aber, der schlechten Nahrung wegen, nur geringe Kraft. Zu
dieser physischen Schlaffheit hat indefs die TJnSittlichkeit wenig
beigetragen, denn diese ist hier nicht so arg, als bei den
Homran-Arabern, und der Hadendoa ist wohl der stärkste
Stamm unter den ostafrikanischen Nomaden Völkern.
Die Neugierde, eine Eigenschaft aller Sudanbewohner,
ist bei ihnen in dem Grade ausgebildet, dafs sie kaum dem
Drange widerstehen können, den Gegenstand ihres Wohlgefallens,
sei es auch fremdes Eigenthum zu acquiriren. Das
schwarze Haar ist meist, jedoch nicht immer wollig und wird
mit gekautem, rohen Nierenfette, so oft als möglich, reichlich
eingeschmiert; ein solcher frisch frisirter Kopf sieht von
dieser Fettpomade ganz weifs aus. Die Sonne ändert aber
sehr bald diese Färbe, Das Fett schmilzt und tröpfelt langsam
aus dem buschigen Haare herab, einen Geruch verbreitend,
der für europäische Nasen höchst widerwärtig ist. Die
inneren Handflächen und die Fufssohlen sind heller, als die
Hautfarbe. Die meisten Männer haben nur wenig Bart, an der
Oberlippe rupfen sie sich stets die etwa hervorsprossenden
Haare aus, während am Kinn kurze Rudera stehen bleiben.
Die Weiber, weniger streng verschleiert, sind früh verblüht;
den mohamedanischen Gesetzen nach bleiben sie unter sich
und meiden die Gesellschaft von Männern. Die Lippen sind
bei beiden Geschlechtern stark, die Nasen breit, als Putz tragen
die Weiber im rechten Nasenflügel einen plumpen Metallring,
bisweilen von schwerem Silber. Ebenso sah ich viele
Männer, die den einen oder beide kleine Finger mit metallenen,
besonders silbernen Buckelringen geschmückt hatten.
Die Schenkel oberhalb des Kniees waren bei den Meisten nach
aufsen gebogen, dann fiel das Schienbein gerade auf das Fufs-
gelenk herab. Vielleicht ist dies eine Folge der frühen Anstrengungen
oder des Hockens der Kinder bis zum zweiten
und dritten Jahre auf den Hüften der Weiber und der Gewohnheit,
nicht auf dem Boden zu liegen, sondern oft viele
Stunden lang auf den Knieen zu kauern. Die Kinder werden
meist bis über das zweite Jahr hinaus gesäugt, die Knaben
gehen bis zum achten und zehnten Jahre in ihrer Naturkleidung
umher. Die kleinen Mädchen erhalten im dritten Jahre
einen kurzen Schurz aus Lederschnüren um die Hüften, und
die kleinen Dinger werden schon früh mit Amuleten, Glasperlen
und sonstigem blinkenden Putze überladen. Die Weiber
haben selten mehr wie zwei Kinder, hejralhen im zehnten
oder zwölften Jahre, sind aber nach zehn Jahren schon
ganz gealtert. Einige Mütter säugen ihre auf dem Rucken
festgebundenen, i n Z e u g gewickelten Kinder, indem sie ihnen
ihre Brüste über die,eigenen Schultern geben. Wie bei den
anderen eingeborenen. Bewohnern des Sudan unterwerfen
¡sich auch hier die Töchter und Sklavinnen des Landes einer
gewissen langsamen, schmerzhaften Operation, um ihrem Gemahl
oder Herrn als Unschuld gegenüber zu treten.
Die Männer,können mehrere Weiber nehmen, doch nur
die Reichen machen von diesem Gesetze Gebrauch, da die
Unterhaltung .gröberer Familien :den Aermeren zu theuer
kommt. Eine jede Frau hat ihr eigenes, rohes Mattenzelt, m
das der eigene Mann selbst nicht hineintreten darf, wenn der
Eingang verhangen ist.
Die Dörfer bestehen aus rohen Mattenzelten, die von den
Weibern aufgebaut und abgebrochen werden, gegen aufsen
werden solche Wanderorte durch, abgehauene Dornäste gegen
Räuber und wilde Thiere geschützt. Ein jedes oder mehrere
Dörfer zusammen haben einen Schech, der den Tribut sammelt
Streitigkeiten schlichtet und körperliche Strafen an Ungehorsamen
vollziehen läfst. Das Volk, äufseröt heifsblutig,
freiheitslustig und tapfer, hat sich zuletzt der egyptisehen e-
gierung unterworfen, aber immer noch macht es den boidaten
und Beamten viel zu schaffen. . . . ,
Um auch den Sprachforschern, deren Disciplm m der
Neuzeit eine solche Wichtigkeit erlangt hat, und von denen
man mit der Zeit die Auflösung manches historischen Räth-
sels erwarten darf, auch einigen Stoff zu liefern, gebe ich ein
kurzes Verzeichnis der gebräuchlichsten Worte der Hadendoa
Sprache, wie ich sie aus dem Munde der Leute vernahm.
DieBetonung oderDehnung derWorte spielt in dieser Sprache
in n _ i ^4- rTTAonn+linli Snrpo.hen auf