sichtbar). Besonders tief finde ich die Grube ober der Glabella — die Fossa supra-
glabellaris, über welcher wir eine ovale, leichte Erhöhung — die Evvinentia supraglabel-
laris —erblicken.
Der abgebogene, an das Nasale grenzende Stirnteil ist 28—28,5 mm breit.
An diesen Teil ist das .linke Nasale angefügt. Letzteres ist ein poröser, dicker Knochen,
dessen Dicke mit dem ebenso starken angrenzenden Stirnteile im Zusammenhänge steht.
An das konvexe Nasale schmiegt sich der Processus frontalis maxillaris an und zwischen
diesen beiden Knochen verläuft eine deutliche Längslinie. Die Oberfläche des genannten
Processus decken verzweigte Gefäßeindrücke. Letzterer Knochenteil wird durch
die Sutura lacrimo - maxillaris mit dem Os lacrimale verbunden. An diesen Knochen
sieht man die Fossa sacci lacrimalis, welch letztere eine deutliche, flach elliptische Vertiefung
darstellt. Leider ist das ganze Nasale nicht mehr vorhanden, denn es ist sein
vorderer Teil abgebrochen. Man sieht indessen, daß dieser Knochen nicht-geradlinig
verlief, sondern, daß er sich in seiner unteren Hälfte etwas aufbog. Bemerkenswert
ist indessen der Umstand, daß das Nasale nicht stumpfwinklig vom Stirnbeine absetzt,
wie dies gewöhnlich der Fall ist, sondern daß sich das Nasale in der Verlängerung der
supraglabellaren Stirnprofillinie fortsetzt. — Bevor ich die Beschreibung unseres Stirnfragmentes
fortsetze, möchte ich noch eines isolierten Nasenbeinpaares Erwähnung tun,
von dem nun der vordere Teil abgebrochen ist. Der Knochen ist sehr dick, doch wird
er nach vorn zu rasch dünner. Am Rücken des ausgeschweiften Knochens bemerkt
man eine Längsnaht, die indessen nicht mehr in ihrer ganzen Erstreckung vorhanden
ist, da die beiden Knochenhälften in ihrem oberen Drittel bereits verwachsen sind. Diese
letztere Erscheinung ist einigermaßen bemerkenswert, da man eine Verwachsung der
Nasenbeine bei den Affen regelmäßig, beim Menschen aber auch des öfteren beobachtet.
(Siehe' Taf. III., Fig. 3.)
Um nun wiederum zu unserem Stirnfragment zurückzukommen (Taf. V., Fig. 2),
so habe ich im Sinne S chwalbes noch ein wichtiges Ergebnis zu besprechen. Falls
wir nämlich auf die Mediankurve des Stirnteiles noch die laterale Stirnkurve hinzufügen
und auf dieses Bild die entsprechenden Profillinien des Neandertalers zeichnen,
und zwar so, daß sich die Durchschnittslinien der Orbitaldächer decken'), so ergeben
sich daraus bezüglich der sog. fliehenden Stirn sehr wichtige Schlüsse. Wir sehen
vor allem eine große Übereinstimmung beider, und zwar insofern, als sich die Achsen
der Processus zygomatici und die Richtung der Schläfenlinien decken. Andererseits aber
finden wir, daß die Stirnprofillinien bezüglich ihrer Neigung nicht übereinstimmen. Die
- i) Vergleiche: S chwalbe „Über die spez. Merkmale des Neandertalschädels“. — Aus den Ver-
handl. d. Anat. Gesellsch. a. d. 15. Versamml. in Bonn v. Bardeleben.
Stirne | § j Krapina-MenBen S t o T ie x g d 21), obzwar .sie fliehend ist, i s t w e n ig e r
g e n e ig t a ls b e im N e a n d e r t a le r . Sie steht die^ezilglich zw is ch en den rezenten
Menschen und dem letzteren. Diese Erkenntnis ist « n hervorragender Wichtigkeit;
abgesehen davon, daß ichtischon von Anfang an die Stirn das Homo von Kra-
pina als weniger fliehend, a ls ld ie s^m Neandertaler der Fall ist, betrachtete, ist dieses
Ergebnis noch in genetischer Hinsicht von Bedeutung,
w e il w ir in de r g e r in g e ren N e igu n g der S tirn
d e s M en s c h en v o n K r a p in a e in en Ü b e r g a n g
v om Homo primigenius zum r e z e n t e n Homo sapiens
e r b l ic k e n .
Der Vollständigkeit halber gebe ich noch eine
kurze Beschreibung eines Stirnfragmentes, dessen linker
Überaugenwulst aufgebrochen ist. (Siehe Taf. V., Fig. i.)
Sonst sieht man auch noch den geringen Teil des rechtsseitigen
Orbitalrandes und die breite flache Glabella.
Das Nasale fehlt; der abgebogene, an das Nasale herabreichende
Frontalabschnitt weist eine Breite von 28 mm
auf, ist also bloß um 0,5 mm schmäler als am vorigen
Fragmente. Die Glabella ist durch eine ganz leichte
Einsattelung von den Orbitalrändern getrennt und sticht
nur mäßig von der Stirn ab, weshalb auch keine so
deutliche supraglabellare Grube vorhanden ist, wie dies
an der vorigen Stirn der Fall war. Es ist demnach die
Glabella hier etwas flacher und der zum Nasale abgebogene
Fig. 21. Mediankurve des Stirnteiles
des Krapina-Schädels mit eingezeichneter
lateraler Stirnkurve
und Proc. zygomaticus (-------- -),
kombiniert mit denselben Schnittlinien
des Neandertalers (— ....}
und zwar so, daß sich die Orbitaldächer
decken.—(Zu diesemZwecke
waren insbesondere die Seitenansichten
der Krapinastirn (Taf. V.
Fig. 2 a, 2 b) tauglich, weil sie uns
den Proc. zygomat. als auch den
im ersten Drittel erfolgten Bruch
des Orbitaldaches zeigen.)
Stirnteil etwas kürzer.
Ferner sind die*' supraorbitalen Wülste und die Glabella dieser. Stirn ganz
durchhöhlt, denn man sieht die ganze innere Partie der Wülste als auch die ganze
Glabella mit Ausnahme eines dünnen, mittelständigen, vertikalen Septums, an diesem
Stücke ausgespart, während z. B. an der vorigen Stirn links, und zwar in der
gleichen Entfernung von der Mitte der Glabella, noch keine Höhlung, sondern ein kompakter
Orbitalwulst vorhanden ist. Die Dicke des Stirnbeines über der Mitte des rechten
Orbitalwulstes beträgt an diesem Fragmente bloß 4 mm; endlich sind die Eindrücke
der Gehirnwindungen an diesem Stirnstücke viel kräftiger und zahlreicher als an der
vorigen. Selbst jene feinen Gefäße sind hier stärker ausgeprägt als an jener Stirn1).
i) Es liegen noch 5 Frontalfragmente von zumeist jungen Individuen vor, die ich nicht zu beschreiben
gedenke, da sie zu geringe Partieen der S tirn darstellen, die auch sonst nichts N eues aufweisen.