Nach.» eineip Ritte von 'etwa einer kleinen Stunde stiegen
wir über den unebenen Boden stets bergab und befanden uns
bald in dem ausgedehnten Flufsbette.fles Chor el Mehka, auf
dessen abgespühlten, zum Theil mit Sand und Steingerölle bedeckten
Boden viele starke Bäume standen. In der Regenzeit . Ö
brechen die Wassermassen sich stets von neuem ihre Bahn
und ändern oft ihren Lauf, darum sind diese Gegenden an
abschüssigen Stellen oder an den Mündungen der Chors von
den Fluthen sehr zerrissen. Die Namen der Chorbetten, die
ich eben durchschritten, stimmten mit denen, die ich östlich
von hier auf meiner Herreise in der Wüste getroffen, genau
überein. Ich fand, wie. gesagt, dafs an dem genannten
Berge der Chor Gerrada und Chor Umrahid zusammen flössen,
nach ihrer Vereinigung von den Eingeborenen Chor el
Mehka genannt. Bei diesen Namen bedenke man jedoch,
dafs dieselben in Folge der bei Nomaden Völkern und kriegerischen
Stämmen gewöhnlichen Unsicherheit aller Verhältnisse
leicht verändert werden, der einheimische Stamm wird verdrängt,
die .Sieger legen den Flüssen und Bergen andere Benennungen
bei. Abgesehen von den falschen Namen und. unnützen
Märchen, welche die BewoRner oft leichtgläubigen
Reisenden auf binden und die auf Kosten Letzterer zii setzen
sind, wenn sie sich aus Scheu vor der Mühe nicht selbst von
der Wahrheit der Aussagen der meist vollkommen unzuverlässigen
Eingeborenen überzeugt haben, können hieraus für
uns, leicht grofse Mifsverständnisse entstehen.
Um zehn Uhr Vormittags bereiteten wir. unter mächtigen
Mimosen- und, Heglik-Bäumen in dem Bette des Chor el
Jflehka unser Lager, alsdann sandte ich die beiden Araber
nebst einem Diener und den Kameelen zu dem kaum fünfzehn
Minuten entfernten Ufer des Flusses Atbarä, um Wasser zu
holen.
Nach dem sehr einfachen Mittagessen setzte ich meine
Waffen,in Bereitschaft und lud sie, da wir nun in Gegenden
kamen, wo Strafsenräuber und desertirte Soldaten öfter die
Wege unsicher gemacht . hatten. . .Die Weiterreise erfolgte,
nachdem die heifsesten Stunden vorüber waren; kurze Zeit zogen
wir in dem Bette des Chors entlang und stiegen dann auf
breiten Wegen über die nackten , kiesigen Uferbänke hinauf.
Mehrere sehr unbedeutende Chors, Schluchten und steile
Hügel hatten wir überschritten, als wir kurz vor Sonnenuntergang
auf einer meist mit Busch bewachsenen Ebene anlangten.
Am fernen Horizonte erblickte ich in dem verglühenden
Glanze der Sonne mattröthlich schimmernd die Spitzen
des Djebel Kassala, welche nach und nach immer undeutlicher
wurden und mit dem letzten Lichtstrahl ganz vor meinen
Blicken verschwanden. Der Weg war von hier aus breit
ausgetreten und sehr gut, wenn irgend, pafste hier der Ausdruck
wörtlich: „eben, wie auf einer Diele.“ Eine Menge von
Perlhühnern und Krähen bemerkte ich zwischen den Mimosenbüschen
, indessen der schnell- zunehmenden Dunkelheit
wegen und um durch meine Jagd keinen Aufenthalt zu veranlassen,
schenkte ich nur dem Wege meine Aufmerksamkeit
und liefs, etwa eine Stunde nach Sonnenuntergang, in einer
weniger buschreichen Gegend mein Nachtlager aufschlagen.
Ein heftiger NW.-Wind wehte bis tief in die Nacht hinein, ich
wachte lange Zeitv weckte dann den Führer , der die Wache
hatte - und schlief schlecht auf meinem harten Lager bis etwa
ein und eine halbe Stunde vor Tagesanbruch.
' Sonntag, den 16. April 1865 (Osterfest). Wie ich erwachte,
war das Lagerfeuer fast verlöscht, meine Leute schliefen
alle ganz fest. Ich weckte dieselben, nach dem Frühstück
wurden die Thiere »ur Weiterreise bepackt, und wir steuerten
in NO.-Richtung unserem nächsten Ziele entgegen. Als wir
über eine halbe Stunde in dem Busche weiter-gezogen waren,
blitzten die ersten Sonnenstrahlen am östlichen Himmel auf,
bald sah ich den Djebel Kassala immer mehr aus der Dunkelheit
hervortreten. DerMokran, sowie die weiter rückwärts
liegenden Berge von Sabderat zeichneten sich scharf am Himmel
ab, und gerade im Osten, aus dichtem Gebüsche in wilden
zackigen Formen jäh aufsteigend, erschien auch der
Abu Gaml von dem rosigen Dufte des MorgenlichteS umflössen.
Die Beleuchtung dieses wundervollen Landsohafts-
bildes wechselte mit äufserster-Schnelligkeit, bald lagen die