heraufgehoben und in kleinen Rinnen über die etwa ein und
ein halben Morgen grofse Fläche so vertheilt, dafs jeder Fleck
alle zwei Tage in den Früh- und Abendstunden vom Wasser
überflossen wird. Die ganze Anlage war in sehr gutem Zustande,
besonders Zwiebeln, diese' einzigen, in den Ti’open
vortrefflich gerathenden Gemüse, ferner Blumenkohl, Ba-
miam, Bohnen, einige Kartoffeln aus Habesh, Datteln, Weinstöcke
und Obstbäume waren von den betriebsamen Missionären
mit Erfolg angebaut worden. Vor Sonnenuntergang
gingen wir wieder zur Missionsstation hinauf, dort bezahlte
ich meinem Führer Nuhr den verabredeten Preis und nahm
Abschied von dem Manne, welcher sich mir recht nützlich
o-ezeifft und mich während der © © Reise viele Worte der aräbi-
sehen Sprache gelehrt hatte. Während dessen hatte die
freundliche Wirthin in meiner Wohnung für einen Tisch,
Lavoir, Stühle u. dgl. gesorgt, so dafs es mich beim Eintritt in
meine Aufenthaltsstätte ordentlich anheimelte. Die Abendstunden
verlebte ich recht angenehm. Unter ändern sah ich
mir auch den Löwen,-einen Affen und eine Anzahl Papageien
an, welche der Diener Ummehr zum Theil für meinen Reisegefährten
angekauft hatte, schliefslich begab ich mich in
meine Tuckelhütte. Dort traf ich noch mancherlei Einrichtungen,
hing ein Thermometer hinaus, stellte Wetterbeobachtungen
an und trug Notizen in das Tagebuch ein.
Von dem niedriger gelegenen Dorfe schallten längere
Zeit noch die dumpfen Schläge des Tamtam und die schrillen
Stimmen von sich belustigenden Eingeborenen Zu mir herauf,
die tiefe Stille, die mich umgab, unterbrechend. Mein
Diener war schon auf sein Lager neben dem Eingänge zu
meiner Hütte hingesunken, meine, kranken, ermatteten Thiere
ruhten nicht weit davon, an der Dornenumzäunung. Ich sah
nach ihnen, aber nur das braune Kameel frafs etwas Durra
und Heu. Erst zu später Stunde streute mir der Schlaf die
unsichtbaren Schlumm.erkörnchen in die Augen*
Sonntag, den 26. März 1865. Vor Sonnenaufgang beobachtete
ich mein Thermometer und schaute dann in die nach
Süden und Osten sich vor mir ausbreitende Landschaft hinaus.
Das zunächst, etwa achtzig Fufs tiefer gelegene Dorf
Matama bestand aus fünf- bis sechshundert Tuckeln und wenigen
Rakuben oder Zelten. In letztem wohnten hauptsächlich
Tagruri, nur wenige Araber, und auf der ändern Seite des
kleinen Chors hatten auch mehrere Juden (Falasha) ihre
elenden, schmutzigen Strohhütten aufgerichtet. Arabische
Kaufleute aus Berber, Sklavenverkäufer und einige abyssini-
sehe Händler hatten hier gleichfalls ihre Hütten oder kleine
Magazine, die nach Osten zu neben dem grofsen, staubigen
Marktplatz zerstreut lagen und durch letztem von den Wohnungen
der schwarzen Bevölkerung getrennt waren. Viele
Bäume, im schönsten Blätterschmucke prangend, standen zu
beiden Seiten, des Abümchera, der nur wenige Ellen breit,
seine nie versiegenden Wellen von Westen nach Osten langsam
fortwälzt. Gebüsche, steinige Höhen, Grassteppen, kahle
Durrafelder, nackter, fettschwarzer Boden wechselten in buntem
Gemische vor meinen Blicken mit einander ab, pittoreske
Gebirgszüge und Felsen umschlossen das Bild mit einem geschmackvollen
Rahmen. Nach Norden und Westen begrenzten
die steilen,’steinigen Höhen und dichten, dornigen-Gebüsche
schon in einer Entfernung von wenigen hundert Ellen
den Horizont. Der grüne Garten der Missiönsstation, mit den
daran liegenden, bebauten Ländereien einiger Kauf leute aus
Berber gewährten einen besonders angenehmen Ruhepunkt
für das Auge und ein Gefühl der Befriedigung auch für den
Geist, da sie laut von dem regen Fleifse der Unternehmer
zeugten. Kurze Zeit nach Sonnenaufgang begrüfste mich
mein freundlicher Wirth. Nach vorhergegangener, allgemeiner
Andacht nahmen wir unser Frühstück ein. Dann hatte
ich mit Aufzeichnungen, dem Entwerfen von Karten und anderen
Arbeiten bis zum Mittagessen vollauf zu thun. In den
Morgenstunden verkündete mir mein Diener, dafs der Tod
meines weifsen Kameels erfolgt sei, und dafs auch das braune
sich in einem sehr mifslichen Zustande befinde. An dem Kadaver
des gefallenen Thieres fanden sich bald viele Geier,
desgleichen einige Marabuts ein, von denen ich einen kurz
vor dem Mittagessen mit einer Schrotflinte erlegte.
Grf. Kr o s k ow, Reisen u. Jagden. II. ' &