Kühle des Windes und der Nachtluft bewogen sah, mich in
meine Hütte zurückzuziehen, war der Feuerschein nur noch
ein sehr schwacher, an einigen Stellen war er ganz erloschen,
dichte Finsternifs umhüllte die Stelle, wo kaum eine halbe
Stunde früher die Luft glühte und blendendes'Licht gewaltet
hatte. Diese grofsartige Erscheinung prägte sich mir unver-
gefslich ein, die lebhaftesten Bilder erfüllten meine Phantasie,
bis ich auf meinem Lager ermüdet in Schlaf fiel.
Donnerstag, den 30. März 1865. Um Sonnenaufgang
beobachtete ich meine Thermometer und ging bald nach dem
Frühstück in den geräumigen Hof des Shuma, um mir ein
Paar Kameele zu holen, denn ich hatte gehört der heute abreisende
Herr Garnier nehme alle Kameele in Beschlag, .Um
nun in meiner Abreise keinen Aufenthalt zu erleiden und die
vor drei Tagen bestellten zwei Kameele zu erlangen, hatte
ich einen harten Auftritt mit den Dienern und Soldaten des
schwarzen Beherrschers von Galabat durchzumachen. Als
ich Hülfe bei diesem Manne selbst suchte und mich auf
meine Bestellung berief, so hielt er kurzen Rath, donnerte
mit gewaltiger Stimme die hineinsprechenden Leute an und
gab mir zwei Leute mit den Worten: „Kimm diese Männer
und ihre Kameele zur Reise bis El Quedaref.“ Den in Menge
versammelten Eingeborenen wurde befohlen, mir Platz zu
machen, die bewaffneten Soldaten durften mir den Eingang
in den Hof des Shuma nicht verwehren, sondern mufsten
noch den beiden Arabern behülflich sein, ihre beiden Ka.
meele herauszuführen. Diese geleitete ich dann in den Hof
der Missionsstation, wo die Thiere angebunden und sammt
ihren Besitzern durch Kontrakt und halb voraus bezahlten
Lohn, zur Reise von mir angenommen wurden. Ich präpa-
rirte dann einen erlegten Reiher, konnte jedoch wegen Unwohlseins
die Arbeit nicht ganz beenden. Jedes Unwohlsein
in der Fremde, sei es auch oft nur vorübergehend, ruft das Gefühl
der Hülfslosigkeit wach und läfst die körperliche Unbehaglichkeit
viel gröfser erscheinen, als sie in der That ist. Das
Sicherheitsgefühl, das man in der Heimath hat, fehlt dem Reisenden
ganz, Vorsicht ist das beste Mittel, mit der er sich vor
wirklich gefährlichen Situationen hüten kann. Der französische
Konsulats-Sekretair Garnier reiste in den Nachmittagstunden
von hier mit einigen vierzig Kameelen und einem
grofsen Trofs von Dienern,- Führern und Bagage unter dem
Schutze einer grofsen Bedeckung und in Begleitung des
Shuma und einiger seiner Leute in westlicher Richtung ab.
Später sandte Herr Eperlein zwei Diener von hier ab, um
eine junge Giraffe einzukaufen.
Ich trug in mein Buch noch einige Nachrichten über das
Land Galabat ein, dann fesselten mich andere Arbeiten bis
Sonnenuntergang. Einige selbst, gemachte Beobachtungen
und eingezogene,Nachrichten über Land und Leute von Galabat
mögen hier folgen.
Durch die Ausbreitung des Islam und die vorgeschriebenen
alljährlichen Pilgerreisen nach Mekka ist es bewirkt
worden, dafs einige Bewohner Innerafrika’s nach Osten gezogen
sind, um so den Geboten ihres neuen Glaubens aufs
strengste nachkommen zu können. Statt einzelner Pilger, die
zur Kaaba wallfahrteten, haben sich mit der Zeit, schon der
gröfseren Sicherheit wegen, grofse Karavanen gesammelt, die
nach Verabredung in-der Heimath auf brechen, um: die mehrmonatliche
Reise gemeinschaftlich anzutreten. Von jenen
schwarzen Bewohnern Innerafrika’s sind nun allmälig an verschiedenen
Orten und in verschiedenen Gegenden des östlichen
Sudan die von der Pilgerreise Zurückkehrenden sitzen
geblieben, sei es aus Wohlgefallen an der Fruchtbarkeit des
Landes, welches sie kennen lernten, sei es in Rücksicht auf
die politischen Zustände desselben, denen-sie den Vorzug
vor denen der Heimath geben mufsten. Aus einzelnen Familien,
die sich anfangs hier niederliefsen, wurden Dörfer, diese
schlossen sich an die ändern Bewohner des Sudan an, zunächst
noch in untergeordneter Stellung, bis durch- weiteren
Zuwachs die aus Darfur, Bornu und Kordofan eingewanderten
Neger sich emancipirten und in dem unbewohnten Lande
zwischen Habesh und den Grenzen Oberegyptens einen eigenen
Staat begründeten. Wenn auch den Sklavenjägern weniger
zugänglich, so waren sie doch Räubzügen und Ueber