spann sich im Traume fort. Ich war in der Heimath, rauschende
Eichen, wogende Buchen und ernste Tannen umgaben
den einsamen Waldweg, auf dem ich mich erging, ich
lauschte ihren Stimmen, und siegrüfsten mich wie einen alten
Bekannten. Ich fühlte mich so heimisch in ihren schattigen
Hallen und begehrte nicht mehr nach den Palmen des Südens.
Aber ich erwachte, die Poesie, mit der mich meine Einbildungskraft
umgeben hatte, zerrann und die kalte Wirklichkeit
mit ihren materiellen Anforderungen trat in ihr Recht.
Zu meinem aus Schaffleisch, Suppe und Makaroni bestehendem
Mittagstisch, gab der Wind auch sein Theil freigebig
dazu, indem er Sand und Staub in mein Essen jagte.
Gegen Sonnenuntergang wurden die Kameele beladen und
den Windungen des sandigen Bettes des hundertundzwanzig
bis hundertunddreifsig Schritte breiten Chor el Langheb entlang
getrieben. Drei Stunden folgten wir in nordöstlicher und
östlicher Richtung dieser Flufslinie. Die Gegend schien nicht
stark bewohnt zu sein, wenigstens sahen wir auf jener Strecke
keine Brunnen, nur kleine weidende Ziegen- und Schafheer-
den traten zuweilen an den bewaldeten Bergwänden hervor.
Der herumschweifenden Raubthiere wegen wurde für diese
Nacht das Lager auf festem, sandigem Grunde, in der Mitte
des Chor zurechtgemacht und einige Lagerfeuer eine Zeit lang
in Brand erhalten.
Montag, den 22. Mai 1865. Eine Stunde vor Sonnenaufgang
wurde mit der Bepackung der Thiere angefangen, und
noch bedeckten leichte schleierartige Wolken nach 0. und S.
zu den Himmel, als'dieKaravane sich in Bewegung setzte.
Ein leichter W.-Wind wirbelte hin und wieder den Sand auf
und spielte in den Blättern der den Chor umschliefsenden Palmen,
ihnen eine eigenthümliche Musik; entlockend. Die fünf
bis sieben Fufs hohen, steilen Ufer, theils aus Erde bestehend,
theils felsiger Natur, liefsen einen ungefähren Schlufs auf die
gewaltige Wassermasse machen, die der Flufs in der Regenzeit
dem Meere zuwälzt: Hier möchte ich nun, der Meinung
des Herrn Dr. Schweinfurth entgegen., meine Gründe angeben,
warum ich der Ansicht bin, der Chor el Gash fliefse
nicht den in Langheb und in das Rothe.Meer, sondern dem
tiefer gelegenen Nilbette zu. .
Durch Herrn Munzinger ist es festgestellt, dafs der Chor el
Gash während der Regenzeit sich bei Berber in den Nil ergiefst,
in seinem hundertundachtzig bis zweihundert Schritte breiten
Bette findet man bei Nachgrabungen äüch in der trockenen
Zeit Wasser. Aufserdem würde, wenn der Gash auch, schlecht
gerechnet, einen Weg von etwa zwanzig deutschen Meilen bis
zum Langheb zurückzulegen hätte und auf jener Strecke selbst
kein Wasser aufnähme, vereint mit dem Langheb, nicht im
Stande sein, sich in den Grenzen eines hundertundzwanzig,
höchstens hundertundsechszig Schritte breiten, nur sieben
Fufs hohen Flufsbettes zu halten. Der Zusammenflufs aber
von den ferneren und näheren Bergwänden würde ein Flufs-
bett von mehr als doppelter Breite erfordern. Aufserdem,
wenn der Gash in den Langheb fliefsen sollte,, bleiben die
breiten Chors Fagedel, Ehrassa, Tagei, Gad-am-chair und
Achmet unerklärlich. Alle Eingeborenen versicherten, dafs
die genannten Chors nach W. fliefsen, dann aber müfsten
sie entschieden den Weg des Gash durchkreuzen, seine, Wassermenge
würde sich dann noch verdoppeln. Dafs die Aussage
der Eingeborenen eine richtige sei, und dafs jene Flüsse
zeitweise einen ziemlich hohen Stand einnehmen können, das
zeigten mir unterwegs oft umgerissenes Gestrüpp und Treib