andrängenden Moslims, die mich als Ungläubigen erkannten,
war nicht beneidenswerth. Doch Drohungen von meiner
Seite und zwei über die Köpfe gefeuerte Schüsse, desgleichen
die energischen Handbewegungen und Reden meiner Leute
öffneten den Weg. Einige mit Lanzen bewaffnete Kar&eel-
reiter und Trupps verhüllter Weiber, die mich umringten,
wurden mir lästig und gefährlich , indem sie äufserten: „Ein
Franke, ein Ungläubiger.“ Dieses hingeworfene Wort konnte
unter der Menge leicht zünden und mir verderblich werden.
Einigen der fremden Leute rief ich deshalb, als sie nahe bei
mir waren, ganz laut in arabischer Sprache zu: „Allah il Allah,
Allah kebir!“ (Gott ist Gott — Gott ist grofs), winkte den
nächsten alten Mann herbei mit den Worten: „Freund, komm’
her, führe mich nachDabab, hier ist Dein Trinkgeld“ und
liefs ihn dabei einige schwere Piaster sehen. Der alte Mann
war sofort dienstbereit, machte mir mit seinem Kameele hinreichenden
Platz, und so kam ich ohne Belästigung endlich
durch die Volksmenge hindurch und sah jetzt in der meist
kahlen Ebene die Zelte und Hütten des ausgedehnten Dorfes
Dabab vor mir.
. Um Nachrichten über meinen voraus gegangenen Reisegefährten
einzuziehen, ritt ich an die durch starke Pfähle umschlossene
Militärstation heran, welche aus etwa fünfzig Mann
besteht, die das Geschäft haben, Tribut einzutreiben. Von
einem der Offiziere hörte ich, dafs der Gesuchte am gestrigen
Tage hier gewesen sei, ich hielt mich darum nicht auf, sondern
zog nach einem Trunke Wassers, der mir dargereicht
wurde, nach wenigen Minuten auf dem Wege durch das Dorf
weiter. Auf dem elend: und schmutzig aussehenden Marktplatze,
den ich passirte, sah ich die der Regierung als Tribut
gelieferten Viehheerden zusammengetrieben und war über
ihre Anzahl und Gröfse erstaunt. Sehr angenehm war es mir
wieder, als ich endlich in die einsame Wildnifs zurückkehren
konnte.
Der Weg war theilweise gut, seine Direktion ging nach
Norden. Gegen zehn Uhr Morgens lagerte ich im dichten
Busche unter einigen starken Tamariskenbäumen, aber belästigt
von vielen Ameisen.
Mein Mittagessen bestand aus schwarzem Kaffee und
aus etwas trockenem Brot,'eine Pfeife Tabak erhöhte den
kurzen Genufs, wenn ein solcher Ausdruck solchem Mahle
ziemt. Aber Genügsamkeit ist auch eine Tugend, und später
während dieser Reise, in den letzten zwei Tagen, hatte ich
nicht einmal Brot.
Nach etwa vier Stunden, als die gröfste Hitze und die
Zeit der Nachmittagsruhe-vorüber war, wurden die Kameele
wieder bepackt. Wir schritten über unebenen Boden, durch
viele kleine trockene Flufsbetten und erreichten nach einer
Stunde den Ghor Hirbab, wo wir an einem Brunnen frisches
Wasser in die leeren Lederschläuche füllten. Danach erstieg
die Karavane die dreizehn bis fünfzehn Fufs hohen, steilen
Erdufer des etwa dreifsig Schritte breiten Chors. Ein Eingeborener
sagte beiläufig meinen Leuten ap dem Brunnen, dafs
eine Karavane mit wilden Thieren, worunter er Elephanten
gesehen habe, in der Nähe lagere, und-schon nach etwa zehn
Minuten traf ich ein Paar Diener meines Reisegefährten und
ihn selbst mit dem Bepacken der Kameele beinah fertig, so
dafs wir kurz vor Sonnenuntergang die Reise gemeinschaftlich
fortsetzen konnten. Unsere Karavane bestand aus vierundzwanzig
Kameelen, drei Eseln, sieben Dienern und sechszehn
eingeborenen Kameeltreibern, dem Stamme der Haden-
doa- oder Halenga-Araber angehörig, In NNW.-Richtung
ging es durch Gebüsch, sterile Sandstrecken oder über welligen
Boden noch etwa vier Stunden weiter. Erst jetzt lagerten
wir an einer grofsen Sandfläche, einige Lagerfeuer waren
bald aneezündet und erhellten vereint mit dem milden Glanze
des Mondes die Umgebung.
Sonntag, den 7. Mai 1865. Schon lange vor Sonnenaufgang
war ich zur Weiterreise fertig: Da mein Gefährte mit
seinen vier Elephanten und zwei Giraffen stets so früh als
möglich, um der Hitze zu entgehen, vorausging, nur von
einem Führer und einigen Dienern nebst einem Wasser tragenden
Kameele begleitet, so hatte- ich die Bepackung zu