Zwölfter Abschnitt.
Rückreise über Wogin, Delamahs, El Quedaref und Hasa-
balla nach Sassaia.
So hatte ich denn den südlichsten Punkt, den ich auf
meiner Reise erreicht, kaum vor einer Stunde verlassen, um
nun die Rückreise nach Europa und in die geliebte Heimath
anzutreten. Ich überdachte nochmals die letzten Erlebnisse
und gab mich Betrachtungen hin, deren Gegenstand besonders
die Mission in Matama war. Ich lege dem Leser kurz
meine Ansichten hierüber dar. Die letztere Anstalt, in der
besten Absicht, anfangs mit wenig Mittelii von der Baseler
Missionsgesellschaft vor etwa zwei Jahren begründet, hatte
es doch durch den Fleifs und die Ausdauer ihrer Vorsteher
zu einem verhältnifsmäfsig blühenden Zustande gebracht, und
durch haushälterisches Wesen, durch fleifsige Arbeit und kaufmännische
Spekulationen der Missionäre ihre selbstständige
Erhaltung ermöglicht.
Auf meine Nachfragen jedoch über diè Erfolge der.Be-
kehrungsversuche, hörte ich, dafs trotz aller guten Lehren,
trotz der Anleitung zur Arbeit, trotz aller Geschenke seit Begründung
der Mission noch nicht ein Bewohner von Matama
oder aus der Umgegend zum Christenthume übergetreten sei.
Gute Lehren würden wohl angenommen, auch die äufseren
Formen beobachtet, aber ein tieferes Verständnifs des Mitge-
theilten. und eine Nutzanwendung desselben auf das Leben
liege den Leuten fern, aufserdem lähme derEinflufs der Umgebung
alle ernstlichen Bemühungen und lasse die ausgestreute
Saat nicht Wurzel fassen Die Geschenke nehmen die Leute
gern an, sie geben Versprechungen, verrichten auch wohl
Arbeiten, für die sie bezahlt werden, aber, wenn die Missionäre
zur Hauptsache, der Bekehrung zum Christenthume
schreiten wollen; dann verschwinden die Zuhörer und ziehen
sich vön dem ertheilten Unterrichte zurück. Die Schwierigkeit
bei der Unternehmung eines solchen Werkes, welches
grofse sprachliche Vorstudien und Kenntnifs .der Volkssitten
und Gebräuche verlangt, wird übrigens, meiner Ansicht nach,
von den Missionsgesellschaften und ihren Sendboten noch zu
wenig gewürdigt. Mit christlichem Glaubenseifer und mit
dem guten Beispiele, das ihre Bekehrergeben, ist noch wenig
gethan. Dadurch allein werden diese Völkerschaften der hei-
fsen Zone noch nicht zu einer geistigen Lehre bekehrt, deren
Sinn von ihnen kaum begriffen wird, viel weniger in Fleisch
und Blut übergehen kann. Damit will ich nicht sagen, dafs
alle christlichen Bekehrungsversuche zu unterlassen seien,
sondern man mag zunächst durch Arbeit und gute Sitte, nicht
durch ermüdende Gebetformeln, am wenigsten aber durch
Geschenke auf die Eingeborenen ein wirken, auch den Handelsspekulationen
entsagen, durch welche leicht der Argwohn
der Eingeborenen rege gemacht wird.
Während meines achttägigen Aufenthaltes in Matama
wurden durch die kleine Glocke des Herrn Eperlein Morgens
und Abends die zur Station gehörenden Diener, acht oder
neun an der Zahl,-th.eüs Abyssinier, theils Galla oder anderen
Negerstämmen angehörige Leute im Alter von acht- bis
neunzehn Jahren, in einer grofsen Tuckel versammelt. Der
Missionär las in deutscher Sprache ein Kapitel, sprach ein Gebet,
und zum Schlufs liefs sich die schwarze Zuhörerschaft
auf die Kniee nieder, „das Vater Unser“ in arabischer oder
in der Landes-(Takrlf) Sprache laut hersagend. Einige der Mitglieder
verstanden weder arabisch noch die Takrir-Sprache,
und machten die Andachtsübungen natürlich nur mechanisch
mit.
Ein grofser Uebelstand für die Mission ist der hier in
Matäma sehr schwunghafte Sklavenhandel, dazu kommt endlich,
dafs sich daselbst stets eine Menge von Mekkapilgern