stockte das Gespräch, als sie den Fremdling erblickten. Sie
staunten mich an und begrüfsten meine Erscheinung mit
einem heimlichen Kichern, das öfter zum schallenden Gelächter
wurde, wenn ich an ihnen vorüber geritten war, ein
Beweis von dem lebendigen schalkhaften Temperament der
j ugendlichen Personen. Eine solche Karavane, welche Frauen,
Kinder und Sklaven mit sich führt, sieht sehr wunderlich aus,
auf der einen Seite herrscht Ausgelassenheit, aber dicht daneben
die tiefste Traurigkeit, hier kindliches Gelächter, da das
Stöhnen des in einen Holzblock gespannten Sklaven, dem
Fluchtversuche diese Fessel zugezogen haben. Das Dorf De-
lamahs liegt etwas hoch und gewährt eine schöne Aussicht
auf die nächste Landschaft und die im Hintergründe derselben
gelegenen Felsen und Gebirge. Es- bestand aus mehreren
hundert Tuckeln, auch bemerkte ich einige steinerne Häuser,
deren zahlreiche Bewohnerschaft mich neugierig von allen
Seiten anstaunte. Meinen Führer und Diener, schickte ich mit
den Lederschläuchen nach den tiefer gelegenen Brunnen und
wartete über eine Stunde auf ihre Rückkehr, aber vergeblich.
Ich merkte, dafs sie hier bleiben ■ wollten, doch ich mufste
eilen, so schnell als möglich weiter zu kommen. Als die
Sonne unterging, verliefs ich darum allein mit meinen zwei
Kameelen das Dorf. An einem Tuckel bat ich um etwas
Trinkwasser, kühlte meinen brennenden Durst, fragte nach
dem Weg und wählte von den angegebenen den höher gelegenen.
Die Dunkelheit nahm schnell zu, ich mufste meine
Thiere führen, um den kaum sichtbaren Weg nicht zu verfehlen.
So mochte ich das Dorf bereits zehn bis fünfzehn Minuten
verlassen haben, als ich die rufende Stimme meiner
Leute hörte. Ich liefs sie sich eine Weile abmühen, bis ich
ihnen ein lautes „a emsigk hinnak“ (komtot hierher) zurief.
Mein Führer disputirle aus der Ferne und rief, ich solle zu
ihm kommen, doch fiel mir das keineswegs ein. Ich wufste,
dafs die Leute die schweren Lederschläuche bald los sein
wollten, aber da sie mich hatten so lange Zeit warten lassen,
so sollten sie zur Strafe die Last zu mir schleppen und sich
daraus eine Lehre für künftige Zeiten nehmen. Wohl an zehn
Minuten dauerte es, bis beide Männer mich eingeholt hatten,
ich ging dann, eine kurze Strecke vorwärts und machte in
einem abgeernteten Felde Rast. Mein Führer fürchtete Räuber
und empfahl Vorsicht, erst zu später Stunde verfiel ich
in einen stärkenden, ruhigen Schlaf.
Mittwoch, den 22, März 1865. Etwa eine Stunde vor
Sonnenaufgang waren wir reisefertig, so ging es in südwestlicher
Richtung über hügeligen oft steinigen Boden hinweg,
dann und wann durch einige Gebüsche. Die aufgehende
Sonne zeigte uns eine Reihe von Gebirgszügen, .ein ziemlich
steiler, einige hundert Fufs hoher Berg lag zu unserer Rechten,
über und über mitSteingerölle bedeckt; hinter ihm^ nach
Süden gelegen, ragte der Lahamer aus dem Kreise der ändern
Bergspitzen hervor. Subak- und Tarterbäume, Naback und
Mimosengebüsche folgten in steter, schöner Abwechselung, auf
einander. Die Baumstämme stehen nämlich vereinzelt und
gestatten den Gesträuchen und dem hohen Grase die Zwischenräume
auszufüllen. Senkrechte Felsengeschiebe begrenzten
die südliche Seite des nächsten Berges, auch der
Weg stieg nun etwas auf und wurde durch zerstreut umher
liegende Felsstücke sehr beschwerlich gemacht. Dann kreuzte
ein kleiner-Chor unsere Strafse, sein Name war. meinem
Führer unbekannt. Allmälig gewann der Landstrich einen lebendigem
Charakter, wenigstens war das Hügelland mit
allerlei neuen Arten von Bäumen und Büschen bewachsen,
doch sehen im allgemeinen diese weiten, welligen Thäler, alle
einander gleich und vermögen nicht mehr gröfsen Reiz auf
den Reisenden auszuüben. Gegen eilf Uhr Vormittags überstiegen
meine ermatteten kranken Kameele endlich eine
Höhe, von Wo unser Auge uns eine freundliche Landschaft
zeigte. Auf den niedrigen Ausläufern der Höhenzüge wuchsen
sehr starke kurzstämmige Baobab; abgeerntete Durrarfelder
und ein fern liegendes Dorf zeigten die Nähe von
Menschen an. In das weite Thal hinabgestiegen, liefs ich
in einem kleinen Chor vor dem Dorfe meine Kameele
tränken und ritt dann zwischen den elenden Hütten hindurch
bis unter eine, nach allen Seiten offene Rakube, welche für