5. Rechtes Parietale mit der hinteren Stirnpartie (E-Schädel-Fragment).
Taf. II.,. Fig. 2.
Dieses von einem jüngeren Individuum herrührende Schädelstück ist-im ganzen
genommen 156,0 mm lang und 102,5 mm, breit. Es umfaßt hauptsächlich das rechte
Parietale, welchem das hintere Viertel sowie auch das vordere linke Eck fehlt, so- daß
von der ganzen Sagittalnaht bloß ein geringer Teil (26,5 mm lang) erhalten is t An
das Parietale schließt sich nach vorn das Frontale an, von welchem, wie gesagt, die
hintere Hälfte der rechtsseitigen und ein geringerer Teil der linken Hälfte erhalten
blieb. Die noch offene Koronalnaht ist in einer Länge (Sehne): Von 79,3 mm sichtbar.
Hinten- sehen wir die Suiura lambdoidea in einer Erstreckung von 76,5 mm, und zwar
vom Angulus mastoideus an, doch ist ihre untere Partie verletzt. Der Angulus sphen-
oidalis liegt beiläufig 55,4 mm vor dem Angulus mastoideus. Sehr bemerkenswert
sind die beiden Lineae temporal, wovon besonders deutlich die Linea temporalis inferior
ist; 12,3 mm über dieser (vorn 9 mm) zieht die viel schwächere Linea temporalis
superior. Der Verlauf beider Linien ist ein regelmäßiger, d. h. wir sehen an ihr keine
sekundären Einbuchtungen, sondern sie ist ununterbrochen fortlaufend und elliptisch. Der
größte lineare Durchmesser der Linea temporalis superior mißt von der StelM§ wo
vorn die Linea temporalis die Sutura coronalis kreuzt und bis nach rückwärts 90 mm,
die Entfernung der oberen ausgebuchteten Stelle der Linea temporalis superior von
der Sutura sagittalis mißt 52,7 und vom tiefsten Einschnitte des Margo squamosum
53,3 mm. Die Dicke des Stirnbeines beträgt 6 mm, die Dicke am Tuber parietale, der
übrigens gut ausgeprägt ist, 8,5 mm; sonst beträgt sie oben 5,6 und rückwärts 6,2 mm.
Indem die Dicke unseres Schädelfragmentes der Dicke der entsprechenden Teile
des C-Schädelfragmentes entspricht, da ferner die größte Erstreckung der Linea
temporalis superior an beiden Fragmenten nahezu dieselbe ist und da endlich auch die
Bogenlänge von der Kreuzung an der Koronalwand bis zur Sutura lambdoidea,
sozusagen dieselbe ist, kann auch angenommen werden, daß beide Schädel gleich
groß waren. Nachdem wir dies eruiert haben, wollen wir versuchen, die Lage des
Bregma und des Lambda festzustellen. Die Lage des Bregma ergibt sich aus der entsprechenden
Verlängerung dér Sutura coronalis, Sutura sagittalis und des Sulcus sagittalis.
Ebenso, doch weniger genau, kann die Lage des Lambda aus der Verlängerung der
Lambda- und Sagittalnaht bestimmt werden. Falls wir noch ëin entsprechend großes
Seitenwandbein eines rezenten Menschen zu Hilfe nehmen, so erhalten wir als Sehnenlänge
der Sagittalnaht den Betrag von 104 mm. Das an unseren E-Schädel mit seiner
vorderen rechten Ecke angeklebte und durch die Sagittal- und Lambdanaht begrenzte
65,8 mm lange Schädeldachstück ist von derselben Dicke und Beschaffenheit, wie das
übrige Schädeldach, so daß wir jenes kleine Bruchstück ohne Bedenken als demselben
Schädel angehörig betrachten können. Diese Kombination (die eben an unserem Bilde
durchgeführt ist) ergibt uns ohne weiteres die Sehnenlänge der Sagittalnaht abermals
mit 104 mm.
Für unser Schädelfragment E ist besonders die A b p la t tu n g der P a r i e t a l -
r e g i o n bemerkenswert. Im Gebiete der größten Schädelbreite ergibt sich nämlich
die Bogenlänge von der Schläfenlinie (Linea temporalis inferior) bis zur Sagittalnaht
mit 150 mm; die gerade Entfernung der beiden Punkte beträgt aber bloß 142 mm
(beides; ist natürlich doppelt genommen), Daraus ergibt sich aber, daß die lineare Entfernung
94,6%. des Bogenmaßes ausmacht. Falls wir aber die Linea temporalis superior
diesbezüglich in Betracht, ziehen, so erhalten wir für obige Entfernungen die Werte
134 und 131, woraus sich ergeben würde, daß die lineare Entfernung der oberen Schläfenlinie
97,7 °/o der Bogenlinie beträgt. Daraus ergibt sich eine sehr starke Abplattung
des Schädeldaches, wie wir eine solche bei Pithecanthropus mit 95,2 % finden, (vgl.
S chwalbe: „Studien über Pithecanthropus“, S. 56) ja jene übertrifft sogar — falls die
obere Schläfenlinie in Betracht gezogen wird — die letztere. Bedenken wir, daß beim
Neandertaler dieselbe 88,7 (1. c. S. 57) beträgt, so ist unser Schädel diesbezüglich sehr
bemerkenswert und dies um so mehr, als ich bereits für den rekonstruierten Schädel
D hervorgehoben habe, daß er ein abgeflachtes Schädeldach besaß *). Nun aber lebten
in Krapina, wie ich des öfteren hervorgehoben habe, auch Menschen mit gewölbterem
Schädeldache, wie dies eben auch die Menschen von S py und Neandertal waren.
6. Diverse Schädelknochen des Menschen von Krapina.
Davon sind wohl die meisten bereits beschrieben, doch will ich die wichtigeren
nochmals vorführen, um ihre Merkmale mit den neu äufgefundenen Resten in Vergleich
ziehen zu können.
1. D a s P a r i e t a l e . .
Äußer dem, bei der Fragmentgruppe des D-Schädels erwähnten linken Seitenwandbein
möchte ich noch zweier guterhaltener Seitenwandbeine Erwähnung tun. 1
1) Am Schädeldache dieses Fragmentes sehen wir die obere Schläfenlinie bloß im Niveau,
welches senkrecht auf die Sutura sagittalis projiziert, 43 mm vor der Lambda zu stehen kommt. Das
Verhältnis der Bogenlänge und der geraden Entfernung der Schläfenlinie von der Pfeilnaht verhält sich
2 X 7 1 und 2x69,4, woraus sichergibt, daß die gerade Entfernung 97,7 °/o der Bogenlänge ausmacht, was
wiederum mit unserem obigen Befunde übereinstimmt.