Drehst belegen. In früheren Zeiten haben hier Dörfer gestanden,
jetzt dehnt sich hier die öde Steppe aus. Unter einigen
gröfseren Heglikbäumen rasteten wir während der hei-
fsesten Stunden. Von hier bot sich mir nach Süden zu eine
weite Aussicht über das buschige Land daty bis nach dem iso-
lirten Bergkegel des Lupti hin, der sich mit seinen zackigen
Formen scharf am Horizonte abzeichnete. Mehrere belaubte
Heglik- und Naback-Bäume verliehen der sonst öden Landschaft
ein sehr freundliches Ansehen, der schwarze, dürre
Boden dagegen war nur spärlich mit vertrockneten Gräsern
und Pflanzen mancherlei Art bedeckt,
Während der Rastzeit war der Himmel leicht bewölkt,
auch drehte sieh der Wind von Südost nach Südsüdwest.
Meine Leute holten gegen drei Uhr die Kameeley bepackten
die Thiere, dann brachen wir auf. Nach einer halben Stunde
kamen wir an einem Zeltdorfe vorüber, wo mein Führer bleiben
wollte, ich bezeigte aber nicht die mindeste Lust dazu.
Um Sonnenuntergang erreichten wir endlich ein anderes Zeltdorf
der Homran-Araber noch zu rechter Zeit und wählten
dieses zum Nachtquartier. Der Name dieses Platzes und ziemlich
grofsen Dorfes war Abeh-do. Ich bezog sogleich eine
Rakube, welche an der Dornen Umzäunung sich befand,
mufste jedoch den Aufenthalt in der geräumigen Hütte mit
ein Paar Dienern und reisenden Eingeborenen theilen. Als
die Lagerfeuer brannten und die mich besuchenden Dorfbewohner
sich kaum entfernt hatten, begann es zu tröpfeln und
regnete etwa fünfzehn Minuten ziemlich stark; ein leichtes
Wetterleuchten kühlte die elektrische Luft ab. Als der Himmel
wieder hell war, verliefs ich die Hütte, da mir der Dunst
in derselben und die Nachbarschaft der reisenden Eingeborenen
unangenehm war. Mein armer Diener war durch und
durch nafs und trocknete sich noch an dem mühsam fortglimmenden
Lagerfeuer, während ich, gut gebettet, mich,den
Armen des Schlafes überliefs.
Sonntag, den 19. März 1865. Das Dorf Abeh-do lag auf
einer kahlen, jedoch von dichten Mimosengebüschen umschlossenen
Ebene, so däfs jede Fernsicht unmöglich war.
Mit Sonnenaufgang setzten sich meine Thiere in südsüdwestlicher
Richtung in Bewegung. Nach etwa fünfundzwanzig
Minuten zogen wir bei dem Dorfe Schech Agayl vorüber und
hatten eine schöne Aussicht auf die zerrissenen Ufer des Setit,
sowie nach den hellfarbigen Felsen von Djirra, die auf dem
anderen Ufer des Flusses hervortraten. Wir stiegen langsam
von der Höhe hinunter* und erreichten nach einer starken,
halben Stunde das Flufsbett. Wir überschritten einen trockenen,
sandigen Arm des Setit, wanden uns durch viele dichte
Nabackgebüsche und Oshar-Gesträuche, dann klommen wir
hinunter bis an das, fliefsend'e Wasser. Das gegenüberliegende
Ufer war sehr steil, und viele Felsblöcke erschwerten noch
das mühsame Ersteigen des engen, tief vom Regen ausgewaschenen
Weges. Immerfort ging es bergan, so dafs wir nach
einer halben Stunde uns schon etwa vierhundert Fufs über
dem Spiegel des Flusses befinden mochten, mein Führer
nannte diese Bodenerhebung die Höhe von Djirra, Die Erde
war hier von rother Farbe, besonders fiel mir die grofse Menge
der oft vier bis sieben Fufs hohen Termitenbauten auf, die in
einem verhältnifsmäfsig so kleinen Raume zusammengedrängt
waren. Die Felsen erschienen röthlich geadert, ihren Bestandteilen
nach ein Konglomerat aus Porphyr und Kalkstein.
Die Fernsicht von hier war überaus grofsartig, einige Bergzüge
wanden sich in anmuthigen Wellenlinien am Horizonte
hin, allmälig mit dem Himmel in Eins verschwimmend, dazwischen
starrten zackige Felsen empor, auf denen das Auge
von seinem Fluge, über die unabsehbare Landschaft gern rastete.
Auch der Setit war an einigen Stellen ganz deutlich zu
erkennenj wie er sich, ein glänzender Silberfaden, zwischen
den buschreichen Ufern nach Osten hin verlor. Djirra ist die
südlichste Krümmung, welche der Setit macht, und der Anfang
einer grasreichen Hochebene, die sich andererseits wieder
den Ufern des Atbara. anschmiegt. Zu gewissen Jahreszeiten
weiden hier grofse Viehheerden, Zeugnifs davon gaben
uns eine Menge Fufsspuren, und so zogen wirraueh auf einem
von den Thieren ausgetretenen, drei bis acht Ellen breiten
Wege über den dunkelen, dürren Boden nach Süden weiter.