Kaum waren die Kameele entlastet, die Giraffe an einen
Baum gebunden und meine Ruhestätte neben meinem Gepäck
aufgeschlagen, als ein Blitz am Himmel aufflämmte und krachende
Donnerschläge den Boden erschütterten, zugleich
stürzte massenhafter Regen auf uns herab, und das Firmament
brannte unablässig in elektrischem Feuer, während rasselnd
der Donner über unsere Häupter dahin zog. Mein Lager war
bald eine grofse Wasserpfütze, nach kaum fünfzehn Minuten
war ich bis auf die Haut nafs, denn meine Decken, die ich
über mich gebreitet hatte, schützten mich nur vor den prasselnden
Regentropfen, aber nicht vor den Folgen des mehrere
Stunden anhaltenden Wassergusses. Nachdem das Gewitter,
das furchtbarste und grofsartigste, das ich erlebte, vorüber
war, blieb ich, da ich nichts besseres thun konnte,, in
dem Zustande liegen und schlief, von der Reise sehr ermüdet,
bis zum nächsten Morgen.
Donnerstag, den 13. April 1865. Es war der grüne Donnerstag.
Als ich mit dem ersten Tagesgrauen, mein nasses
Lager verlassen wollte, O 7 blieben meine Schuhe.in dem klebri'-
Og en Boden stecken,7 über einen. Eimer Wasser konnte ich von
meiner Ochsenhaut, die mir zum Lager gedient hatte, abschütten
und prefste aus Decken und Kleidern eine wahre Sündfluth
heraus. Erst nach vielfachen Versuchen gelang.-es meinen
Leuten, ein Feuer.anzuzünden, an dem wir uns äufserlich
erwärmten und zur innerlichen Ergänzung dieser Operation
Kaffee kochten. Nach und nach entledigte man sich aller KleidunOg,
7 das Feuer wurde anOg ehalten s» ie zu trocknen,' während
es der Sonne überlassen blieb, die Nässe aus den gröfseren
Gepäckstücken aufzusaugen. Um Fieberanfällen zu begegnen,
die ich zwar noch niemals in Afrika gehabt hatte, die aber
möglicherweise eintreten konnten, schien es mir gerathen zu
sein, die Reise nicht in feuchten Kleidern fortzusetzen.
Etwa zwei Stunden nach Sonnenaufgang waren wir wieder
im Stande, die Route aufzunehmen. Der Weg war sehr
sehlüpferig, oft sanken wir zwei bis drei Zoll tief in den sumpfigen
Boden ein. Wir zogen durch Gebüsche, über Hügel
und nackte Flächen, die Richtung, die wir einhielten, war die
ostnordöstliche. Von der umliegenden Landschaft sah man
wenig, nur, als der Weg sich sehr steil bergab zog, bemerkte
ich den nahen Wasserspiegel des Flusses Atbara und seine
jenseitigen, ziemlich schroffen Ufer. Nach etwa zweiundein-
halbstündiger Reise gelangten wir auch an das Flufsbett , natürlich
war das Wasser durch den letzten.Regen bedeutend
gestiegen und zeigte infolge der erdigen Bestandtheile, welche
die Sturzfluthen mitgerissen hätten, eine gelbliche Farbe. Ue-
ber ausgewaschene Felsen eilte der Strom in vielfach gewundenem
Laufe nach N. und später mit-einer Biegung nach NW.
hin; Die Kameele schritten durch eine etwa drei Fufs tiefe
Furth, während,die Giraffe zunächst abgewaschen und dann
von einem Diener durch den ziemlich reifsenden Strom auf
demselben Wege- nachgeführt wurde. Danach wurden die
Lederschläuche mit Wasser gefüllt, einethöher gelegene Sandbank
passirt und auf einem tief ausgetretenen Wege die Uferwände
-erstiegen. Wir kamen in östlicher Richtung bald an
ein kleines Zeltdorf, wo wir aber keine Aufnahme finden konnten,
und da einmal das gröfsere Dorf Hasaballa nicht mehr
weit entfernt sein sollte, so gingen wir über leicht hügeligen,
nackten Boden noch etwa eine halbe Stunde weiter. Hin und
wieder konnte: ich meine Blicke, von dem Rücken meines Ka-
meeles- aus, über weite buschige oder grasreiche Ebenen
schweifen lassen. Dann nach etwa dreiundeinhalbstündigem
Marsche, von meinem letzten Nachtlager ab gerechnet,- sah ich
vor mir ein breites, trockenes Chorbett, mit vielen Zelthütten
überbaut und erfuhr, dafs dies das Dorf Hasaballa sei. Unter
einzelnen Heglik- und Naback-Gesträuchen lagen die Zelte,
sechszig bis achtzig an der Zahl, in bunter Reihe durcheinander,
in ihrer Mitte etwa wurde mir ein Platz eingeräumt.
Eine grofse Menge der Bewohner kam zu Empfang und Zwiegespräch
herbei, oder begaffte aus Neugierde meine Thierkisten.
Da ich ohne Führer dies Dorf glücklich erreicht hatte
und der Aeltere meiner beiden Kameeltreiber durchaus nicht
weiter gehen wollte, so liefs ich durch meine Diener nach
einem Stellvertreter forschen. Dieser war auch bald gefunden,
und da er ferner als Führer dienen sollte, gab ich ihm