von breiten, starken Bändern, die unter dem Leibe durchgezogen
waren, umgeben, an den Schiffsbord hinaufgewunden
wurden. Das rollende Rad der Winde, das Geschrei der Arbeiter,
Viehgebrüll oder einzelne Kommandoworte tönten
vom Schiffe herüber. Um fünf Uhr Nachmittag kam ein anderer
Dampfer, welcher der Assidgii-Gesellschaft gehörte, in
den Hafen und ankerte etwas weiter von der Stadt entfernt.
Jener Dampfer führte den Namen Sauakin, mit seinen an’s
Land kommenden Kapitän knüpfte ich in französischer Sprache
eine Unterhaltung an. Eine gröfsere Gesellschaft von Schiffsoffizieren
blieben bei meinem Freunde zum Abendessen, das
nach türkischer Sitte eingenommen wurde. Ziemlich spät ging
ich durch die mir bekannten, engen Strafsen nach meiner
Wohnung zurück.
Donnerstag, den 13. Juli 1865. Vor Sonnenaufgang er-
wachte ich, von Kopfweh geplagt, ich fühlte mich sehr
schwach, alle meine Glieder schmerzten mich, derselbe Zustand
wie vor einigen Wochen, wo ich von der Dysenterie
befallen worden war. Einige Zeit brachte ich in dem nahen
Kafifeehause am Meere zu, der heftige SW.-Wind trieb den
Sand und Staub sogar über den Meeresarm bis auf die Insel
herüber. Der Fufs der Gebirge war, der grofsen Sandwolken
wegen, gar nicht zu sehen, nur die höchsten Spitzen und Felsenkämme
schauten aus diesem Wirbel hervor und zeichneten
sich an dem tiefblauen Himmel ab. Später ging ich zu Mum-
tas Efendi, blieb dort allein in dem grofsen Zimmer und bereitete
mir einige Brausepulver. Ich blieb indefs sehr verstimmt,
obwohl ich mir darüber keine nähere Rechenschaft
zu geben wufste. Morgen sollte die Abreise erfolgen, und ich
hatte deshalb vollauf mit meinem Gepäck zu thun. Dann nahm
ich Abschied von meinem Freunde, dem ich noch ein Thermometer,
grofse Karten von Sudan, Egypten und ein Jagdmesser
zum Andenken gab. Darauf langte ich nach Sonnenuntergang
an'Bord des Dampfers Koseir an, machte mein Lager
auf Deck neben der kleinen Kajüte der Engländer zurecht und
schlief ziemlich gut..
Freitag, den 14. Juli 1865. Um Sonnenaufgang wurden
Vorbereitungen zur nahen Abreise getroffen, leider hatte ich
keine Gelegenheit, meinen Freund Mumtas Efendi nochmals
sehen zu können. Die Anker wurden unter polterndem Geräusch
aus dem Meeresgründe gehoben und die kleineren
Boote aufgewunden, Viehgebrüll, Kommandorufen erscholl,
die Passagiere liefen eifrig auf dem Deck hin und her, dann
keuchte das Schiff in das Meer hinaus.
Zum Schlüsse bitte ich den geehrten Leser mir die steten
Wiederholungen von Frühstück, Wetter, Kaffeehaus und sonstige
Einförmigkeiten verzeihen zu wollen, wenn ich mich
darin vielleicht zu strenge an mein Tagebuch gehalten habe.
Wollte ich aber in der bisherigen Weise fortfahren, so konnte
ich den langen Zeitraum, indem ich so durch Krankheit,
schlechte Nahrung, Hitze und Sehnsucht nach der Heimath
geplagt war, nicht flüchtig übergehen. Ich wünsche es nicht,
eine solche Zeit noch einmal zu durchleben und hoffe, dafs es
dem Leser leichter geworden ist, diesen Abschnitt zu lesen,
als es mir schwer geworden, jene traurige Zeit wieder in die
Erinnerung zurückzurufen, indem ich die Begebenheiten niederschrieb.