häufiger bereits ausgeübt hätte. (Sitzungsberichte der Niederrheinischen Gesellschaft für
Naturkunde zu Bonn 1892.) E. Dubois untersuchte darauf das Eppelheimer Femur.
(Neues Jahrbuch für Mineralogie 1897.) Derselbe schliefet sich jedoch der früheren Ansicht
Owens an, welcher das Femur als sehr dem Gibbon ähnelnd erklärt hatte. Dubois
machte besonders darauf aufmerksam, dafe die äußere stark ausgebildete Längsleiste
(Crista lateralis Fig. 381) sich etwa 1 cm von der vom inneren Kondylus aufsteigenden
schwachen Leiste entfernt halte. Dubois erkannte ferner, dafe das Eppelsheimer Femur
abgesehen von der größeren Länge ganz mit der heutigen Hylobatesform übereinstimme
und benennt ihn Pliohylobates eppelsheimensis. Die Fig. 38 ist eine Aufnahme
des Originals. Man sieht nicht allein an ihr, dafe Dubois Auffassung der beiden Leisten
durchaus richtig ist, sondern auch, dafe Pohligs flache Linien, welche in seiner Fig.
mit a und b bezeichnet sind, von den mangelhaft zusammengesetzten Bruchenden im oberen
Teile des Femur herrühren. Deutete schon der bleibende Abstand der beiden Längsleisten
darauf hin, dafe das Femur einem aufrecht gehenden Affen n ic h t angehörte,
so wird das durch die Röntgenaufnahme Fig. 39 sicher bewiesen. Zunächst zeigt
dieselbe, dafe das obere Bruchende durchaus nicht regelrecht mit dem Schafte zusammengefügt
ist. Das Femur ist durch Zement um wenigstens 15 mm über seine natürliche
Größe v e r lä n g e r t . Dadurch sinkt die von Dubois angegebene Größe des Eppelsheimer
Femur von 284 unter 270 mm. Auch die unteren Bruchenden sind nicht regelrecht
aneinander gefügt. Die Details der Röntgenaufnahme im oberen Ende zeigen,
dafe ein Stehtrajektorium n ic h t existiert. Von einer Nahtlinie ist keine Spur vorhanden.
Es war ein a u s g ew a c h s e n e s , a l t e s Individuum. Das Caput zeigt dén
Typus eines Affenfemur mit von der Mitte aus radial verlaufenden Knochenbälkchen,
der Trochanter ein stärkeres Trajektorium des Glutaeus medius. Fehlen somit schon
im oberen Femurende alle Anzeichen für den aufrechten Gang des Affen oder gar
eines jüngeren menschenähnlichen Wesen s,. so ist das noch viel mehr für das untere
Ende zu konstatieren. Neben dem Fehlen der Nahtlinie bemerkt man sofort die b o g e n förmigen
Trajektorien des Affen femu r trotz des in das Femurende hineingetriebenen
Metallstabes. Die von den Kondylen aufsteigenden gradlinigen Trajektorien sind in
ihrer Stärke einander gleich, das äußere dominiert n icht.
Aus dem Vorhergehenden geht hervor, dafe dieses Geschöpf k e in e s fa lls aufrecht
ging und durchaus nicht menschenähnlicher in bezug auf die funktionelle Gestalt des
Femur war, wie die heutigen Anthropomorphen. Es war ein wahrer A ffe und unterscheidet
sich von dem heutigen Hylobates nur durch eine etwas größere Längenentwickelung seines
Femur. Dubois war, wie er schreibt, nach der äußeren Untersuchung des Eppelsheimer
Femur enttäuscht, weil er hoffte, ein gutes Vergleichsobjekt mit seinem Pithekanthropus zu
finden. Auch die Struktur des Eppelsheimer Femur enttäuscht, wenn man aus ihm
Aufschlüsse über einen etwaigen genetischen Zusammenhang der Primaten, also über
die Primatenstammform erwartet.
Dafür hat man seine Hoffnungen zur Lösung d ie s e s Problems auf die Strukturuntersuchung
des Pith ek an th ro p u s zu setzen, welche Professor Dubois in Angriff
hat. Derselbe teilte mir mit, dafe die Knochen leider stark versteinert sind und der
Untersuchung mit Röntgenstrahlen trotzen. Ich glaube immerhin, dafe, wenn auch hier nur
Andeutungen der Struktur durch genaue Röntgenaufnahmen sichtbar werden, es dennoch
auf Grund der in der vorliegenden Abhandlung ausgeführten deutlichen Merkmale
zwischen Mensch und Affe möglich sein wird, den Streit über die phylogenetische
Stellung des Pithekanthropus zu e n t s c h e id e n .
Der eventuelle Nachweis des S teh t ra je k to r ium s im oberen und das Prädominieren
des äu ßeren gradlinigen Trajektoriums im unteren Femurende wird die Entscheidung
bringen, ob jenes Individuum a u f r e c h t ging oder nicht, ob es men sch lich
o d e r ä f f i s c h war. Die stärkere Rundung der Diaphyse in der Poplitealregion; wodurch
sich dieses fossile Femur vom heutigen Menschen hauptsächlich unterscheidet,
wird voraussichtlich weniger in Betracht kommen und höchstens wie beim Neandertaler eine
stärkere; Transversalbelastung andeuten. Nur die Untersuchung der funktionellen Struktur
wird zu einem Schluferesultate über dieses heifeumstrittene Objekt führen, bei welchem
die Betrachtung der äußeren Formen für eine definitive Klärung versagt hat. Möge
diese von Dubois ^„Aussicht gestellte Untersuchung bald zu Ende geführt werden.
Ich kann es mir nicht versagen, hier noch einige Worte über die Zusammensetzung
und Ergänzung aufgefundener prähistorischer Knochenreste anzuschliefeen. Es
wird in Zukunft in hohem Grade wünschenswert sein, bei solchen Objekten auch das
In n e re , die S t ru k tu r der Knochen zu schonen und nicht durch Einbohren von
Metallstücken und durch Aushöhlen der Knochen dieselben zu zerstören. Auch die
Verwendung von Verbindungsmaterialien, welche für Röntgenstrahlen undurchlässiger
sind, sollte möglichst vermieden werden. Manches Stück wird alsdann für die Untersuchung
eineif viel höheren Wert besitzen. Selbst bei der Skelettierung heutiger Tiere
sollte man nicht mehr die großen Bohrlöcher, ferner große kaum zu entfernende Metallstifte
anwenden, welche bisher allgemein üblich waren. S ie machen sich bei der Aufnahme
mit Röntgenstrahlen in höchst unangenehmbarer Weise bemerklich.
Stellt man sich auf den Standpunkt der neueren Abstammungslehre, nach welcher
Mensch und Menschenaffen gemeinsame Primatenahnen besessen haben, so ergibt sich
aus den vorliegenden Untersuchungen, dafe Menschen- und Affenfemur sich nur dadurch