wendigen Theil seines Hausstandes und Hofstaates. Wie unT
ter allen rohen Völkern wird es auch hier von den reichen und
hochgestellten Personen als eine Ehrensache angesehen, eine
möglichst grofse Anzahl von Sklaven zu halten. Einem jeden
ist die Verrichtung irgend einer kleinen bestimmten Arbeit zu-
getheilt, die bäld vollzogen ihm Mufse in Menge übrig läfst zu
anderer Beschäftigung. Aber aus Trägheit und Stupidität verschläft
er meist nutzlos die Zeit, oder verbringt sie mit Merissa
trinken oder herumlungern. Nur wenige Sklaven verstehen
sich von selbst dazu durch Fleifs und gute Ausführung gegebener
Aufträge, die Aufmerksamkeit und das Vertrauen ihres
Herrn zu gewinnen und sich unter seinem Schutz dadurch zu
einer einfiufsreicheren Stellung zu erheben. Bei grofsem Ehrgeiz
kommt es auch, wenn schon sehr selten, vor, dafs die Bedrückten
im Einverständnifs untereinander sich empören, befreien
und ihre Dränger ermorden. Die Sklaverei ist denjenigen
Ländern und Völkern , wo sie sich, einmal ausgebreitet
hat, keineswegs von Nutzen; wenn sie auch im Einzelnen
manche Bequemlichkeit gewährt, so ist sie dennoch und vielleicht
auch gerade darum im grofsen Ganzen ein unheilbarer
Krebsschaden, der den Organismus eines Staatskörpers vernichtet.
Zum mindesten haben diejenigen, welche hier die
bevorzugte Kaste sein wollen und mit Anderer Hände und
Köpfe arbeiten, weder Fähigkeit noch Energie, sich zu einer
fortschreitenden Entwickelung in socialer intellektueller oder
religiöser Hinsicht zu erheben.
Der Shuma in Matama hat zwei Weiber, einen Sohn, au-
fserdem eine Menge von Sklavinnen. Die- letzteren werden
aber nur zur Bedienung oder zu häuslichen Arbeiten verwendet,
und obwohl sie zum Harem des Herrn gehören, zieht dieser
doch zwischen ihnen und seinen beiden Frauen eine
strenge Grenze. Durch dieses Beispiel des Landesfürsten ver-
anlafst, hat trotz der nach mohamedanischem Gesetze gegebenen
Erlaubnifs des Konkubinats, ein solcher Zustand bei
den Takrir wenig um sich gegriffen, und ein in Anbetracht
der sonstigen niedrigen Kulturstufe verhältnifsmäfsig hoher
sittlicher Zustand unter der ganzen Landesbevölkerung die
Oberhand gewonnen.
Auf die Stellung und Geschichte des Shuma werde ich später
nochmals zurückkommen, hier mögen einige Züge zur Charakteristik
der religiösen Kapazität des Volkes erwähnt werden.
Es finden sich unter ihm entschiedene Spuren von dem
Glauben an eine Seelenwanderung, aber in ganz eigenthüm-
licher Weise. Die Eingeborenen sind nämlich der gröfseren
Anzahl nach der Ansicht, dafs in jeder Hyäne ein abgeschiedener
Geist verborgen sei, und deshalb dürfen diese Bestien
niemals getödtet werden. Ereignet es sich aber bei Angriffen
jener Raubthiere auf die Viehheerden, dafs eines derselben
zufällig erlegt wird, so gilt dies als ein Unglück drohendes
Zeichen; denn da in dem getödteten Thiere möglicherweise
der Geist eines kürzlich verstorbenen Verwandten wohnen
kann, so kommt jene That einem wirklichen Morde gleich.
Ein jeder Todtschlag fordert seine Sühne, der Unglückliche,
der zufällig das Thier getroffen hat, ladet damit den Fluch
und die Rache des-beleidigten Geistes auf sich und seine Familie.
Ereilt den Missethäter ein wirkliches Unglück, so findet
man schnell darin die volle Bestätigung jenes Wahnes und der
Glaube daran wird durch die Erzählungen der herumziehenden
Bettler oder, der für heilig gehaltenen Mekkapilger weit
im Lande verbreitet. IFerner wird, wie unter den arabischen
Volksstämmen so' auch hier, ein krasses Unwesen mit Talismanen
und Amuleten getrieben. Das abergläubische Volk
glaubt blind daran, den Ausstellern derselben bringt ihre Verfertigung
kleine Geldgaben oder freie Bewirthung ein. Dieses
Handwerk der privilegirten Faulenzerei wird besonders
von den sogenannten Heiligen betrieben, Menschen, die selbst
im höchsten Grade geistig verwahrlost,' dennoch ihre Nachbarn
durch Erzählungen von wunderbaren Heilungen u. s. w.
in Aberglauben und Dummheit zu erhalten und sich ein gro-
fses Ansehen und einen mächtigen Einflufs auf die Gemüther
zu verschaffen wissen. Ihre Selbstentsagung geht ,soweit,
dafs sie die Kleider auf dem Leibe zu Lumpen verfaulen las