es schon wieder lebendig auf dem Marktplatze, es war der
zweite und letzte wöchentliche Markttag, man widmete sich
daher um so eifriger den Geschäften. Nach dem Frühstück
schrieb ich in mein Tagebuch, entwarf Karten, zeichnete
Skizzen und zog durch einen. Soldaten des Yumma einige
Nachrichten über das Land Galabat, nach seiner Gröfse, seinen
Grenzen und seinen geographischen Verhältnissen ein.
Ich verglich und erweiterte sie dann mit Lejean’s Nachrichten.
Der Himmel war meistens klar, doch waren kleine
Wölkchen hin und wieder zu sehen. Der gewöhnlich wehende
Südwestwind setzte sich für die Zeit von ein bis drei Uhr
Nachmittags in heftigen Westwind um, eine Erscheinung, die
während meines Aufenthaltes sehr regelmäfsig eintrat. .Die
Vormittagstunden vergingen sehr schnell, und da heute das
Mittagessen um 12 Uhr gehalten wurde, blieb für den Nachmittag
um so mehr Zeit, verschiedene Geschäfte und Einkäufe
auf dem Markte zu besorgen. In den heifsesten Tagesstunden
beschäftigte ich mich mit der Lektüre verschiedener Bücher,
setzte dann meine Gewehre in Stand und liefs einen Kameel-
sattel durch meinen Diener mit frischen Lederstreifen binden.
Danach begab ich mich auf den Marktplatz. An den
noch übrig gebliebenen Pferden sah ich, däfs sie durch die
anstrengenden Bewegungen ziemlich struppirte Vorderbeine
und überhaupt ein verhältnifsmäfsig schwaches Vordertheil
hätten. Die Zahl der Thiere hatte sich seit gestern sehr verringert
und trotz der höhen Preise von fünfundzwanzig bis
vierzig Maria-Theresien-Thaler für gewöhnliche Pferde, war
die Nachfrage doch lebhaft; es wurden an beiden Tagen über
achtzig Pferde verkauft, abgerechnet die an die Regierung
gelieferten.
Von einem der auf dem Marktplatze herum wandernden
Waffenhändler, kaufte ich eine hübsche Wurflanze mit langer
feiner Spitze, darauf ein.Paar rothe, schlecht gemachte Lederschuhe
für einen halben Maria-Theresien-Thaler und eine
grofse, braun gegerbte Ochsenhaut für einen Maria-Theresien-
Thaler. Die erstandenen Dinge schaffte mein Diener in meine
Wohnung, ich selbst suchte meinen Wirth auf, um mit ihm
einen Besuch bei Herrn Garnier zu machen. Ip Begleitung
von drei Dienern und Waffenträgern verliefsen wir unsere
Wohnung, stiegen in’s Thal hinab und auf der ändern Seite
wieder bergauf über rauhe Steine und Felsbrocken,, bis wir
das grofse Zelt des französischen General-Konsulats-Sekre-
tairs erreicht hatten. Ein niedriger Dornenzaun verwehrte
uns kaum den Eingang, hier liefsen wir unsere Diener zurück
und traten,, von einem schwarzen Diener geführt, grüfsend
bei dem uns bekannten-Herrn ein. Es wurden uns Kaffee
und Cigaretten gereicht, und wir hörten, dafs Herr Garnier
am nächsten Tage abreisen wolle, um den blauen Flufs hinunter
nach Karthum und Kairo zurückzukehren. Eine grofse
Anzahl von Kameelen, Lastträgern und Führern waren zu
dieser Reise aufgeboten, und eine Menge Kisten standen verpackt
in dem langen, halb offenen Zelte umher. Nach einer
Stunde n a hmen wir Abschied, und kehrten in unsere-Wohnstätten
zurück. Als das Abendessen vorüber war und der
Trommelschlag im Dorfe die neunte Stunde anzeigte, trat ich
in die Thür der Tuckeihütte, wo wir unsere gemeinschaftlichen
Mahlzeiten hielten, ein prächtiges Schauspiel überraschte
mich. Hinter dem Dorfe erblickte ich eine lange
Feuerlinie, die sich am Horizont hinwand und einzelne Theile
des Dorfes mit hellem Scheine bald beleuchtete, wenn die
prasselnde Lohe hoch empor wirbelte, bald verdunkelte, wenn
dichte, schwarze Rauchmassen auf und nieder wogten. Mir
wurde gesagt, däfs derartige Steppenbrände jetzt,-wo die Regenzeit
nahe sei, nicht zu den ungewöhnlichen Erscheinungen
gehören, indem man so den Boden von hohen Gräsern, von
Unkraut und Holzgestrüpp, zuAeinigen pflege. Als ich mich
später in meine Türkei begeben hatte , hing ich noch lange
Zeit an dem grofsartigen Anblick, wie die feurige Linie sich
immer weiter und schneller fortwälzte, oft in sich zusammensinkend,
dann wieder mächtig emporschlagend, wenn der
Westwind mit neuem Zuge die Gluth anfachte. Die Entfernung
von uns bis zu dem Feuer sollte etwa zwei Stunden betragen,
und doch erschien es so nähe, dafs ich fürchtete, , das
Dorf könne in Asche gelegt werden. Als ich mich durch die