Fufssohlen des Burschen, der schon bei dem dritten Schlage
ängstliche! Jammertöne ausstiefs. Ich safs neben meinem
Freunde und sah zu, als aber der fünfte Hieb gefallen war,
sprang ich auf und sagte-; „Herr und Freund, für seinen Ungehorsam
hat er genug Strafe erhalten, meinetwegen lafs ihn
nicht weiterschlagen.“ Hie Exekution wurde sogleich unterbrochen
und der Bestrafte entfesselt, dann mufste er mir dankbar
die Hand küssen, weil ihm die weiteren zwanzig Hiebe
auf meine Fürsprache‘ erlassen worden waren. Von nun an
hatte ich keine Veranlassung mehr mich über Fahrlässigkeit
der Sklaven beklagen zu müssen.
In den Nachmittagstunden kam ein Schiff, welches dicht
mit schwarzen Pilgern beladen war, in dem Hafen an, und
bald entspann sich ein lebhafter Verkehr zwischen der Insel
und dem Fahrzeuge. Durch jene Leute hörten wir die- gute
Nachricht, dafs zwei Dampfschiffe in Djidda lägen und eines
derselben in sechs bis acht Tagen spätestens hier einlaufen
würde. Ein Theil der schwarzen Pilger, von dem Stamm der
Tagruri oder Takrir, machten eine weittönende, einförmige
Musik auf einem Tambourin, wozu der andere Theil mit ihren
Händen laut klatschend und den Takt schlagend sich im Kreise
drehte'. In ONO. erhellte ein starkes Wetterleuchten den Horizont,
und die Nacht war nicht so heifs wie sonst.
Mittwoch, den 5. Juli 1865. Die ersten Morgenstunden
brachte ich in dem Kaffeehause am Meere zu, ein heftiger
SSW.-Wind wehte heifs von dem Kontinente herüber. Die
Gebirge waren durch die aufgewühlten Sandwolken kaum zu
bemerken, und das Unangenehme dieses Staubregens ver-
gröfserte noch die Sonne, indem sie mit voller Kraft ihre
Strahlen auf die Erde fallen liefs. Ich ging zu Mumtas Efendi,
wo ich freundlich begrüfst wurde, und als Abd-allah Efendi
nach einiger Zeit sich einfand, ward die. Zeit mit Schachspiel
und Unterhaltung hingezogen. Die Nachrichten wegen der
Cholera lauteten viel günstiger, das Aufhören der Krankheit
war in den nächsten Tagen zu erwarten. Zum Mittagessen
kamen einige Kaufleute aus der Stadt, nach demselben ver-
liefsen sie das Haus wieder, und ich hielt nun nicht weit von
meinem Gastfreunde meine Mittagsruhe. Um drei Uhr Nachmittag
war die Wärme sehr grofs, im Schatten iiahe dem
Meere hatten wir 34 und zur selben Zeit in dem kühlen
Zimmer 31 Grad Wärme. Ein. starker SSW. und W.-Wind
steigerte noch diese Hitze und erzeugte eine drückende Luft,
die erst gegen Sonnenuntergang gemildert wurde. Zur Abendstunde
kam Abd-allah Efendi, wir unterhielten ufis bei dem
schönen, milden Mondlichte, von der angenehm warmen
Nachtluft umfächelt, und verliefsen erst ziemlich spät unseren
Gastfreund, um in unsere Wohnungen zurückzukehren.i Noch
lange schwelgte ich im Genüsse der herrlichen Sommernacht,
die reine, warme Luft war ein Labsal für die klopfende Brust,
und das Auge badete sich mit Entzücken iii dem milden Mondlichte
und irrte von einem funkelnden Sterne zum anderen,
bis die müden Augenlider zufielen und die irdische Welt verschwand,
um der Welt der Träume Platz zu machen.
| Donnerstag, den 6. Juli 1865. Wie an dem gestrigen Tage
wehete auch heute ein heftiger S W.-Wind, der Sand und Staub
in grofsen Wolken vor sich hertrieb. Kaum hatte ich mich
bei meinem Freunde Mumtas Efendi eingefünden, so kam der
Kadi in Geschäften ebendahin, er blieb zu Tische da, hielt in
I" unserer Gesellschaft Mittagsruhe und ging dann fort. Ich befand
mich nun mit Mumtas mehrere Stunden allein, unterhielt
mich mit ihm so gut es ging, und machte dabei wieder einig!
Fortschritte in der arabischen Sprache.
Dann kam mein Reisegefährte und verliefs uns erst, als
Ibrahim Efendi sich mit seinem ältesten, acht Jahre alten Knaben
einfand. Er blieb lange bei uns. In den späteren Nachmittagstunden
kam ein Segelschiff in den Hafen, um bei dem
Zollhause vor Anker zu gehen. Nach Sonnenuntergang wechselte
der Wind, indem er sehr heftig aus NNO. blies, die Hitze
wurde infolge dessen angenehm gemildert.
i Freitag j den 7. Juli 1865. Vor Sonnenaufgang hatte ich
bereits mein Frühstück beendet und ging in das Kaffeehaus,
sowie von dort zu meinem Freunde, dessen Empfangszimmer
aber noch nicht geöffnet war. Als aber einer der Sklaven
meinen Besuch anzeigte, hiefs mich mein Freund sehr will