ridors mit breiten Erkern, wo sieb seebs bis acht Stühle und
eine Bank von Holz, auf denen sich die Gäste nach der üblichen
Begrüfsung niederzulassen pflegten, befanden, safs gewöhnlich
oder hockte in türkischer Weise der Hausherr in der einen
Ecke eines gut gepolsterten, altmodischen Sophas, in der zweiten
Ecke, dem Ehrenplätze, der nur für ausgezeichnete Gäste
und Freunde bestimmt war, mufste ich jeden Morgen Platz
nehmen. Kam der Bimbasha, Abd-allah oder Ibrahim Efendi
und wollte ich aus Artigkeit meinen Platz räumen, so gab
Mumtas Efendi dieses niemals zu und scheute sich, obgleich
Moslim, nicht, seine Glaubensgenossen vor mir zurückzusetzen.
Einmal sagte er zu mir: „Mein Freund, bleiben Sie
an meiner Seite, dort auf den Stühlen finden die Herren, meine
werthgeschätzten Gäste, schon Plätze.“ Ich machte später
von der Erlaubnifs, mich nach meiner Bequemlichkeit in dem
Hause einzurichten, Gebrauch und zog mich, um den alle Morgen
stattfindenden, förmlichen Besuchen zu entgehen, in das
grofse, in der Mitte des Hauses liegende, Zimmer zurück, wo
ich schreiben, rauchen und während der heifsen Stunden nach
Belieben schlafen konnte. Heute Nachmittag spielte ich
Schach, Abends machte ich mit zufällig anwesenden Besuchern
eine Promenade an dem Meere. Ein Somali-Musikant
safs an dem Meere, mit seinem einsaitigen Instrumente wilde,
melancholische Gesänge begleitend, dabei warf der Mond sein
ruhiges, zauberhaftes Licht über das dunkle Meer, das sich
leise murmelnd an den Korallenriffen brach, und über die
öden, stillen Küsten, von denen nur dann und wann ein aus
dem Schlafe aufgeschreckter Seevogel mit schrillem Angstruf
aufflatterte. Die Sklaven brachten später ein Paar Windlichter
und eine grofse Laterne, setzten dieselben auf den Tisch
und füllten rasch einige Gläser, deren Inhalt ebenso schnell
verschwand. Der Hausherr gönnte sich im Geheimen gern
diese Freude, obgleich sie eigentlich dem mohamedanischen
Gesetze entgegen lief. Abd-allah Efendi, der erste Zollbeamte,
leistete ihm dabei gern Gesellschaft, die anderen Gäste dagegen
waren zu scrupulös, das Gesetz zu übertreten. Bei diesen
geheimen Sitzungen vertilgten die Herren mit bewunderungswürdiger
Virtuosität oft viele Gläser reinen Rum, Arrak
oder Kognak, und immer würde der Appetit noch durch den
Genufs dazwischen verabreichter rohér Zwiebeln, von Salz
und Pfeffer noch mehr angereizt. An so starke Flüssigkeiten
nicht gewöhnt, mischte ich den Rum mit Wasser, trotzdem
regte mich das Getränk so auf, dafs ich, zu später Nachtstunde
heimgekehrt, lange vergeblich einzuschlafen suchte.
■Sonnabend, den 1. Juli 1865. Nach meinem Frühstück
begab ich mich in das Kaffeehaus, traf dort Herrn K. und ging
dann in seine Wohnung, um von dort meine Schreibkasten
und meine Bücher abzuholen. Mit kühlem Grufs nahmen wir
gegenseitig Abschied, und so löste sich unsere kurze Bekanntschaft,
die dadurch, dafs ich es verschmäht hatte, vor zwei
Tagen bei ihm meinen Kognak zu kaufen, zürn Bruche gekommen
war. Meine Schreibmaterialien, Karten und Bücher
schaffte ich sofort zu Mumtas Efendi, der mich sehr freundlich
begrüfste, mir Kaffee und Cigaretten geben liefs und mir
gestattete, meine Arbeit bei ihm nach Belieben fortzusetzen.
Der Himmel war in den ersten Morgenstunden wieder
sehr bewölkt, obgleich ein heftiger S ^ .- und W.-Wind wehte.
Um zwei Uhr Mittags zeigten meine Thermometer in dem
grofsen und kühlsten Zimmer 81 Grad Réaumur. Zum Schach
aufgefordert, wurde ich vollkommen besiegt, und nun sahen
meine Gegner ein, dafs ich kein unbesiegbarer Spieler sei.
Danach wurde eine Konversation geführt, die ich nur theil-
weise verstehen konnte; meinen eigenen Betrachtungen nachhängend,
liefs ich meine Blicke über das nahe Meer schweifen.
Schriftliche Arbeiten fesselten mich wieder, bis die kühlere
Luft mich aus dem Hause loökte. Dann begann ich mit meinem
Wirthe eine längere, wenn auch lückenhafte Unterredung
über europäische Zustände, über Städte, Militär und Eisenbahnen.
Zugleich möchte ich hier eine kurze Biographie von meinem
liebenswürdigen Freunde Mumtas Efendi geben, wie ich
dieselbe aus seinem Munde gehört habe. Er stammte aus
einer angesehenen, begüterten Familie, aus Dramma in Macédonien,
war in türkische und vor etwa zehn Jahren in egyp