scheint man ihnen wie ein täglicher, zudringlicher Gast, wird
weniger von ihnen beachtet und kommt langsamer zum
Ziele. Unter den Mitgliedern der französischen Expedition
herrschte grofse Unzufriedenheit, mehrere der Mannschaft
trafen Anstalt, diesen Ort zu verlassen. Man theilte mir heute
auch Nachrichten mit über die Sendung einiger jener Leute
an den Flufs Setit, nach Matama zum Markte und zu dem unter
abyssinisehem Schutze stehenden Räuberfürsten Woad
Meck-Nimmr; aber die Versuche, mit Letzterem ein Bündnifs
zu Stande zu bringen, war mifsglückt.
Unter Hoffnungen und Befürchtungen verstrich uns die
Zeit, am Abend wurden alle Nachrichten und Gerüchte, die
man Tags vernommen, gegenseitig ausgetauscht, und Pärla-
mentsverhandlungen und Kriegsrath über die gespenstig vor
uns stehende Zukunft gehalten.
Dienstag, den 25. April 1865. Ich war mit dem Einpacken
einiger Sachen beschäftigt und hatte eben eine grofse Kiste
zusammen genagelt und in transportabeln Zustand versetzt,
als mein Reisegefährte zu mir kam und mich ersuchte, mit
ihm wegen Herbeischaffung von Kameelen zum Gouverneur
zu gehen. Meine Vorstellungen, die erbärmlichen Türken
nicht so oft in derselben Angelegenheit zu überlaufen, blieben
bei meinem Begleiter fruchtlos, aber, wie vorauszusehen, richteten
wir auch diesmal, als wir den Vekyl des Gouverneurs
zu bestimmteren Erklärungen drängen wollten, nichts aus,
es wurden uns wieder Zusicherungen gemacht, und unverrichteter
Sache kehrten wir in unsere Wohnungen zurück.
Später verkaufte ich mein, im Dezember vorigen Jahres in
El Quedaref erstandenes , braunes Kameel für einen geringen
Preis, um auch dieser Last los zu sein.
' Die Luft war sehr heifs und ich gedachte mich nach dem
Mittagessen, das ich gemeinschaftlich mit den Griechen'’ gehalten,
eben zu einem Nachmittagschläfchen niederzulegen,
als ich meinen Reisegefährten mit einem anderen Europäer in
das Zimmer treten sah. Er stellte mir den Herrn als Dr. G.
Schweinfurth vor und bald erkannte ich in ihm den liebenswürdigen
Gesellschafter, der mir seinen Umgang angenehm
machte, wie den eifrigen Forscher und Gelehrten, den ich immer
mehr schätzen lernte. Mit ihm allein ging ich .später
durch die Stadt. _ .
Durch die vielfachen wissenschaftlichen Anregungen, m
die ich- durch die Ankunft des Herrn Dr. Schweinfurth und
durch nähere Bekanntschaft mit ihm trat, ward mir j ene traurige
Zeit in Kassala aufserordentlich erleichtert. Da ich einige
nahe Verwandten jenes Herrn in Dresden kannte, konnte ich
ihnen :später als. ein Postillion de lAfrique Nachricht von
ihrem Botaniker und Geographen in die Heimath bringen.
Gegen Sonnenuntergang trat ich auf das flache Dach
neben m e i n e r Wohnung, dichte Wolken deckten den östlichen
Himmel, und mit dem Verglimmen des letzten Sonnenstrahls
sprühte ein leichtes Wetterleuchten in 0. und SO. über das
Firmament. Immer gröfser wurden die feurigen Garben,
und im Kontrast damit auch die Dunkelheit, einige Augenblicke
lagen die massigen Felsen der nahen Gebirge in tiefem
Dunkel, dann waren sie plötzlich in elektrisches Licht getaucht.
Ich sah lange diesem herrlichen, mit Worten unbe-
schreibbaren Schauspiele der Natur zu, erst der frische Wind,
der eintrat und den Himmel von den Wolkenhaufen rein fegte,
erinnerte mich wieder an mich. Aber es war zu spät, um an
die Bereitung des Nachtessens zu denken, so beschwichtigte
ich denn nur mit Brot und Datteln die Ansprüche des prosaischen
Mahners. *
Mittwoch, den 26. April 1865. Nach dem Frühstück ging
ich in die Wohnung des Dr. Schweinfurth, den ich gerade mit
der Anfertigung seiner Reiseroute und Karte von Sauakinbis
hierher beschäftigt, fand, Wir tauschten über unsere Reisen
gegenseitig Nachrichten aus und flochten Erinnerungen aus
der Heimath oder geographische und andere Beobachtungen
mit ein. .
Später k am Eduard von Wlassich, Offizier der französischen
Expedition, und zeigte uns die Karte, welche er bei seiner
letzten Reise nach den Flüssen Atbara und Setit, im März
dieses Jahres, auf Befehl des Grafen gemacht hatte. Sie war
hübsch gezeichnet, aber ganz unrichtig, er hatte die wüste