
hause über den Tod eines älteren, an der Cholera verstorbenen
Mannes heulten, fürwahr in so grofser Nähe keine angenehme
Morgenmusik. Nach meinem Frühstück machte ich
mit meinem Reisegefährten einen Besuch bei .Mumtas Efendi,
der mir ein Fernrohr abkaufte, und im Laufe einer längeren
Unterhaltung erfuhren wir etwas mehr von dem Kriegsschiffe
und der Verbreitung der Cholera. Das Gespräch wurde unterbrochen,
als der Kommandeur der Soldaten mit einer gro-
fsen Begleitung eintrat, und bald entspann sich ein sehr lauter
Wortwechsel zwischen unserem Wirth und dem Obersten
wegen der Lieferungen, die dieser für seine Soldaten verlangte.
Dem exaltirten Tone des Offiziers, der zuletzt ein wahres
Wuthgebrüll erhob, setzte Mumtas Efendi sehr feste, entschiedene
Erklärungen entgegen, so dafs der Oberst, ohne seinen
Zweck erreicht zu haben, endlich in unhöflicher Weise von
seinem Sitze aufstand und kaum grüfsend zum Hause hinausstürmte.
Als er fort war, schien Mumtas Efendi noch sehr
aufgeregt und ärgerlich von dem ganzen Auftritt berührt, doch
sagte er etwas beruhigter: „Das ist die Art des alten Obersten,
er wird sich schon abkühlen, denn seinem Verlangen kanp ich
nicht entsprechen.“ Bald darauf kam ein Boot von dem
Kriegsschiffe an das Land. Der in das Haus tretende Offizier
wollte der Quarantäne wegen keine Cigarette und keinen Kaffee
annehmen, doch bat er sich ein Glas Wasser aus, Mumtas
Efendi sagte scherzend, indem er uns einen lächelnden Blick
zuwarf: „Das Wasser ist gut und nicht krank.“
Als ich mich in meine Wohnung zurückbegab war die
Luft glühend vor Hitze und um so empfindlicher für mich,
da kein Wind dieselbe fächelte. Die Nachmittagzeit benutzte
ich, mich nach dem Zollhause zu begeben und dem dortigen,
ersten Beamten meinen Besuch, zu machen.
Das dicht an der nördlichen Inselküste, am Meei eskanale
liegende Zollhaus war aus Korallenfelsen erbaut, eine aus
demselben Material aufgeführte, etwa acht bis zehn Fufs hohe
Mauer umschlofs das Gebäude, das nur wenig über sie hinausragte.
Die Waaren konnten nur zum geringsten Theile darin
untergebracht werden und lagerten deshalb an den Mauern
herum., von Palmenmatten verdeckt und durch aufgestellte
Wachen vor beutelustigen Dieben gesichert. Die Umfassungsmauer,
etwa fünfzig Schritte lang und ebenso breit, hat nur
von der Landseite im Süden einen Eingang, der durch eine
roh gearbeitete Thüre verschliefsbar ist, die,Stelle der Fenster
vertreten einige mit plumpen Holzgittern versehene
Oeffnungen, die,den Zimmern, worin die Beamten arbeiten?
Luft und Licht geben. An den Wänden laufen etwa zwei und
einen halben Fufs hohe, mit Matten und Teppichen belegte
Steinsitz.e umher, worauf die Schreiber in kauernder Stellung
ihre Arbeit verrichten. Das Innere des Zimmers ist mit Kalk
angestrichen, der Boden besteht aus gestampftem Lehm wie
ich es hier in den meisten Häusern gefunden habe. Dieser
Fufsboden würde sich, bald in Staub verwandeln und den Bewohnern
höchst lästig werden, wenn er nicht öfter mit Wasser
befeuchtet würde. Durch die Verdunstung des Letzteren
wird zugleich eine gewisse Kühle im Zimmer künstlich hervorgerufen
, die bei der heifsen Luft im Freien angenehm ist.
Der erste Beamte, Abd-allah Efendi und seine drei Schreiber
waren Türken, Ersterer heftete seine Blicke lange auf meine
Person und theilte. meinen Begleitern mit, dafs ich einem seiner
Bekannten in Arabien sehr ähnlich sehe', so dafs ich nun
auch unter den Mohamedanern einen Doppelgänger hatte.
Durch diese Aehnlichkeit, die Abd-allah in meiner persönlichen
Erscheinung entdeckte, wurde ich sehr bald mit ihm
bekannt, und als ich nach einiger Zeit mich nach Hause begab,
mufste ich ihm versprechen, recht bald meinen Besuch
zu wiederholen.
Sb unansehnlich, klein und unsauber dieses Zollgebäude
erscheint, bringt es doch jährlich etwa dreifsig- bis vierzigtausend
Maria-Theresia-Thaler der Regierung ein, und würde
einen noch bedeutend höheren Ertrag abwerfen, wenn mehr
Ordnung und Aufsicht in dem Sudan herrschte und von Seiten
der Militär- und Civil-Verwaltung für eine Kameel-Post-
Verbindung und Sicherung des Waaren-Transportes gesorgt
würde.
Ueber die täglichen Opfer, welche die Cholera forderte,