Stämme der Fäulnifs anheim. Insekten und Larven höhlen
ihren Kern aus, bis endlich ein heftiger Wind den einst stolzen
Baum in der Mitte seiner Kameraden zu Boden wirft. Ueber
den Gefallenen weben sich dichte Ranken, Dornen und anderes
Gestrüpp zusammen und diese undurchdringlichen Dik-
kichte dienen öfter Raubthieren, Schlangen, Skorpionen und
kleinerem Ungeziefer zum Aufenthalte. Der grofse Nutzen der
Palmen ist wohl hinlänglich bekannt. Ein Baum bildet eine
Welt für sich, Thiere. und Pflanzen leben von ihm, Schaaren
von Insekten tummeln sich auf ihm umher, blühende Pflanzen
schauen aus luftiger Höhe von ihm herab. Und wer empfänglich
ist für die geheimnifsvollen Stimmen der Natur, dem werden
die rauschenden Blätterkronen Wunderbares verkünden.
Gegen Sonnenuntergang erfolgte der Aufbruch. Zahllose
Gaffer umringten uns, mühsam arbeiteten wir uns durch
den neugierigen Schwarm. Als ich eben aus dem Palmenwalde
ritt, wurden aus dem Dickichte mehrere Palmenfrüchte,
jedoch ohne mich zu treffen, mir nachgeworfen, ich antwortete
mit einem Pistölenschufs, den ich in das Gebüsch abfeuerte.
Meine Araber waren etwas besorgt und eilten, sobald
als möglich weiter zu kommen, da sie einen Ueberfall
oder eine Verfolgung seitens der unfreundlichen Bewohner
befürchteten.
In NNW.-Richtung ging es über zerstörtes Gebirge hinweg
und an mehreren hoheix Steinrücken vorüber. Die Vegetation
war hier dürftig, Thiere bemerkte ich gar nicht. Nach
etwa zweistündigem Marsche wurde an einem kleinen, mit etlichen
Dompalmen bewachsenen Chorbette das Nachtlager
aufgeschlagen.
Mittwoch, den 17. Mai 1865. Mit Aufgang .der Sonne erhob.
sich ein sehr heftiger SSW.-Wind. Einer der Kameel-
treiber war mit seinem Thiere während der Nacht entlaufen,
unsere Araber weigerten sich desgleichen weiter zu gehen
und wir mufsten daher fast den ganzen Tag liegen bleiben, nur
mit grofserMühe waren die Leute endlich zur Weiterreise zu-
bewegen. Der heifse Wind steigerte sich allmälig zu einem
Orkan, der den Sand der Wüste brausend vor sich her wirbelte,
es war unmöglich, sich vor dem durchdringenden Staubregen
zu schützen. Im dichten Schatten mehrerer Heglik verbrachte
ich den Tag, die vielen buntgefiederten Vögel, die sich in den
dichten Baumkronen umhertrieben, zum Theil leidliche Sänger,
verkürzten mir die Zeit. Endlich bepackten wir die Ka-
meele, zwei leere Thierkisten mufsten aus Mangel an Transportmitteln
zurückgelassen werden, dann schlugen wir den
Weg NNW. bei N. ein. Der dreistündige Marsch führte uns
wieder über zerbröckeltes Gebirge bergauf, bergab, alsdann
sahen wir einen weiten Palmenwald vor uns, wo der Führer
die Nacht bleiben wollte.1 Der Chor Tagel, etwa sechszig bis
achtzig Schritte breit, gab uns in seinem sandigen Bette eine
weiche Lagerstelle. Unter einer im Winde rauschenden Palme
breitete ich meine Decken aus, die abgestorbenen Blätter und
Blattrispen des Baumes gaben mir zugleich Brennstoff genug,
um ein hellloderndes Lagerfeuer anzuzünden, an dem ich meinen
Thee bereitete.
Donnerstag, den 18. Mai 1865. Ein Theil der Karavane
war schon sehr zeitig aufgebrochen und vorangezogen, als
ich bei der Visitation die meisten Lederschläuche leer fand.
Ich beauftragte daher den Führer sie füllen zu lassen, aber
der lange Bursche wollte nichts davon wissen und ohne Wasser
weiterziehen. Ich sagte nochmals zu ihm „Sie werden
Wasser holen“, darauf sagte er „nein“. Sofort sprang ich auf
ihn zu und fafste ihn an den Hals, doch hütete ich mich, ihn
zu schlagen, und dadurch zu unversöhnlicher Rache gegen
mich zu entflammen. Aber ohne mich an die Gegenwart von
acht oder zehn Kameeltreibern und Dienern, die ihrem Kameraden
möglicherweise beispringen konnten, zu kehren,
würgte ich ihn mit meinen fünf Fingern so gut am Halse, dafs
er bald alle Gegenwehr aufgab und röchelnd niedersank. Dann
rief ich einen Diener, gab ihm und dem Führer einige Lederschläuche
und sagte „Geht und holt Wasser und nehmt zwei
Kameele mit“. Alle Leute, waren jetzt sehr bereit, auch der
Führer ging mit, nach einer Stunde kamen sie mit den gefüllten
Lederschläuchen zurück, und die Reise wurde nun fortgesetzt.
Der Führer war von Grimm gegen mich erfüllt, ich