mehrere Chors, und mein Führer sagte mir, dafs Mugatta nun
hinter uns läge.. Einige Zeit darauf kamen wir in eine Gegend,
deren Boden von besserer Beschaffenheit und selbst mit höheren
Bäumen bewachsen war. Auf und ab steigend wanden wir
uns zwischen Gebüschen dahin, folgten den steilen und romantischen
Kalksteinufern eines Chors, indem wir uns in seinem
engen Bette hielten, bis zu seiner Mündung und betraten nun
das zum gröfsten Theil ausgetrockhete Rinnsal des Atbara.
Dieser derzeit nur in den tiefsten Senkungen seines Bettes
fliefsend, hatte damals kaum, hundert und zwanzig Schritte
Breite, während seine ganze Ausdehnung von einem Ufer zum
ändern,,nach meiner Schätzung, achthundert bis tausend
Schritte betrug. Nachdem wir über zehn Minuten auf trockenem
Boden weiter gezogen waren und unsere Lederschläuche
aus dem fliefsenden Wasser gefüllt hatten, klommen wir an
den steilen Ufern durch dichtes dorniges Gebüsch hinauf.
Mehrere Hügel, die sich vor uns aufthürinten, erschwerten
unsere Passage im höchsten Grade und ermüdeten uns so,
dafs ich etwa eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang, als
wir eine mit Gebüsch bewachsene Fläche erreicht hatten, halten
und das Nachtlager errichten liefs. Der Himmelwar in
Osten, und Süden mit dichten Wolken bedeckt. Nachdem an
dem prasselnden Lagerfeuer mein Thee, wie gewöhnlich, bereitet
worden, wachte ich noch lange Zeit, träumerisch in die
glühenden Kohlen schauend, während meine Leute in allen
Tonarten schnarchten.
Es ist ein eigentümliches Etwas, das den Reisenden in
der Wildnifs umgiebt, aussprechen läfst es sich nicht, sondern
nur fühlen, aber trotz der vollkommenen Stille, trotz des dichten
Busches oder des unabsehbaren Grases, womit sie den
Wanderer umgiebt, hat die Wüste doch auch etwas Anregendes
für ihn. Mt Wonne denke ich noch oft an jene Tage und
Wochen, wo ich in der Wildnifs mich befand, allein mit mir
und der unendlichen Natur, die mir hier so ungestört ihr
innerstes Herz erschlofs.. Um den ganzen Genufs eines solchen
Lebens zu empfinden, bedarf es einer festen Gesundheit,
Ausdauer und derjenigen Eigenschaft, welche jedem
Manne in allen Ländern als erste Zierde dient und eine n o t wendige
Naturgabe sein mufs.
Sonnabend, den 15. April 1865. Ich erwachte sehr zeitig
auf meinem Lager, noch beim Scheine des Mondes liefs ich
die Kameele beladen. Da mein Kameel, während es an den
Gebüschen seinem Futter nachgegangen, sich verloren hatte,
suchten wir das Thier in verschiedenen Richtungen und fanden
es nach einer halben Stunde wieder. Dann erfolgte der
Abmarsch, so dafs wir in NO.-Richtung dem, meist durch
dichte Gebüsche führenden Karavanenwege folgten. Da der
Himmel in Osten wieder bedeckt war, kam die Sonne erst um
acht Uhr hinter den Wolken hervor, gleichzeitig begann ein
frischer NW.-Wind zu wehen. Als wir etwa zwei Stunden
von unserem letzten Nachtlager entfernt waren, sahen wir
durch einige grüne Heglik-, öshar- und Naback-Bäume und
durch die Gesträuche vor uns ein tief ausgerissenes, etwa
achtzig bis hundertzwanzig Schritte breites trockenes Chorbett
liegen. Mein Führer nannte es den Chor Kashmilkirba.
Wir durchschritten sein sandiges Bett; jenseits erhoben.sich
Sandhügel, dann erschien wieder ein trockenes Chorbett.
Dieses nannte mein Führer Chor el Gergaf, es war weit ausgedehnt,
und hatte eine Breite von achtzig bis hundert Schritten,
mehrere nahe Hügel und kleinere ausgewaschene Schluchten
jedoch waren meinen Arabern gleichfalls unter dem Namen
El Gergaf bekannt. Nach einer halben Stunde hatten wir
alle diese mit feinem Steingerölle und Kies bedeckten Chorbetten
durchwandert, die meist kahlen, steilen Erdhügel, die
wir mitunter zu passiren hatten, gewährten wenig Annehmlichkeiten
für Blick und Tritt. Die kiesigen, oft steinharten,
unersteiglichen Ufer mufsten oft in weiten Bogen umgangen
werden, dann stieg man in enge Schluchten und trockene
mit Steingerölle gefüllte Wasserrinnen hinab, um wieder
nackte Hügelreihen hinanzuklettern. Auf einer solchen Höhe
bemerkte ich bei der Rundsicht nach Osten zu einen ziemlich
hohen, abgerundeten Berg. Den Namen wufste mein Führer
nicht, gab aber an, dafs in seiner Nähe einige Chors zusammen
flössen, um den Chor el Mehka zu bilden.