kennzeichnen pflegt, abgeschwächt, besonders werden äufsere,
formale Vorschriften wenig, beachtet. Nachdem die Mittagszeit
verstrichen war, wurden die Kameele wieder bepackt.
Unser Wirth begleitete uns bis Vor das Dorf. Wir zogen den
südsüdöstlich führenden Weg entlang, über leicht hügeligen
mit Gesträuch und Gras bewachsenen, schwarzen Boden. Das
ausgedehnte Buschdickicht mochte viel Wild enthalten, doch
bemerkte ich nur an einigen kahlen Stellen ■ der Erde Spuren
der Thiere. Während dessen hatten wir stets die Aussicht
aüf den Berg Ras el fil und einige andere Bergzüge. Um die
Langeweile zu verscheuchen, welche den Leser vielleicht auch
befallen dürfte, wenn er mir auf dieser einförmigen Strecke
xiachfolgt, mufs ich wohl noch eines unangenehmen Zufalls
gedenken, der mir gestern Nachmittag zustiefs, jedoch keinen
unglücklichen Ausgang für mich nahm.
Mein Diener führte an einem Stricke das hraune Last-
kameel, ich selbst safs auf meinem weifsen Bishary, das
durch einen Strick an den Schwanz des vorangehenden Thie-
res befestigt war. Bei einem Theile des tief ausgetretenen
Fufssteiges folgte mein Kameel dem Vorangehenden nicht.
Mit meinem Stocke suchte ich also, wie dies gebräuchlich ist,
durch ein Paar leichte. Schläge auf den Hals, dasselbe in den
Weg einzulenken. Es eilt auf die Seite, stolpert, ich sehe was
kommen wird und schwinge, mich so gut ich kann hinab, so
dafs ich von meinem sieben bis acht Fufs hohen Sitz, halb fallend,
halb steh.end auf dem Boden anlangte. Das vordere Thier
erhebt ein jämmerliches Geschrei, da der angespannte Strick'
offenbar ihm Schmerzen verursachte. Meine geladenen Gewehre
lagen mit mir e> am Boden. Ich fühlte einen Schmerz im
Fufsgelenk, mein Diener, rathlos, ruft den vorausgehenden
Führer zu Hülfe. Da sehe ich die Veranlassung der unangenehmen
Situation, hole mein Messer heraus, mit einem Schnitt
Ist der Strick getheilt und den Kameelen weitere Schmerzen
erspart. Der hohe Sturz hatte mich nur um eine grofse Flasche
mit Elephantenfett gebracht. Meine geladenen Gewehre
hatten keinen Schaden gelitten, und das gequetschte Fufsgelenk
war kein Uebel von Bedeutung. Ich setzte nun den Weg
zu Fufse fort und habe bis Matama keines meiner Kameele
wieder bestiegen, da ein zweiter, vielleicht weniger glücklicher
Sturz leicht gefährliche Folgen haben konnte und meine Reise
sehr erschwert und verzögert haben würde. —
Etwa eine Stunde vor Sonnenuntergang gelangten wir
auf einen breiteren Weg, wo wir bald einigen Reisenden bej-
gegneten. Mit Eintritt der Dunkelheit ging es auf dem Kara-
vanenwege durch die Wildnifs weiter, über das ansteigende,
hügelige Land. Erst lange nach Sonnenuntergang sahen wir,
links vom Wege, auf einer Höhe, einige Tuckel, hörten Hundegebell
und bemerkten einen Feuerschein. Von dem Wege,
abbiegend, kamen wir bald an die ersten Tuckel, wo uns ein
Platz zum Lagern angewiesen und zugleich etwas Wasser,
Holz und Milch gegeben wurde. Ein Theil der schwarzen Bewohner
umstand längere Zeit mein Lager, doch waren sie im
allgemeinen bescheiden. Eine Unterhaltung war nicht gut,
möglich, da die Bewohner wenig arabisch verstanden und
ihre För-Sprache weder meinen Leuten noch mir bekannt
war. Einem der Dorfbewohner gab ich etwas Tabak für mir
gelieferte Milch und brachte die Nacht auf einem Angereb zu,
während meine- Leute ihr Lager am Feuer aufgeschlagen
hatten.
Sonnabend, den 25. März 1865. Vor Sonnenaufgang waren
die Thiere bepackt, die Karavane zog in südöstlicher Richtung
dahin, auf den langen, geraden Bergrücken des Ras el fil
zu. Eine Stunde nach Sonnenaufgang erreichten wir den letzten,
kaum sechszig bis achtzig Fufs hohen Ausläufer des genannten
Berges, während der Hauptstock der-Kette westlich
liegen blieb und wohl fünfzehn bis ächtzehnhundert Fufs über
dem Hügellande aufragt. Seine Berglehnen sind steil, mit viel
Gerölle bedeckt, Bäume wie Gebüsche wachsen an den Seiten-
wänden; Die vor mir liegende, meist buschreiche Landschaft
zeigte eine Menge von Hügeln ünd'steilen Bergen, die grofse
Thäler in sich schlossen. Drei derselben durchschritten wir,
ebenso ein fünfzehn bis zwanzig Schritte breites, trockenes
Chorbett. Die Flora wurde hier wieder manniehfaltiger,
manche Pflanzen und neue B.aumarten, wie Tamarinden, Eben