilen
Uferbänke, welche, sich hier, wie an ändern Stellen dieses
Flusses, wohl fünfzehn bis fünfundzwanzig Minuten, lang ausdehnten,
indefs bald waren auch diese Hindernisse überwunden,
und wir betraten eine grasreiche leicht hügelige mit
Oshar.und einzelnen Heglikbäumen bewachsene unabsehbare
Ebene. Hier begegneten wir vielen Kameelheerden, die glatten,
gesund aussehenden Thiere waren meist von dunkelbrauner
Farbe und sehr starkem Körperbau. Das weite, wellige
Hügelland war, wie bisher, einförmig in seinem Aussehen,
und die heifsen. Sonnenstrahlen wurden erst gegen elf Uhr
Vormittags durch leichten Nordwestwind abgekühlt. Etwa
eine Stunde später bemerkte ich mehrere Tuckel-Dörfer auf
den Höhen sanfter Hügelzüge gelegen, bisweilen auch an ihren
Abhängen herabsteigend. In einem dieser jetzt unbewohnten
Orte verbrachten wir die h.eifsesten Stunden des Mittages. In
Grf. Kr o c k ow, Reisen u. Jagden. II. 2