kam später, um mir seinen Reiseplan mitzutheilen und auf
kurze Zeit von mir Abschied zu nehmen, denn noch heute
wollte er über Dabab nach Filik u. s. w. abreisen. Nochmals
ging ich mit ihm zusammen,, um Kameele zu erlangen, zu dem
Gouvernement und erhielt bestimmtere Versprechungen.
Als ich mich mit meinem Gefährten zu Dr. Schweinfurth
begab, fanden, wir dort sqhon Wlassich vor; zudringlich
gesellte er sich auch zu meinem sich verabschiedenden
Begleiter und ging mit ihm in das Lager hinaus, wo er sich,
wie ich später von meinem Reisegefährten hörte, ganz dreist
noch Tabak und Wein erbat. Nachmittags ging ich in das
Gouvernement, um dort einige verlangte Nachrichten zu geben,
und hörte nun, dafs ein gewisser Hansal, damals in Kar-
thum wohnhaft, sich in die Muche’sche Erbschaftsangelegenheit
als österreichischer Konsular - Agent eingemischt hatte.
Dadurch erwuchsen mir neue Schwierigkeiten behufs der Abreise.
Aus den Ansprüchen jenes Menschen auf den Erlös aus
der Hinterlassenschaft, die. mir auseinander gesetzt wurden,
ging deutlich hervor, dafs er nur aus eigenem Interesse sich
der Sache annahm. Gegen Abend traf ich Wlassich und hörte
von ihm, dafs mein Reisegefährte sein Lager vor der Stadt
abgebrochen hätte und mich auffordere, bald nachzukommen.
Mit meinem Wirthe wollte, ich so wenig wie möglich in Berührung
kommen und begab mich deshalb sogleich in meine
Wohnung, wo ich noch lange unter -dem gestirnten Himmel
den Verlauf meiner bisherigen Reise und die Zukunft mit ihren
mir nach bevorstehenden Anstrengungen überdachte.
. , Mittwoch, den 3. Mai 1865., Vor Sonnenaufgang schickte
ich meinen Diener auf den Schlacht- und Marktplatz, der vor
den südöstlichen Stadtmauern gelegen war, um dort frisches
Fleisch für mich einzukaufen.
Danach nahm ich ein genaues Verzeichnifs mehrerer unverkäuflich
gebliebener Kleinigkeiten des Muche’schen Nachlasses
auf, verschlofs die Sachen in eine rohe Kiste und liefs
diese in das Gouvernement schaffen. Nachdem ich lange gewartet,
kam dann der Sekretär mit zwei Schlüsseln und öffnete
zwei verschiedene Thüren zu Gemächern, die zur Aufbewahrung
von Regierungsgeldern dienten und also die Schatzkammer
repräsentirten. Die kleine Zelle war kaum sechs Fufs
hoch, eng und schmutzig. Wie wenig Geld, oder vielmehr dafs
gar kqin Geld in jenem Raume vorhanden war, wurde mir
dadurch klar, dafs nach Verschlufs jenes Raumes der Sekretär
mir den einen Schlüssel übergab und den zweiten für sich behielt.
Auf diese Art kam das kaum fünf Thaler Werth haltende
Gerümpel eines armen , deutschen Elephantenjägers zu
der Ehre, für kurze Zeit hinter zwei Schlössern abgesperrt,
die einzige Kostbarkeit in dem sonst ganz leeren Staatsschätze
auszumachen. Als ich hierüber eine Bemerkung gegen den
Beamten fallen liefs, sagte Jener „Es sind jetzt viele Soldaten
hier, die zehren Alles auf“. „„Aber,““ antwortete ich „¿ihr
gebt den Soldaten doch kein Geld! ““ „Das nimmt der Bascha
und Vicekönig in Kairo“, 'war die endgültige Entscheidung.
Da es schon ziemlich spät war,, wurde ich zur Aufnahme des
Inventars für die Nachmittagstunden bestellt und begab mich
nun in meine Wohnung zurück. Mein Diener bereitete das
Mittagessen. Dann hielt ich die übliche.Mittagsruhe, Nachmittags
ging ich wieder in das Gouvernement. Ich nahm mein
Verzeichnifs hervor, legte die. einzelnen Gegenstände zurecht
und zeigte dieselben dem Sekretär , gab auch hin und wieder
von den ihm und den Zuschauern, die sich bald versammelt
hatten, unbekannten Dingen eine Erklärung oder Gebrauchsanweisung
an. Es kamen unter anderen zwei Blechlöffel und
eine kleine Schachtel mit Zündhütchen zum Vorschein, sogleich
wollte der erste Sekretär des Gouverneurs mit mir thei-
len, d. h. er gedachte, sich einen Löffel und die Hälfte der
Zündhütchen zu nehmen und fragte um meine Erlaubnifs.
Hierauf erklärte ich: „In meinem Verzeichnisse hier ist Alles
aufgeschrieben, nimm, wenn Du willst, aber mein Konsul soll
Alles erfahren“. Darauf hin legte der Mann die Sachen fort
und war getröstet, als ich ihm andere Zündhütchen versprach,
die er auch am nächsten Tage erhielt. So waren wir mit
der Aufnahme etwa bis zur Hälfte gekommen, als der Stellvertreter
des Gouverneurs mit anderen Offizieren herbeikam
und aus der offenen Kiste ein Paar Stücke herausgriff