wenigstens die Genugthuung, in der Front nur die Waaren
des Händlers, der mich mürrisch anblickte, zur Schau gestellt
und nur, in dem dunkelsten Theile des Zeltes versteckt, einige
schwarze Köpfe erscheinen zu sehen. In einem anderen Zelte
wurden einige, freilich sehr grau aussehende, mit Staub bedeckte
Stücke Zucker feil geboten, und da mein Vorrath zu
Ende ging, so kaufte ich einige Rottel (ein Rbttel gleich dreiviertel
Pfund) um den enormen Preis von zwölf Piastern
(achtundzwanzig Groschen).
In meine Wohnung zurückgekehrt, sah ich, dafs der
Löwe die Tatzen weit aus dem Käfig gestreckt hatte und sich
bemühte, die durch die Hitze gelockerten Bretter noch weiter
abzusprengen. Mit Hülfe des Dieners und vermittelst eini-
niger Nägel, wurde der Löwenkäfig wieder haltbar gemacht
und Freund Adolan endlich mit Liebkosungen und einem
Stück Fleisch beruhigt. Es war mir merkwürdig, wie bald
jener Löwe auf seinen Namen „Adolan“ hören lernte und jedesmal
ruhig denjenigen Menschen, welcher zu ihm -sprach,
fest ansah. Besonders den Diener Ummehr und mich wufste
er genau von anderen Leuten zu unterscheiden und war uns
sehr gehorsam.
Als ich in das Dorf ging, um in dem Soldatenlager einen
Elephanten .und eine Giraffe in Augenschein zu nehmen, kam
der Sohn des Ober-Schechs der Homran zu mir und bettelte
in höchst dreister Art um Schuhe und feine Seife, da er früher
einmal welche von mir zum Geschenk erhalten hatte.
Weil aber der Vater des jungen Herrn ein reicher Mann war
und ich mit den Homran-Arabern in keine weitere Verbindung
zu treten hoffte, vertröstete ich ihn auf später, damit
verliefs mich der zudringliche, junge Bursche. Nach dem Mittagessen
und der Siesta begab ich mich mit meinem Diener
zu dem Vekyl desSchechs, um eine Audienz bei Letzterem zu
erlangen. Vor einem schmutzigen Palmenmattenzelte wurde
mir ein Schemel neben dem Vekyl und einigen türkischen
Offizieren und Unteroffizieren eingeräumt und ein kleines
Schälchen wässerig aussehenden, schwarzen Kaffees gereicht.
Eine Menge zerlumpter Kinder trieben sich rings umher,
einige gefesselte Kameele standen in der Nähe, Wasser verkaufende
Eseltreiber kamen ab und zu vorbei, neugierige alte,
häfsliche, dürre Weiber gafften uns an, um etwas neues zu
sehen und zu hören, Bettler drängten sich herbei, um vielleicht
ein Trinkgeld für ihr Faulenzen zu erhalten, an den
Wänden des Zeltes hockten wilde Wüstenbewohner — eine
bizarre Scene.
Unter dieser rohen Gesellschaft wartete ich fast zwei
Stunden und erinnerte dann den Vekyl, der während dessen
einige Gebetformeln laut vor sich hin gemurmelt hatte, dafs die
Sonne bald untergehen werde und ich den Schech noch heute
sprechen müsse. Er gab mir zur Antwort, es würde dies bald
geschehen, und wieder vergingen zwanzig Minuten, ohne dafs
der Vekyl sich von seinem Platze rührte. Diese unverschämte
Gleichgültigkeit machte endlich meiner Geduld ein Ende, ich
stand auf und fragte: „Wo ist Schech Mohamed?“ „„El- ist
in seiner Wohnung und wird gleich kommen,““ antwortete
der Vekyl, doch diese Antwort genügte mir nicht, ich wollte
nun sofort den Schech selbst aufsuchen, da erhob sich der
Vekyl, um — horribile dictu — seinem Vorgesetzten erst
meine Ankunft zu berichten. Ohne Antichambre, wissen die
vornehmeren Araber dennoch den Eingeborenen sowie den
Fremden recht lange warten zu lassen, und mancher Mann,
dadurch mürbe gemacht, giebt in Folge dessen sein Gesuch
in nicht allzu, dringenden Fällen lieber ganz auf oder sucht
sich selbst zu helfen. Nach einigen Minuten kam der Vekyl
wieder und forderte mich auf, ihm zu der Wohnune des < - # ' O Schechs zu folgen. Ich ging durch mehrere enge Steige an
einzelnen Hütten vorbei und fand das Oberhaupt des Dorfes
im Kreise einiger Landsleute vor der Thür. Freundlich be-
grüfst, erinnerte ich den Schech an die mir zur Weiterreise
versprochenen Kameele. Er antwortete mir ausweichend, es
seien keine Thiere zu haben. Ich eritgegnete: „ Aber in dem
Hof des Vekyl sah ich acht Kameele, die von Soldaten bewacht
wurden.“ „ „ Ja !“« antwortete Schech Mohamed,
„„aber jene Thiere sind zum Dienste der Soldaten dort.“4
„Nun, und ist mein Firman nichts werth? Stehe ich nicht,