2. D a s r e c h t e u n te r e S t irn b e in .
Taf. V., Fig. 2, 2 a, b.
Es ist dies ein guterhaltenes Bruchstück, an dem insbesondere die Tori supraorbitales,
und zwar der ganze rechte und ein Teil des linken mit der dazwischen
liegenden Glabella und dem linken Nasale hervortreten.
Die Stirnbreite von der prominentesten Stelle der Sutura zygomatico-frontalis
bis in die Mitte der Grube oder der Glabella beträgt 63 mm, die postorbitale Einschnürung
aber 52 mm. Aus diesen beiden Ausmaßen ergibt sich einmal die geringste
Stirnbreite mit 104 mm und dann die größte Entfernung der beiden vorstehendsten
I , , . I , .T .I 104 100
Punkte der Zygomatico-Frontal-Naht mit 126 mm. Wenn wir -— ---- setzen,.;so.
erhalten wir 82,5 als den sog. F r o n to b io r b i ta l- I n d e x . Dieser Index ist aber ein
geringerer als bei den bisher an den Schädeln des Homo primigenius berechneten
Fällen, wo er sich zwischen 83,4—88,8 bewegte, während er hier dem entsprechenden
Index des Pithecanthropus fast ganz gleichkommt. Ich bemerke, daß das in Rede
stehende Stirnfragment einem jüngeren Individuum angehörte. — Ich besitze eine Anzahl
Supraorbitalwülste mit dem Processus zygomaticus, welcher eine noch bedeutendere
Prominenz gegenüber der Linea temporalis aufweist, als das an unserer Stirne der
Fall ist.
Mit ziemlich großer Sicherheit konnte am vorliegenden Stücke noch der Inter-
o r b i t a l - I n d e x , und zwar aus der Interorbitalbreite, die hier 28 mm beträgt, ermittelt
werden. Da die innere biorbitale Breite (in gerader Linie) an 2 X 53 — i°6 ausmacht,
ergibt sich, wenn wir 28 setzen, 26,4 als der gesuchte I n t e r o r b i t a l - I n -
d e x , welcher jenem des Neandertalers und des C-Schädels aus Krapina mit 27— 27,1
ganz nahe kommt.
Sehr bemerkenswert ist die Lamina perpendicularis mit der Crista g a lli. Letztere
zeichnet sich durch ihre etwas gedrungene, niedrigere Gestalt aus. Dieser Knochenfortsatz
ist dreiseitig und vorn frontalwärts etwas verkürzt. Er ist unsymmetrisch', im
allgemeinen aber vorn dicker als rückwärts. Seine Länge beträgt 18,4 mm (oben) und
ist vorn (an der Basis) 8,5 mm dick. Nach unten geht er in die dünne (0,7 mm) Lamina
jperpendicularis, die zum größeren Teile weggebrochen ist, über.
Ich bemerkte schon, daß das Stirnbein nasalwärts verlängert ist. Diese Eigenschaft
aber wird dadurch gut ersichtlich, daß wir uns die beiden Sutura zygomatico-
frontalis verbunden denken. Es kommt dabei die Sutura naso-frontalis des rezenten
Menschen ziemlich weit über diese Linie, beim Homo von Krapina aber an oder fast
unter dieselbe zuiliegen. Die tiefere Lage der genannten Naso-frontsÉSulur des alt-
d i& Ä len Menschen wurde durch dfpstarken basalen Stirnschwellungen und diese
wiederum durch den Einfluß der Schläfemuskeln hervorgerufen, wodurch aber nicht
nur dié gesagte Sutur, sondern auch die übrigen mit derselben in einer nahezu gleichen
Ebenè ^liegenden Nähte, insbesondere die an der Basis der Crista g a lli sich befindliche
Ansatzstelle der Irm ina ßrärosa in e S .| | f e r e X a g e gebracht wiyäen. Es scheint also
die innere Schädelbasis gleichsam nach vorn und abwärts gedrückt worden zu sein.
Die erwähnte L a m a crihrosa a b f fy jt f c t im Schädel gewöhnlich ||srizont|| beim
Menschen von Krapina indessen nur dann, wenn wir uns dessen Stirnprofilhmen mit
jener des rezenten Menschen so aneinandergestellt denken, daß sie sich decken. Sobald
aber der Stirn des llomo ^ n Krapina ihre natürliche (fliehende) Lage geben,
sehen wir auch, daß die Basis der Crista g a lli eine schräge, nach ab- und rückwärts
geneigte Lage einnimmt. Es nimmt also die Lamina crihrosa, je nachdem die Stirn
steil£|der fliehend ist, eine entsprechend horizontale oder geneigte Lage ein Beim
altdiluvialen Menschen sehen wir nun, daß durch die basale (glabellare);: Schwellung der
S t irS im e einerseits eine Verschiebung der im Niveau A er Nasalsutur liegenden Teile
n |||i vor- uitij abwärts und anderseits durch jg j fliehende Stirne eine schräge Lage
jener* Teile, insbesondere Ser Lamina triirai» und Crista ga lli, eingeleitet wurde. ^
Ich habe diese Verhältnisse an nebensfphender'
Abbildung zutn Ausdrucke zu bringen versucht (Text-
B i l d 18). Dieses Bild zeigt uns die beiden Profile sè lom-
bifiert, daß ihre natürlichen Stirnlagen beibehalten wurden,
jedoch beide sich in der Sutura naso-frontalis („Nasion“)
äls gedachten Fixpunkt berühren1). Dieses Bild-zeigt
nun- 'annähernd die Differenzen, welche zwischen den
Schädeln des rezenten und der altdiluvialen Menschen
bestehen. Diese Verhältnisse dürften iah allen altdiluvialen
Schädeln vorhanden sein und zwar wird die Neigung der
Lamina crihrosa .immer von der Größe der Stirnneigung
abhängen.
Nun wollen wir versuchen, die eben geschilderten Verhältnisse zwischen dem
i) Falls w ir im Textbilde 18 die beim Krapina-Menschen geänderte tiefere Lage der S f c
n a s o - f r o n t a l i s aulhellmen und' dabei mit diesem Punkte gleietaeiiljgäns der Kontur der § 5
rezenten Menschen etwas heransrflcken würden, würde uns ein derartig korrigiertes Bild die wirklichen
in Rede stehenden Verhältnisse dieser, Objekte darstellen.