Sechszehnter Abschnitt.
Rückreise von Sauakin über Suez, Alexandria, Triest
und Wien nach Dresden.
Der Dampfer Koseir lichtete vor acht Uhr Morgens
die Anker, die Maschine stiefs weifse Dampfsäulen aus, und
das Schiff steuerte langsam in östlicher Richtung dem offenen
Meere zu. Eine Menge Leute an dem Strande der Insel,
andere in Barken, nahe dem Fahrzeuge, sahen uns nach.
Als wir hei dem Sauakin vorüber kamen, salutirten die Mannschaften
der beiden Dampfer und die grofsen Schiffsflaggen
wurden zum Grufs an den Mast hinaufgezogen. Der gröfste
Theil des oberen Decks war zum Schutz gegen die heifsen
Sonnenstrahlen in einer Höhe von sechs Fufs mit einem Segel
überspannt, ich machte auf dem Hinterdeck, nahe der Kajüte
der englischen Maschinisten, mein Lager, so gut der enge
Raum es mir gestattete. Der schmale Eingang des Meereskanales
mit seinen vielen Korallenbänken, an denen sich die grünen
Meereswogen schäumend brachen, lag nun hinter uns,
und in NO.-Richtung durchfurchte das Dampfschiff den leise
bewegten, weiten Wasserspiegel des rothen Meeres. Wegen
des Passagiergeldes von einigen vierzig Thalern bekam ich
mit dem Kommandanten einen ernstlichen Auftritt, ich mufste
mehrere Tage warten, bis ich den zuviel gezahlten Betrag
zurückerhielt. Für meine Beköstigung gab ich fünf Franken
täglich, und war dieselbe auch nicht besonders, so mufste ich
doch damit zufrieden sein, da kein neuer Mundvorrath in
Sauakin hatte angekauft werden können. Jene drei jungen
Engländer kamen mir jederzeit freundlich entgegen, so dafs
ich es nicht unterlassen kann, vorzüglich dem ersten Maschinisten,
Herrn Williams, meinen besonderen Dank dafür auszusprechen.
Als der Dampfer in die offene Fluth gelangte,
warf sich ihm ein leichter Wind entgegen, doch hinderte ihn
das nicht, der Mitte des Meeres zuzusteuern. Nachmittags
war die Küste aufser Sicht. ,
Um dem üebel, welches eine Seereise so leicht erzeugt,
nämlich der Langenweile zu begegnen, suchte ich nach Beschäftigung
und fand auch bei dem jüngsten Maschinisten,
aufser Gebet- und Seemannsbüchern, einige Romane, die
mir noch unbekannt waren. In diese Lektüre vertieft, ging
mir die Entfernung bis Suez schnell vorüber. Zwischen
Himmel und Wasser schwebend, bot sich mir wenig Beach-
tenswerthes dar, das rothe Meer mit seinen rauhen Küsten
war mir bekannt und an der aus Araberii, Türken und Griechen
bestehenden Schiffsbemannung oder den aus denselben
Nationen zusammengewürfelten Passagieren fand ich keinen
Geschmack. Mit den Engländern oder meinem Reisegefährten
hatte ich bin und wieder eine kleine Unterhaltung, sonst unterbrachen
nur die Mahlzeiten meine mich vollkommen in Anspruch
nehmende Lektüre und mit wahrem Heifshunger habe
ich damals den Inhalt von drei starken Büchern verschlungen.
Wie es bei dergleichen auf die Phantasie berechneten
und nach Effekt haschenden Büchern oft geht, so grofs auch
das Interesse ist, das man an ihnen gewinnt, eben so schnell
verschwindet es auch wieder, ich habe nicht nur Titel, sondern
auch den Inhalt der Werke, die mich damals in eine so
angenehme Spannung versetzten, total vergessen.
Am nächsten Tage bemerkte ich einige arabische Küstenfahrer
nach der afrikanischen Seite zu, die weite Fläche des
Meeres war eben, wie ein klarer Spiegel, in dem die hellen
Sonnenstrahlen glitzern. Ein gröfserer Dampfer, welcher von
der sachverständigen Mannschaft für ein englisches Schiff gehalten
wurde, fuhr mehr in der Mitte des Meeres, in weiter
Entfernung von uns, nach der Bab-el-mandeb zu, nach kurzer
Zeit waren nur noch seine Rauchwolken am Horizonte erkennbar.
Unser Dampfer war, wie schon bemerkt, hauptsäch