sieb die Griechen durch derartige betrügerische Spekulationen
bei den Eingeborenen machen, ist leicht abzusehen, kein Wunder,
dafs eine gewisse Verachtung'damit auch auf alle anderen
Europäer übertragen wird. In der Missionsstation angekommen,
begaben wir uns zu Tische, nach einem kurzen
Gebete hielten wir eine gute Mahlzeit, für mich um so angenehmer,
als sie mir auch einige der lang entbehrten Kartoffeln
darbot.
Ich hatte mich aus einem kleinen Schlummer nach dem-
Mittagessen kaum von meinem Läger erhoben, als ich hörte,
der junge Löwe habe sich losgerissen, die Missionsdiener hielten
sich versteckt, die beiden Hunde seien davon gelaufen.
Hier war Eile nothwendig, und es gelang mir auch mit Hülfe
des, wilden Thieren gegenüber furchtlosen Dieners. Ummehr
den Löwen einzufangen und in seine Hütte .an die Kette zurückzubringen.
Mehrere meiner Effekten, und Sachen aus meiner
Apotheke übergab ich meinem freundlichen Wirthe und
beschäftigte mich längere Zeit mit dem Umpacken .meiner
Habseligkeiten. Die Luft war ziemlich warm, angenehm wurde
die Zeit verplaudert, man erinnerte sich der theuren Heimath
und gedachte mancher alten Erlebnisse.
Um neun Uhr Abends tönte lauter Trommelschlag durch
das Dorf, auf Befragen erfuhr ich, es werde hierdurch,das
Zeichen dazu gegeben, von nun an mit einer brennenden Laterne
auf den Strafsen zu erscheinen, um Diebstählen vorzubeugen.
Khawassen, mit Feuerwaffen, Lanzen und Säbeln bewaffnet,
halten Wache und arretiren diejenigen Personen,
welche späterhin in dem Dorfe gegen jene Vorschrift handelnd
betroffen werden. Der schwarze Regent dieses einige
hundert geographische Quadratmeilen grofsen Landes, ist ein
energischer Mann, der Gesetzlichkeit strenge aufrecht erhält
und schon oft an Verbrechern oder Rebellen das Todesurtheil
hat vollstrecken lassen. Zu später Stunde begab ich mich auf
mein Lager und fiel bald in einen stärkenden Schlaf.
Dienstag, den 28. März 1865. Die Sonne war noch nicht
heraufgestiegen, als mein Wirth und ich wieder erwacht waren,
zu einem gröfseren Ausfluge bereit. Wir, bestiegen ein
Paar Maulthiere, versahen uns mit Doppelgewehren, sowie
etwas Proviant und nahmen zwei Diener mit. In östlicher
Richtung verliefsen- wir das schon ziemlich belebte Dorf und
gewährten viele Leute, die bereits auf dem Marktplatze zu
Kauf und Verkauf angekommen waren. Ein betretener Fufs-
steig führte uns.über hügeligen, zum Theil sehr steinigen,
mit hohem Grase oder dichten Gebüschen bewachsenen,
schwarzen Roden. Nach einem Ritte von ein und einer halben
Stunde kamen wir an ein kleines Dorf, an dem Chor
Abumchera gelegen, da, wo er den poch kleineren Kartha von
der rechten Seite aufnimmt. Der Letztere, von dem Berge
Chelasaib aus Südwesten kommend, hat kaum eine Länge von
drei bis fünf Stunden in direkter Entfernung, mag aber besonders
in der Regenzeit, wie die' zerrissenen Ufer es besagen,
dazu dienen, gröfsere sich ansammelnde Wassermassen abzuleiten.
Da ich meinen Diener beordert hatte, mit meinem
Kameele die Stangen einer, meinem Wirthe gehörenden, Ra-
kube aus dem Dorfe abzuholen und in die Missionsstation
hinauf zu bringen, sö hielten wir selbst eine kurze Zeit hier
an, um das Einreifsen der leichten Strohhütte zu überwachen.
Alsdann setzten wir uns wieder auf die Maulthiere, um in östlicher
Richtung durch die pfadlose, hügelige, mit.Gestrüpp
überzogene Wildnifs vorzudringen. Etwa drei Stunden von
Matama entfernt, kamen wir plötzlich an einen Flufs, siebenzig
bis achtzig Schritte breit, von Süden nach Nordwesten laufend,
von starker Strömung, der kein anderer, als der Atbara
sein konnte. Das diesseitige linke Ufer des Stromes war sehr
steil, die mächtigen Felsen und dichten Gebüsche an den Abhängen
reichten bis in das fliefsende Wasser hinein und spiegelten
sich in der klaren Fluth, Spuren von Elephanten, Büffeln,
Antilopen und kleineren Wildarten trafen wir auf dem
kahlen dunkelen Erdreich in Menge an, indefs kamen nur
mehrere Perlhühner mir zum Scbufs, die ich erlegte*
Das andere Ufer des Atbara war flach, zwischen dornigen
Gebüschen zogen sich vorspringende Sandbänke hin, eine
Ruhestätte für Enten, Reiher und Kibitze, die in aller Bequemlichkeit
hier auf Nahrung harrten oder träge die Umgebung